Gestern und Heute


Gestern und Heute

Gestern

In den 1980er Jahren, bevor Dating-Apps existierten, gab es Peter und Anna. Peter war schüchtern, und seine Freunde mußten ihn überreden Anna anzurufen. Er nahm den schweren Telefonhörer in die Hand und wählte ihre Nummer von einem Zettel ab.

Peter: „Hi, Anna? Ich bin's, Peter. Wir haben uns auf der Party bei Tim kennengelernt.“

Anna: „Oh, ja, ich erinnere mich! Du warst der mit dem tollen Tanzstil.“

Peter: „Ähm, ja, das war ich wohl. Hast du vielleicht Lust, mal zusammen Eis essen zu gehen?“

Anna: „Klar, warum nicht! Wie wäre es mit Samstag?“

Peter: „Perfekt! Ich hole dich um fünf ab.“

Am Samstag stand Peter vor Annas Tür mit einem riesigen Blumenstrauß. Er klingelte nervös, und als Anna öffnete, lachten sie beide.

Anna „Wow, solche Blumen hat mir noch nie jemand gebracht!“

Sie gingen Eis essen, und der Rest ist Geschichte - Happy End.


Heute
 
Hier zeigt sich auf amüsante Art und Wiese, wie schnell sich Menschen verlieben, trennen und wieder zueinander finden – alles unter dem Einfluss der digitalen Welt.

Ein schickes Café, voll von Leuten, die auf ihren Smartphones herumtippen.
Die Kinder von  Peter und Anna sitzen an getrennten Tischen, vertieft in ihre Bildschirme.
Beide sind auf einem Dating-Portal angemeldet.

Willkommen in der Ära des digitalen Liebeslebens, wo der erste Eindruck von der Profilbeschreibung und das Herzklopfen von der Benachrichtigung kommt.

Lisa (liest ihr Smartphone) "Hi, Lisa, ich mag deine Fotos. Wollen wir uns treffen? Ich finde, wir haben viel gemeinsam. Lust auf einen Kaffee?“ LG Max
Antwort an Max: „Ja gerne, möchte dich auch kennen lernen“ LG Lisa.   

Zwei Seelen, beide mit einem „Single“ auf dem Profil treffen sich in der realen Welt.  Und so, mit einem banalen Kommentar und einem flüchtigen Lächeln, entzündet sich das Feuer der Liebe. Die Chemie stimmt, die Algorithmen haben gesprochen!

Zwei Wochen später, die anfängliche Magie ist schnell verflogen Wie schnell? So schnell wie ein USB-Ladegerät in einem Haushalt mit Teenagern.

Lisa: (seufzt) Max, wir haben uns wirklich kaum Zeit gelassen. Vielleicht sind wir zu unterschiedlich.
Max: (nickt) Ja, Lisa, du hast recht. Du magst Katzenvideos, und ich mag eher Hunde.

Und so endet es, das kurze Intermezzo. 
Beziehungsstatus: Es ist kompliziert.

Aber halt! In der Welt der Likes und Follows, der Shares und Retweets, gibt es immer eine zweite Chance. Willkommen bei der Liebe 2.0.

Das gleiche Café, einige Wochen später. Lisa und Max sitzen an getrennten Tischen, beide wieder in ihre Smartphones vertieft. Plötzlich entdecken sie ein bekanntes Profil.
Lisa: (lächelt) Hey, Max hat ein neues Profilbild. Sieht gut aus.
Max: (grinst) Lisa hat meine Story gelikt? Vielleicht sollten wir es noch einmal versuchen.

Und so endet die Geschichte, zumindest für heute. Denn in der digitalen Welt ist nichts endgültig, außer vielleicht der letzte Update-Download.

Liebe Leser, das war die Erzählung über das sich verlieben einst, und die Höhen und Tiefen der modernen Liebe heute. Inspiriert wurde ich von den Erzählungen der Tochter meiner Freundin.
Vergesst nicht, zu liken, zu teilen und vielleicht sogar zu kommentieren.
Denn wie in der Liebe gilt auch hier: Wir leben von der Aufmerksamkeit.

ulpo2024

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Kommentare (2)

keyly

Von der Natur durchaus mit einer guten Portion Fantasie ausgestattet, kann ich mir das lt. Umfragen eher dürftige Liebesleben der jungen Menschen nicht vorstellen. So altmodische Gefühle wie Herzklopfen, nicht einschlafen können oder die aufregende Kleiderwahl, um zu gefallen, lasse ich einmal links liegen.
Ich scheitere bereits an den praktischen Möglichkeiten. Wie kann man sich Kennenlernen, wenn jeder mit irgendwem am Handy spricht und den daneben sitzenden "Neuling" gar nicht beachtet. Dann, endlich die Erlösung, bekommt der andere einen Anruf und das vorherige Plappermäulchen schaut Löcher in die Luft. Ich habe das selbst mehrfach beobachtet, irgendwie traurig...
Muß nun, sollte es zu einem Gespräch kommen, vorerst geklärt werden, welchem Geschlecht das Gegenüber angehört oder sich zumindest zugehörig fühlt? Wir in Österreich haben es ein wenig leichter, weil unsere Regierung nur 6 Varianten anerkennt, aber in Deutschland könnte man durch das großzügige Angebot schon ins Trudeln kommen.

Einen erschreckenden Einblick bot vorige Woche eine Sendung auf PRO 7, wo sich der für seine Selbstversuche bekannte Herr Jenke mit dem Experiment Liebe beschäftigte. Speziell in Japan hat der Wahnsinn europäische Grenzen weit überschritten. Man kann dort eine Stoff- oder Plastikfrau heiraten, mit der sich der Ehemann dank KI auch unterhält. Dieser Frauenersatz ist natürlich einfacher als das lebende Objekt, immer freundlich und auch kaum anderer Meinung. Manche gehen sogar mit lebensgroßen Puppen in ein Lokal und bestellen dort für 2 Personen Essen. Ich glaube aber nicht, dass diese "menschgewordenen Computer" auch für sexuelle Zwecke geeignet sind. Da greift man auf die längst bekannten Möglichkeiten zurück. Aber Sex scheint nicht mehr das große Ziel, angeblich leben 57 % der Ehepaare nach kurzer Zeit ohnehin ohne.

Was würde ein Steinzeitmensch dazu sagen?
Ich halte mich sicherheitshalber zurück. Jedenfalls bin ich sehr froh, vor fast 78 Jahren geboren worden zu sein!

Lydia

ulpo

@keyly  
Liebe Lydia, vielen Dank für Deinen Kommentar der weitere interessante Details aus der heutigen Welt aufzeigt. Wir konnten im "Gestrigen" erleben, ohne deswegen von gestern zu sein 😉, wie aufregend tatsächliche Begegnungen sein konnten. Die Welt verändert sich und für unsere Kinder, erst recht für die Enkel, sind der von mir beschriebene Umgang mit dem was heute angeboten wird normal, und sie finden sich auch zurecht. 
Man mag die digitale Welt gut finden oder nicht, aufzuhalten ist sie nicht. 
Man kann alles ausprobieren, man muß aber nicht. Diese Entscheidung treffe ich ganz allein.
Danke noch mal fürs lesen und kommentieren,
herzliche Grüße
Ulla


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