Forum Kunst und Literatur fuer Autoren und Herausgeber Des Welfen Liebe in den Zeiten der Feindschaft

fuer Autoren und Herausgeber Des Welfen Liebe in den Zeiten der Feindschaft

Des Welfen Liebe in den Zeiten der Feindschaft
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Es wird der Novellen-Band 2, von dem ich bisher nur die ersten beiden Geschichten fertiggestellt habe, mindesten vier müssen noch zum Leben erweckt und niedergeschrieben werden. Die erste Novelle fließt gewaltfrei und friedlich dahin, die folgenden werden das Gegenteil aufweisen.
Kurios: Das Buchcover habe ich fertiggestellt, da war gerade mal die erste Geschichte geboren.


Diesmal zum Buch ein allgemeines Vorwort wie folgt:

Ein paar Worte vorweg

Mittelalter und Neuzeit. Es wird auch vom dunklen Mittelalter gesprochen, geprägt von Ungerechtigkeit, Glaubenswahnsinn, besonders grausamen Strafen, kurzum: Missachtung und Vernichtung der Menschenwürde. Allein die Leiden des Heilands, die Auswirkungen der Christenverfolgungen allgemein, die Auswirkungen der Kreuzzüge, der Inquisition und der Eroberungs- und Religionskriege lassen erschaudern bis ans Ende der Menschheit.
Auch wenn heute in echten Demokratien des einzelnen Menschen Würde gesetzlich Schutz erfährt, wird in vielen Teilen der Welt nach wie vor mit grausamen Mitteln vorgegangen, werden Verfolgungen aufgenommen, angeblich gefordert von göttlichen Gesetzen. Kann es demnach gar keinen alleinigen Gott geben, der Liebe, Barmherzigkeit und Frieden propagiert? Nein, es kann gar nicht anders sein, es sind verschiedene Götter am Werk, gute und bösartige, dazu gute und böse Propheten als Gehilfen. Ist das alles nicht Beweis genug, dass verschiedene Götter ihre eigenen Gesetze geschaffen haben? Oder war es nicht eher der armselige, hilflose und unwissende Mensch, der den einen oder anderen Gott sich schuf? Wird der Tag kommen, an dem die ganze Menschheit den Alleinigen endlich erkennt? ...
Religiöse Verhältnisse und Zustände werden in diesem Buch nicht behandelt. Die Inhalte sollen unterhalten. Dennoch mögen sie nachdenklich stimmen im Vergleich mit unserer Zeit. Nichts weiter!
Begonnen wird mit dem Verlauf einer Romanze im Mittelalter. Die folgenden Geschichten sind dann gar grauslich, teils mystisch. Und heute? Tyrannei, Religionskriege, Terror? Medien informieren uns hinreichend. Den Tagesabschluss krönt dann der abendliche TV-Krimi.

Und nun die Leseprobe der ersten Seiten der ersten Geschichte (Bilder sind im Buch enthalten):

Des Welfen Liebe
in den Zeiten der Feind­schaft
 
Heinrich der Ältere, somit ältester Sohn des Welfenherzogs Hein­rich dem Löwen, nutzte oft manche Tage, wenn sein Vater sich eine längere Zeit außerhalb seiner braunschweigi­schen Burg Dankwar­derode aufhielt und er ihn nicht zu begleiten hatte, befreundete und ihm bekannte Rit­ter einzuladen. Er nutzte des Va­ters Abwe­senheit nicht, weil die stets ausge­lassenen Zusammen­künfte dem Herzog nicht gefielen, son­dern um den Zusam­menhalt immer wie­der neu zu festigen und ihn zu de­monstrieren. Die jungen Adligen waren Söhne herr­schaftlicher Familien, deren Oberhäupter fast sämtlich Lehensnehmer des Herzogs von Braunschweig waren. Heinrich der Löwe sah die Zusammenkünfte der jungen Ritter auf Dankwarderode nicht ungern, denn je näher sie sich kannten und gegenseitig vertrauten, desto enger gestalteten sich auch die Verhältnisse der Familien un­tereinander. Heinrich dem Löwen kam das zugute, wenn er sich seinen Vasallen gegenüber loyal verhielt.
      Aber nicht immer ließ der Herzog die jungen Leute al­lein. Sah er sich verpflichtet, Dinge vortragen zu müssen oder zu veranlassen, die seinen Machtbereich berührten und zumeist auch den Herrschenden in diesem Bereich zu interessieren hatten, dann weilte er für seine benötigte Zeit unter ihnen. Die jungen Ritter erwiesen sich als willkommene Botschafter. Allerdings war zu dieser Zeit – man schrieb das Jahr 1193 – das Herrschen und Regieren seitens des Herrn der Welfen stark eingeschränkt: Der Herzog, bereits im hohen Alter von über sechzig Jahren, lebte seit Barbarossas Regierungszeit in Acht und Bann. Aber das ist eine andere Geschichte.

      Der Frühling zog ins Land. Im Rittersaal der Burg Dankwarderode in Braunschweig konnten etwa ein Dut­zend blutjunge Ritter sich einmal mehr von der Kochkunst der herzoglichen Köche überzeugen. Nun saßen sie in heiterer Runde beisammen, genossen mäßig den frän­kischen Rotwein und unterhielten sich prächtig. Prinz Hein­rich war mit seinen rund zwanzig Lebensjahren, wenngleich unwesentlich, der Jüngste in der Runde. Seine Freunde hatten die gleiche Erziehung und Ausbildung durchgemacht und erst vor Kurzem die Schwertleite erfahren. Heinrich der Ältere war als Kronprinz ihr fürstlicher Herr, der in diesem Fall der Schwertleite, bei der das 21.Lebensjahr erreicht sein musste, nicht unterlag. 
      Rüstzeug und Schwerter hatten die jungen Gäste in einem Vorraum abgelegt, sodass sie sich während ihres Aufenthaltes leicht und beschwingt bewegen konnten. In solchen Stunden behandelten sie viele Themen, und ein jeder trug mit den ihm zu Ohren oder vor Augen gekommenen Begebenheiten dazu bei. Und sie sprachen – wie konnte es unter jungen, dazu noch ungebundenen Männern anders sein – über Liebe und Treue und schwärmten von der einen und anderen blutjungen Prinzessin, Komtess oder anderen weiblichen Geschöpfen. Und es sprach sich immer sehr schnell herum, wenn anscheinend in nah oder fern eine besondere Schönheit auf einen Freier zu warten schien. Dann wurden Möglichkeiten erörtert, wie es wohl am leichtesten anzustellen sei, solch ein Mädchen für sich zu gewinnen. Allerdings war eine intensive Erörterung kaum wert, da am Ende immer die Herren Väter oder andere Vormunde über eine Zusammenführung der adligen Kinder mit dem anderen Geschlecht entschieden. An diesem Tag gefiel es jedoch den jungen Herren, eine inzwischen weithin bekannte weibliche Schönheit schwärmerisch besonders hervorzuheben: Sie sprachen von der nicht nur schönen, sondern auch liebreizenden sechzehnjährigen Agnes, Erbtochter des Pfalzgrafen Konrad bei Rhein auf Stahleck, der Burg über dem Ort Bacharach. Zu Gesicht bekommen hatte sie noch niemand von ihnen; sie gaben nur das wieder, was sie von Älteren erfahren hatten, die weit herumgekommen waren.
     Auch dem jungen Heinrich war Agnes noch nicht unter die Augen gekommen, nur, er wusste sehr viel mehr über sie und ihre Familie, jedenfalls das, was ihm bisher sein Vater unterbreitet hatte. Er sprach nie darüber, auch nicht unter Freunden; mit wem sollte er denn seine Gedanken teilen? Sollte er sich im Freundeskreis erklären, dass er mit der Tochter des Pfalzgrafen sogar verlobt gewesen sei, damals, im zarten Kindesalter ...?
      Gleichfalls war Agnes nicht ahnungslos, was das Äußere und die ausgeglichene, freundliche Wesensart des Braunschweiger Prinzen betraf. Sie wusste es von ihrer Mutter, der Pfalzgräfin Irmengard, die sonderbarerweise über Herzog Heinrich von Braunschweig, den angeblichen Feind ihres Gemahls, überhaupt den Feind der Staufer, nie ein schlechtes Wort verlor. Was hätte sie auch andernfalls damit bezwecken können? Sie hatte nach wie vor die Stattlichkeit Heinrichs des Löwen im Gedächtnis, war ihm bei verschiedenen Anlässen sogar begegnet. Über sein politisches Verhalten, seine politischen Alleingänge und nachfolgenden Sühneversuche in all den verflossenen Jahren grübelte sie nicht, das war eine Angelegenheit ihres Gemahls und natürlich des Kaisers. Agnes und Heinrich (V.) trugen sich seit Langem gleichermaßen im Herzen, übertragen von ihren geistigen Vorstellungen; und sie malten sich aus, wenn sie als Vermählte in einer gemeinsamen Zukunft in Liebe und Frieden leben und wirken könnten. Sie konnten das bedenken, aber nicht erhoffen, also behielten sie die Traumbilder in ihrem Gedächtnis. Die einstmals von ihren Vätern zugestandene Verlobung war seit Jahren aufgrund immer neuer Reibereien nicht mehr aufrechterhalten worden. Die Sache war vergessen ... Und dennoch: Tatsächlich aber waren es Agnes von Staufen und Heinrich von Braunschweig, die in ihrer unerschütterlichen Liebe zueinander eine bedeutende Änderung der zerrütteten Verhältnisse zwischen den stolzen Welfen und den mächtigen Staufern herbeiführten.

      Heinrich war die folgende Nacht fast schlaflos geblieben, da ihm die Nachricht eines seiner Freunde nicht aus dem Kopf gehen wollte, eine Neuigkeit, von der Heinrichs Vater bis dato anscheinend noch nicht in Kenntnis gesetzt worden war. Der junge Ritter hatte zum Ausdruck gebracht, im Glauben, es sei hinreichend bekannt, dass der deutsche Kaiser Heinrich VI. (Friedrich Barbarossas Sohn) und der französische König Philipp II. August beabsichtigten, ein politisches Bündnis zu schließen. Dem Ritter war nicht genau bekannt, welche Vorteile beide Parteien damit erreichen wollten. Aber das alles interessierte den jungen Heinrich nur am Rande. Hingegen hatte ihn während des Freundes Aussage überraschend und schmerzlich berührt, dass der Kaiser, um das angestrebte Bündnis zu festigen, seine mittlerweile bald siebzehnjährige Cousine Agnes, Erbtochter des Staufen und Pfalzgrafen Konrad bei Rhein, dem König Philipp zur Frau geben wollte. Und wie es schien, sollte dies in absehbarer Zeit vollzogen werden, offenbar problemlos, da Agnes, wie gesagt, die Cousine des Kaisers und ihr Vater ein Halbbruder Barbarossas war. Heinrich kam in den Sinn, was er und viele seinesgleichen nur äußerst schwer oder gar nicht beeinflussen konnten, dass die Kinder Herrschender nichts weiter als politische Instrumente waren. Sein Vater schien von des Kaisers Absicht nicht unterrichtet zu sein; doch würde das den alten Braunschweiger Löwen noch interessieren ...? Ihn, der vor vielen Jahren - mit des Pfalzgrafen Einvernehmen - seinen Ältesten mit Agnes hatte verloben lassen, hoffend, mit der späteren Vermählung die häufigen Konflikte zwischen beiden Häusern endgültig und dauerhaft beilegen zu können. Heinrich der Löwe war ein absoluter Herrschertyp auf Biegen und Brechen, konnte bis an die Grenze der Selbstvernichtung gehen. Pfalzgraf und Reichsvikar Konrad bei Rhein hingegen war ein zumeist zugänglicher und gerechter Herrscher, wenngleich gelegentlich aufbrausend. Strafen in seinem Herrschaftsbereich verhängte er ungern und wenn, dann konnten sie durchaus sehr hart ausfallen. Wäre er aber mit dem Wesen Heinrichs des Löwen beschieden gewesen, dann hätte man ihm nicht das wichtige Amt des Reichsvikars übertragen.

      Des jungen Heinrichs Sehnsucht nach Agnes hatte sich in ihm in den Stunden seiner Grübeleien dermaßen stark entwickelt, dass er sich kurz entschlossen an den Rhein aufmachte, um sich bei der Familie des Pfalzgrafen Gewissheit darüber zu verschaffen, wie es um die beabsichtigte Verlobung Agnes‘ mit dem französischen König stand. Doch war sein Vorhaben einfacher gesagt als getan. Denn arglos aus dem Land der Welfen meilenweit in das der feindlich gesinnten Staufer zu reisen, war mit Gefahren verbunden, während der Reise und gleichermaßen am Ziel.
      Nein, den Pfalzgrafen bei Rhein fürchtete er nicht, auch nicht die Reisedauer durch unwirtliche Gebiete; dennoch war die Unternehmung sorgfältig anzugehen. Allein die Entfernung zwischen Braunschweig und Bacharach am Rhein betrug etwa 250 Meilen, die schnellstens, wenn nichts dazwischen kam, in zehn bis zwölf Tagen bewältigt werden konnten. Doch lange Wegstrecken waren für den Prinzen, der seinen Vater gelegentlich begleiten musste, höchstens neu hinzukommende Herausforderungen.
Um Gefahren seitens von Menschen, die nichts Gutes im Sinn hatten, zu mildern, besprach er sich mit einem alten, ihm treu ergebenen Höfling, der auf Burg Dankwarderode als Vertreter des Burgvogtes waltete, und seinem erfahrensten Knappen. Heinrich beschloss daraufhin, normal als Ritter mit Begleitung zu reisen, dazu ein Packpferd. Sollten aber Strecken vor ihnen liegen, die Gefahren vermuten ließen, dann war es ihrer Meinung nach angebracht, sich Mönchsgewänder überzuziehen, um als christliche Pilger erkannt zu werden. Derlei Reisende erwarteten keine oder nur geringe Drangsal, wenn beispielsweise Wegelagerer sie belästigten. Fast ohne Ausnahme scheuten sich Räuber, Diener Gottes, die kaum irgendwelche Dinge von Wert mit sich trugen, zu überfallen. Um Nachtquartiere nachzusuchen, wollten sich Heinrich und seine Begleiter auf Adelssitzen, die als solche im Verlauf der Handelswege zu erkennen waren, anmelden. So vorbereitet begaben sich Prinz Heinrich, sein Vogt Hanns von Gleichen und der Knappe auf den Weg ins Rheintal.
 
 

 
 


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