Lebenshilfe Pflegeheimbesuche...

usabima
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Mitglied

Pflegeheimbesuche...
geschrieben von usabima
Hallo,

sicher gibt es unter Euch Forenmitgliedern viele, die Erfahrung mit ihren lten Eltern im fPlegeheim haben- ich übe noch....
Mein Vater (in wenigen Wochen 90 jahre alt) zog mit meiner Mutter, die alsbald starb, in ein Pflegeheim.
Nun lebt er da allein in seinem Zimmer und möchte am liebsten 24 Stunden am Tag "bespaßt" werden - aber von mir und meiner Familie - KEINESFALLS von den Mitbewohnern (die erzählen ja immer mur dasselbe!), den dortigen Angeboten, auch selbst mag er nichts tun. Er könnte raus, macht das selten und wenn, dann gibt er viel Geld für irgendeinen unnötigen Kram aus (in diesem Jahr schon drei Rasierapparate, alle taugen nichts)

Er war schon immer "winterdepressiv" und muss seit längerer Zeit Antidepressiva nehmen.(WIR merken einen Unterschied, er beklagt sich über die Wirkungslosigkeit des Medikamentes)

Wir telefonieren jeden Morgen, jeden Abend, wir gehen jede Woche mit ihm zu irgend einem Arzt (manchmal mehrfach pro Woche) mindestens einmal pro Woche besuchen wir ihn, was wahrlich kein Vergnügen ist, denn er interessiert sich nach wie vor für niemanden, außer sich selbst.

Ich würd ihn gern hier und da hin mitnehmen, wenn ich was zu erledigen habe - aber das will er nur bedingt und es ist auch keine Freude für uns, weil er JEDEN kritisiert, die Autofahrer drumrum, die Leute auf der Straße, in der U-Bahn, egal, wo. Und natürlich werden auch wir kritisiert, weil wir Dinge tun, die ihm fremd sind (und um andere Menschen kümmern, ehrenamtlich tätig sein, Freunde besuchen, Freundschaften pflegen, reisen)- das werden wir ihm auch nicht mehr nahe bringen können.

Er weigert sich "mir den ollen Leuten da" aus seinem Wohnbereich Kontakt zu haben, isst nur in seinem (schönen) Zimmer,

wenn wir kommen, sagt er IMMER, er will nicht mehr leben, zählt dann neue "Schwerst"erkrankungen auf, die er hat, will irgendwelche zweifelhaften Mittelchen, die in der Rentnerbravo annonciert sind, gekauft haben und muss unbedingt zum einem Arzt, weil er erhebliche Beschwerden hat (Augen, Ohren, Haut, Orthopäde, Hausarzt, Lungenfacharzt, Psychiater, Urologe - sicher sind es noch mehr) - da er wegen beginnender Demenz schon lange nicht allein gehen kann (er weiss nicht, was er im Sprechzimmer vorbringen will, fordert den Orthopäden auf, ne neue Brille zu verschreiben, klagt beim Hautarzt übers Hören und so weiter und weiss letztlich nicht, was die Ärzte ihm raten),

natürlich sichere ich ihm die Terminvereinbarung zu (die Ärzte der EInrichtung "taugen alle nichts" - er hat noch keinen einzigen kennen gelernt, weil er seine bisherigen Ärztre behalten will, das soll er auch, solange es einzurichten ist) und dann beginnt Teil 2 unseres Besuches: wir hören die Geschichten "von früher", wie schlimm Hitler war, warum ihm alle (auch er!) so willenlos gefolgt sind, wie es in Russland war und wie er den ArdennenKrieg erlebte - JEDE WOCHE, jede Woche -
eine Frage, was es bei uns gibt, wie es UNS geht, Fehlanzeige (aber schon immer bei beiden Eltern)

Ich erkenne, daß er Zuwendung haben will und braucht - es ist aber so unendlich schwer unter diesen Bedingungen und ich kann so langsam die Senioren verstehen, die sich beklagen, weil sich die Kinder und Enkel zunehmend zurückziehen (gerade zu einer Zeit, wo vermehrte Zuwendgung sinnvoll wäre)

Eine meiner vielen Freundinnen, die er sehr gut auch kennt, ging ihn kürzlich trotz knapper Zeit besuchen. Danach rief er bei mir an, um mich zu fragen, ob ich ihm DIE etwa geschickt hätte ? - das ist ja unmöglich, die will er nicht, die kann er nicht leiden, die soll wegbleiben. (eigene Freunde und Bekannte hatten meine Eltern nie)

Er tut mir einerseits leid, andererseits macht er mich aber auch mit all seinen heimlichen Eskapaden
und mit seinem ignoranten Verhalten wütend, sprechen kann niemand mit ihm über solche Dinge, das lehnt er ab -

Übrigens habe ich seit dem Tod meiner Mutter noch kein freundliches Wort von ihm über sie gehört, noch keinen Funken Trauer wahrgenommen, nichts -
so ein Leben muss doch schrecklich sein - was könenn wir für ihn noch tun?

Usabima





bongoline
bongoline
Mitglied

Re: Pflegeheimbesuche...
geschrieben von bongoline
als Antwort auf usabima vom 24.10.2010, 16:49:07
usabima, so vieles kommt mir so bekannt vor

meine Mutter, geistig voll da, im 94igsten Lebensjahr, noch in ihrer eigenen Wohnung lebend, sucht auch krampfhaft nach Krankheiten. Wie ich in einem anderen Thread schrieb, war sie jetzt stationär bei einem befreundeten Arzt (mit dessen Vater hat sie zur gleichen Zeit vor einer Ewigkeit zusammen famuliert und erzählt seinem Sohn heute komische Situationen, die die zwei damals erlebt hatten) auf dessen Station, wurde von Kopf bis Fuß durchgecheckt - organisch vollkommen gesund ergaben die Befunde und trotzdem jammert sie tagtäglich über Übelkeit. Wenn ich frage, hast Deine Tabletten genommen, dann sagt sie, also heute vormittag diese und jene. Sag ich drauf, menschenskind die sind doch für nachmittag einsortiert, ja da nimmt sie die dann vom morgen. Da steh ich Kopf, ich sortiere die Medikamente gewissenhaft ein und sie nimmt sie einfach willkürlich. Wenn ich etwas sage, dann wird das in etwa so abgetan - jaja, du hast immer was. Aber wenn irgend so ein altes, so gern krankes Weiblein etwas sagt, das ist dann wie das Amen im Gebet und ich bekomme den Auftrag so zu handeln. Versuche ich zu erklären, dass das Blödsinn ist, ja dann bin ich die, die immer was auszusetzen hat.

Ich hab in dem anderen Thread auch geschrieben, dass der mit uns befreundete Arzt (Prof.Dr.med ) lachend meinte, wenn es zu schlimm wird, dann nützt nur die Keule. Z.b. auf meine Frage, warum sie denn jeden Tag eine Infusion bekomme, meinte er, schau, das ist reine Glukose, aber sie bildet sich ein, die Infusion hilft, also bekommt sie sie halt.

Die Keule habe ich jetzt geschwungen. Anlass war, als ich sie in der Klinik anrief und sie mir am Telefon klagte, es ist ihr so schlecht, wenn sie grad sterben könnte. Ich hörte am Telefon, dass die Zimmertür aufgemacht wurde und ein Pfleger fragte, wie es ihr denn geht und was meinst, was ich hörte: sie säuselte zum Pfleger, es geht ihr schon sehr viel besser. Da ist mit mir der Gaul durchgegangen und ich sagte ihr, sie solle nie wieder dieses Spielchen mit mir treiben, von wegen schlecht und sterben. Es fehlt ihr nix, sie folgt den Ärten nicht, sie folgt mir nicht, also werde ich bestimmen, wann ich nach Innsbruck zu ihr fahre und mich nicht mehr anfordern lassen. Das ziehe ich auch durch und jetzt merkt sie, dass mir ernst ist und es hat schon einen Sinneswandel bei ihr gegeben.

Ich glaube wirklich, dass Glacehandschuhe in so einem Fall nicht mehr angebracht sind. Konsequenz und merken lassen, entweder .... oder sonst mußt dir eben jemanden suchen, der den Blöden spielt.
Unser Arzt jedenfalls kennt von mir den Ausspruch - gib ihr etwas zur Stimmungsaufhellung sonst kannst mich bald mal als Patient aufnehmen. Dann kommt halt doch wieder der Gedanke bei mir auf - ich weiss nicht, wie ich in dem Alter sein werde - das stimmt mich dann wieder etwas milder.

Ich wünsche Dir Durchhaltevermögen

bongoline
Re: Pflegeheimbesuche...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf usabima vom 24.10.2010, 16:49:07
liebe usabina! das problem kenne ich, meine mutter ist jetzt 88 jahre und seit 3 jahren in einem pflegeheim,ich musste sie dort hingeben,schwere alzheimer.davor habe ich ihr eine wohnung besorgt,ganz dicht bei meiner wohnung.habe eingekauft ,wäsche gemacht,sauber gemacht usw.habe nichts weiter als puren egoismus ,beschimpfungen geerntet.ich glaube,kinder müssen sich von eltern lösen.besonders wenn sie selbst nicht mehr so jung sind.um keine missverstandnisse aufkommen zu lassen,ich liebe meine mutter und habe grosse anerkennung vor ihrer lebensleistung.lieben gruss von steinbock.

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