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Aktuelle Themen Knauserfutter und Wunderkinder

EmilWachkopp
EmilWachkopp
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Knauserfutter und Wunderkinder
geschrieben von EmilWachkopp
Ich wollte eigentlich hier ins Forum nicht schon wieder den Larry machen. Aber das ist doch, weil ich endlich die Lösung … Na ja, nicht ganz selbstständig ausgebrütet hab. Ich hab viel gegrübelt. Das ja. Aber ich hab auch viel rumgehorcht: Bei Wahrsagerinnen, Freizeitauguren, Zahnärzten, Tierärzten, Seeleuten und Zaintologen. Dadurch hab ich das rausgekriegt. Und deshalb kann ich jetzt unter die Geschichte endlich einen Schlussstrich ziehen.

Viele Grüße,
Euer geehrter Emil.
EmilWachkopp
EmilWachkopp
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Knauserfutter und Wunderkinder
geschrieben von EmilWachkopp
als Antwort auf EmilWachkopp vom 25.05.2012, 02:21:48
Halt! Ich muss ja auch noch erzählen, was ich rausgekriegt hab. Sonst versteht doch kein Schwei…, versteht ja niemand, wovon eigentlich die Rede ist. Das hätte ich fast vergessen. Aber das ist nur deshalb, weil ich ins Geschichtenerzählen so wenig Erfahrung hab. Ohne Übung wird man kein Meister. Und damit bin ich unversehens ins Thema reingerutscht. Manche werden nümlich auch mit Übung keine Meister. DAS Rätsel wollte ich lösen.

Oder wenn ich die Frage mehr verdeutlichen soll: Ich fragte mir, warum es kurz vor meiner Geburt, ins achtzehnte und frühe neunzehnte Jahrhundert, noch Wunderkinder gegeben hat, seit meiner Geburt aber nicht mehr. Da liegt doch schon mal der Verdacht nahe, dass das was mit die Entbindungstechnik zu tun hat. Nümm zun Beispiel den Juan Chrisostomo Arriaga. Der ist mit die Beine vorweg ausgestiegen und hat denn ins Alter von dreizehn Jahren schon eine Oper kompromittiert. Und jetzt vergleich das mit mir. Ich kam mit den Kopp vorweg, werde in dies Jahr 140 und kann immer noch nicht Geige spielen.

Na, paar lahmarsc…, paar langsame Stücke. Das ja. Aber nichts Schnelles. D.h. nicht mehr als zwei, na höchstens drei, Takte per Minute. Wenn ich schneller spielen muss, verhaspele ich mir leicht mal und kratz an falschen Stellen herum. Und wenn das Publikum das merkt, denn bin ich blamiert! Bis auf die Knochen!

Oder nümm die Schwester von dem Johann Wolfgang Amadeus von Mozart. Die konnte schon als Kind alles sofort nach Noten auf die Geige spielen. Auch solche Stücke, die ihr ganz unbekannt waren. Wenn ich aber nach Noten spielen soll, denn ist der Ofen gleich ganz aus. Nein, man darf mir keine Vorschriften irgendwelcher Art machen. Nichts vorzeichnen. Ich muss immer büschen freie Bahn haben und viel dem Zufall überlassen.

Von wem die Mozartkinder ihr Talent wull geerbt hatten. Das wollte ich auch wissen, weil, wenn Emil was nachforscht, denn immer radzikal. Den Sachen auf den Grund gehen. Das ist Emils Devise, selbst wenn er dabei selbst zugrunde gehen sollte.

Jedenfalls: Ich sagte mir: Das hatten sie ehrer von die Mutter. Vom Vater Leopold wull nicht so. Denn seine Musik war immer büschen hölzern. Bäuerlich verklotzt, um es noch deutlicher zu sagen.

Aber ich sag nichts. Das muss nümlich auch mal sein. Zus Schunkeln und Torkeln. Auf Geburtstagsfeiern oder am Weihnachts- und Silvesterabend, wenn alle so und so alles nur noch im Dämmer wahrnehmen. Denn ist bäuerlich oder proletarisch verklotzte Aristokratenmusik genau die richtige. Ich weiß das deshalb so genau, weil bei uns zu Hause auch Silvester gefeiert wurde. „Um Himmels Willen, Wachkopp!“ jammerte einmal mein Chef, der Professor X, als ich totenbleich und hohläugig am 4 Januar des Morgens auf meinem Arbeitsplatz erschien. „Sie sehen ja schlimmer als unsere Patienten aus!“ Ja, so eine krumme Anmache gleich am Jahresanfang ist auch nicht was man sich unter einem „guten Rutsch“ vorstellt. Jedenfalls: Nach der hundsgemeinen Attacke wider meine Würde war ich nervlich dermaßen zerrüttelt, dass ich schnurgerade zun Zimmer der Frau Doktor Schnaufel ging und mir in ihr Bett legte.
Damit ist das Problem messerscharf umrissen und ich kann endlich den Schlussstrich ziehen.

Viele Grüße,
Euer geehrter Emil.
EmilWachkopp
EmilWachkopp
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Knauserfutter und Wunderkinder
geschrieben von EmilWachkopp
als Antwort auf EmilWachkopp vom 25.05.2012, 02:26:34
Halt! Ich hab die Antwort auf meine Frage vergessen. Die Lösung! Ich bin heute aber auch zu vergesslich.

Mein Tierarzt hat mir aufgeklärt. Die Menschen haben ihre Kinder früher anders ernährt. Nicht mit so einem modernen Schwabbelkram mit Kätschapp und mit allen möglichen glitschigen Saucen obenauf. Aber auch kein labberiges kleinbürgerliches Knauserfutter: keine verwässerte Kartoffelsuppe, keine verschleimte Milchsuppe mit zäher Haut auf der Oberfläche, keine verbrodelte Kochwurst, sondern reelles psychogenes Naturkraftfutter. Und dadurch sollen sich die Köpfe und die Zähne der Kinder gut und schnell entwickelt haben. Aber Füße und Beine nicht so, warum die Menschen früher kleiner waren als wie heute. Das erklärt auch den geflügelten Ausspruch „ich mache dir Beine“, der gleichzeitig mit der bürgerlich kapitalistischen Denkweise entstand und eigentlich wortwörtlich zu deuten ist. Es war nümlich jetzt wichtiger, dass der Mensch rasch von Ort zu Ort flitzen konnte, statt sein Leben auf dem Gesäß zu verbringen und sich Musik auszudenken. Dazu brauchte er lange Beine. Und das war deshalb der Grund dafür, dass fortan die bürgerliche Ernährungsideologie dominierte. Denken betrachtete man noch nicht – wie heute – als gänzlich verwerflich, sondern es wurde ganz allgemein das Privilegium einer dafür bestimmten Schicht. Einer denkt, einer flitzt. Das ist ein anderer Ausdruck für Arbeitsteilung.

Jedenfalls hat mein Tierarzt mir das so erklärt.

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