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EmilWachkopp
EmilWachkopp
Mitglied

Ich werd wull nie ein Schick-Sie-Mix-Sie
geschrieben von EmilWachkopp
Eigentlich bin ich nie … Na ja, aber nur fast. Wäre ich Schick-Sie-Mix-Sie geworden. Ich wusste ja, dass ich für solche Albernheiten schon zu alt war. Aber irgendwas muss man ja ins Leben werden. Auch wenns erst ins Alter ist. Ich kann ja schließlich nicht nur Däumchen drehen und Enten füttern. „Nein!“ sagte ich mir eines Morgens beis Aufwachen. „Emil, so geht das nicht weiter! Du musst Schick-Sie-Mix-Sie werden, was immer das auch ist. Du kannst nicht stets nur aus die Reihe tanzen. ‚Jump in the line‘ und hops im Rudel.“

Na, aus Erfahrung wird man schlauer. Deswegen rate ich Dir: Werde man lieber nicht Schick-Sie-Mix-Sie. Wenn nümlich doch, denn musst Du mindestens einmal im Monate ins Dusseltheater gehen (gerne nackt) und einmal die Woche auf ein Happening mit Böllermusik und szenischen Sauereien. Ich war einmal auf einer Schick-Sie-Mixischen Kunstausstellung. Da lagen in einem Glasschaukasten die ästhetisch geformten, ansprechend mit verwelkten Löwenzahnblättchen dekorierten Exkremente eines Schick-Sie-Mix-Sie-Künstlers auf einem zweckentfremdeten Porzellanteller serviert. Sowas gehört ja eigentlich in den Pott. Na, ich wollte eigentlich bloß wissen, ob die Schei…, ob das Kunstwerk echt war. Deshalb nahm ich das Glas ab und schnüffelte mal kurz unter.

Oh!!

Ich wusste bis dahin noch gar nicht, dass Kultur so stark riechen kann. Außerdem gab mir der Schick-Sie-Mix-Sie-Kunstausstellungsüberwacher so einen bösen Blick, als hätte ich Kirchenschändung begangen. „Komisch“, dachte ich mir. Wenn ich einen Picasso auf seine Echtheit prüfe, nimmt mir das keiner krumm. Aber Schick-Sie-Mix-Sie-Künstler sind es vielleicht nicht so gewohnt, dass man ihnen auf den Zahn fühlt. Jedenfalls: Um mir schlank aus die Affäre zu ziehen, sagte ich: „Sowas gehört unter Verschluss und mit Alarmanlage versehen. Schon mal was von Kunstraub gehört?“ Aber dafür erntete ich nur einen noch böseren Blick.

Nackt ins Dusseltheater gehen … Nein, das wagte ich denn doch wieder nicht. Dazu war ich kulturell gesehen noch nicht genügend ausgereift. Deshalb kam ich vorerst einmal im Lendenschurz an. Als Kompromiss. Aus mir völlig unerfindlichen Gründen wurde ich aber von allen eher wie ein gemeingefährlicher Bekloppter als wie ein ehrbarer Schick-Sie-Mix-Sie behandelt. Vor allem die Schick-Sie-Mix-Sie-Frauen machten einen besonders großen Bogen um mir herum und betrachteten mir aus vor Angst flatternden Augen. Waren die denn alle nicht echt? Oder hatte ich was verwechselt? Zum Glück hatte ich meine Adelsgarnitur und Adelsperücke im Rucksack dabei.

Was mir ans Dusseltheater interessierte, das war nicht der Inhalt. Ich wollte bloß wissen, ob die Obszönitäten, die im Dusseltheater obligat sind, echt oder nur vorgetäuscht sind. Das ist ja für einen Mann in meinem Alter von eminenter Bedeutung. Ob zun Beispiel die szenischen autoerotischen Exhibitionen oder die gegenseitige Nutzung als sexuelle Triebobjekte echt oder bloß gespielt sind. Denn spielen und vortäuschen kann ich sowas in meinem Alter auch noch. Dazu brauch ich nicht ins Dusseltheater gehen. Wenn das aber alles echt sein muss, bin ich für ein Schick-Sie-Mix-Sie-Dasein vielleicht gar nicht mehr geeignet. Schlimm wäre das!

Leider schlief ich ein, noch lange bevor ich die Antwort auf meine vitalsten Fragen erhalten konnte. Nur eines hatte ich vorm Einschlafen noch gelernt. Wenn die Schauspieler(innen) sich bespuckten, dann benutzten sie echte Spucke. Das war ja schon mal was. Noch dazu etwas, das mir nicht beunruhigen musste.
weserstern
weserstern
Mitglied

Re: Ich werd wull nie ein Schick-Sie-Mix-Sie
geschrieben von weserstern
als Antwort auf EmilWachkopp vom 01.05.2012, 23:21:30
Och Emil so Schick - Sie - Mix - Sie hebbe ek in meiner Nähe,
im Garten steht son altes Ofenrohr, so als Trophäe,

datt war mir völlig unbekannt, bei uns hat so watt nur im Haus gebrannt.

Nee es wird gesucht so in ner Walachei,
datt wird verarbeitet, da is man schnell dabei,

Tja so watt wird dann Collage genannt,
ek hielt datt ja nur für ollen Tand.

Dann nimmste son Blatte und klebst alles drauf,
kleckst noch son paar Farbtupfer drauf,

datt is denne Kunst, datt is ja bekannt
och datt wird auch ausgestellt, nu is es kein Tand.

Nu gibt's ne Vernisage mit vielen Leuten,
die wolln alle die Kunstwerke deuten,

datt sind dann all so Schick - Sie - Mix - Sie - Typen,
nee einige sind für mek nur so zum Piepen.


Ach Emil, nee daför fehlt mir datt Geschick,
drum werd ek nie son Schick - Sie - Mix


weserstern
EmilWachkopp
EmilWachkopp
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Re: Ich werd wull nie ein Schick-Sie-Mix-Sie
geschrieben von EmilWachkopp
als Antwort auf weserstern vom 02.05.2012, 00:02:11
Nun ja,

bei aller mir anerzogenen Bescheidenheit. Aber Kunstwerke deuten, darin bin ich Spezialist. Ich brauch sie nicht einmal zu sehen. Ins Gegenteil: Ein Projektionstuch muss ganz weiß und leer sein. Alles Erkenn- und Begreifbare, alles was schon einen Sinn hat, stört nur den freien Fluss der Fanta ... ich wollte sagen: beeinträchtigt die Exegese, nein: die Erkenntnis. Jetzt ist es richtig.

Je weniger man weiß oder wissen kann, desto klüger muss man sein. Deshalb eigne ich mir auf das Gebiet der Kunst auch kein Wissen sondern Klugheit an.
Re: Ich werd wull nie ein Schick-Sie-Mix-Sie
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf EmilWachkopp vom 01.05.2012, 23:21:30


jut emil nu kann ich beruhigt mein haupt niederlegen und entschlummern.
EmilWachkopp
EmilWachkopp
Mitglied

Re: Ich werd wull nie ein Schick-Sie-Mix-Sie
geschrieben von EmilWachkopp
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 02.05.2012, 03:09:01
Ich deute Deine Worte positiv. Nämlich in dem Sinne, dass zur Arbeit auch die wohlverdiente, tägliche Achtstundenruhe gehört.

Eine zweite Deutung wäre, dass die Einsicht, mit dem Nicht-Schick-Sie-Mix-Sie-Dasein überhaupt nichts Vernünftiges versäumt zu haben, zur inneren Ruhe führt. Denn innere Erhabenheit und Unabhängigkeit sind edler als der Drang zu modediktierter Mitläuferschaft.

Mit einer möglichen dritten Deutung will ich mich nicht einmal befassen, denn sie würde bei uns Trauer hervorrufen.

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