Forum Kunst und Literatur Fernsehen und Film Mar adentro - Das Meer in mir ... gestern im WDR

Fernsehen und Film Mar adentro - Das Meer in mir ... gestern im WDR

angelottchen
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Mar adentro - Das Meer in mir ... gestern im WDR
geschrieben von angelottchen
....als ich den oscargekrönten Film das erste mal sah vor einigen Jahren war ich persönlich durch ein ähnliches Schicksal in meinem Freundeskreis sehr bewegt und habe eigentlich nur geheult... jetzt hatte ich das Glück, mehr zufällig gestern Abend den Film im WDR mit mehr Abstand zu sehen und bin wieder ganz tief bewegt - nicht nur von der Geschichte und den Botschaften , die dieser Film vermittelt - wahrscheinlich signalisiert der Film jedem etwas anderes oder dem einen mehr, dem anderen weniger ... bewegt war ich vor allem von der schauspielerischen Leistung von Javier Bardem, der den nach einem Badeunfall vom Hals abwärts gelähmten und seit 28 Jahren schwerstbehinderten Mann spielt, der darum kämpft endlich zu sterben ... auf die Geschichte will ich noch gar nicht weiter eingehen, weil sie viel mehr ist als nur ein Plädoyer für aktive Sterbehilfe... zunächst möchte ich fragen, ob jemand von Euch den Film gesehen hat bzw kennt?



und dann als grossartiger Nebeneffekt noch die phantastische Musik ... u.a. "Nessun Dorma" aus Turandot, interpretiert vom Orchester des Spanischen Rundfunks (RTVE) und gesungen von José Manuel Zapata ...


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angelottchen
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Re: Mar adentro - Das Meer in mir ... gestern im WDR
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf angelottchen vom 23.03.2008, 20:53:55
zum Hauptdarsteller noch ein paar Worte und ein Link ...
kaum zu glauben, dass er erst 36 war, als er die Rolle spielte ... und kaum zu glauben, wie dieser spanische "Stier" real aussieht ... und wie facettenreich sein Gesicht ist. Er spielte auch den Killer in "No Country for old Man" und der Literaturverfilmung von Marquez "Liebe in zeiten der Cholera" ...


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angelottchen
longtime
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Re: Mar adentro - Das Meer in mir ... gestern im WDR
geschrieben von longtime
als Antwort auf angelottchen vom 23.03.2008, 21:07:00
Danke für den Hinweis!

Ich hatte den Film vor einem Jahr im Kino gesehen - und war jetzt noch stärker gerührt von diesem lebensfrohen, witzigen, starken Menschen, der sich dem Zyankali aussetzte, weil ihm ein würdevolles Sterben verweigert wurde.


Das folgende Gedicht von Sampedro -
hat jemand im "Netz "aufgefischt" und mir geschickt:


Ins Meer hinein, ins Meer,
in seine schwerelose Tiefe,
wo die Träume sich erfüllen,
und Zwei in einem Willen sich vereinen,
um zu stillen eine große Sehnsucht.

in Kuss entflammt das Leben
mit einem Blitz und einem Donner,
und sich verwandelnd
ist mein Körper nicht mehr Körper,
als dräng ich vor zum Mittelpunkt
des Universums.

Die kindlichste Umarmung
und der reinste aller Küsse,
bis wir beide nicht mehr sind
als nur noch eine große Sehnsucht.

Dein Blick und mein Blick
wortlos hin und her geworfen,
wie ein Echo wiederholend: tiefer, tiefer,
bis weit jenseits allen Seins
aus Fleisch und Blut und Knochen.

Doch immer wach ich auf
und immer wär ich lieber tot,
um endlos mich mit meinem Mund
in deinen Haaren zu verfangen.

Ramón Sampedro

(aus: „Cartas Desde El Infierno“; „Briefe aus der Hölle“)
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longtime

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angelottchen
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Re: Mar adentro - Das Meer in mir ... gestern im WDR
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf longtime vom 24.03.2008, 21:04:51
Danke für das Gedicht ... ja, auch ich brauchte 2 Anläufe, um diesen Film an einem Stück zu sehen und zu verarbeiten ... bewegend, wenn auch menschlich enttäuschen die Anwältin, selbst schwer krank und mit dem Gedanken spielen, mit dem Protagonisten zusammen aus dem Leben zu scheiden und dann die Eifersüchteleien zwischen den Frauen: der Schwägerin, der Fabrikarbeiterin und der Anwältin ... was für gewaltige Emotionen, aber auch von Komik nicht freie Momente stürzten da auf ihn ein ... stark aber auch der Bruder, der schlussendlich den Mut hat, ihm zu sagen, auf was er selbst alles wegen der Krankheit des Bruders verzichtet hat. Ich glaube, erst da wurde aus dem reifenden Gedanken erst die Energie freigesetzt, sich von der Familie um ihrer selbst willen zu lösen, zu Rosa, die ihn liebte, zu ziehen und dort wirklich glücklich zu sterben.


Aber kaum hat man diesen Film endlich gesehen und verdaut ihn quasi noch, kommt ein neuer Film auf die Leinwand: "Schmetterling und Taucherglocke" - cineastische Biografie des ehemaligen CHefredakteurs der ELLE, Jean-Dominique Bauby, ein Mann der immer auf der Überholspur und im Luxus lebte und dann mit 42J einen Hirnschlag erlitt, aus dessen Koma er wenige Wochen später "erwacht" und fortan mit dem sogenannten Locked-in-Syndrom leben muss - das heisst, er ist völlig gelähmt, kann nicht mehr sprechen und ist aber völlig klar bei Verstand.

Mit dem Blinzeln seines Auges diktiert Bauby seine Memoiren und lässt darin nicht nur sein Leben Revue passieren, sondern auch ganze Gedankenwelten entstehen, die ihn erkennen lassen: Glück bedeutet zu realisieren, dass man liebt und geliebt wird. Eine emotional bewegende und filmisch einzigartige Liebeserklärung an das Leben, eine zärtlich poetische und immer wieder überraschend heitere Hymne auf die Liebe und die Menschlichkeit, betrachtet aus der Perspektive eines einzigen Augenaufschlags...

Kritik

"Schmetterling und Taucherglocke" erzählt die wahre Geschichte des am Locked-In-Syndrom erkrankten Chefredakteurs der französischen Elle. Ein Mann, der ein erfolgreiches, erfülltes Leben führte und für den sich innerhalb weniger Sekunden alles wendete. Das unglaubliche an seiner Geschichte ist, dass er es trotzdem zustandebrachte, alleine durch das Blinzeln seines Auge, in 14 Monaten seine Autobiographie zu diktieren.

Quelle:moviereporter.de


Aber hier habe ich noch das Original in spanischer Sprache des Gedichts "Mar adentro"

Mar adentro, mar adentro,
y en la ingravidez del fondo
donde se cumplen los sueños,
se juntan dos voluntades
para cumplir un deseo.

Un beso enciende la vida
con un relámpago y un trueno,
y en una metamorfosis
mi cuerpo no es ya mi cuerpo;
es como penetrar al centro del universo:

El abrazo más pueril,
y el más puro de los besos,
hasta vernos reducidos
en un único deseo:

Tu mirada y mi mirada
como un eco repitiendo, sin palabras:
más adentro, más adentro,
hasta el más allá del todo
por la sangre y por los huesos.

Pero me despierto siempre
y siempre quiero estar muerto
para seguir con mi boca
enredada en tus cabellos.

Ramón Sampedro


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angelottchen
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Schmetterling und Taucherglocke
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf angelottchen vom 24.03.2008, 21:32:23
Der genannte Film lief diese Woche in den deutschen Kinos an - hier ein Trailer:

Schmetterling und Taucherglocke
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angelottchen
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Re: Schmetterling und Taucherglocke
geschrieben von longtime
als Antwort auf angelottchen vom 28.03.2008, 20:50:18
Die Kritik in der ZEIT:
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