Literatur Lunapark Volker Kutscher 2016

Dieser sechste Band der Gereon-Rath-Reihe ist zwar auch ein  Kriminalroman, aber für mich in erster Linie  ein historischer Roman,der in ausgewählten wesentlichen  Aspekten  die Anfänge des NS-Regimes 1933/34 darstellt. Im Zentrum der Handlung  steht wieder der regimekritische Kriminalkommissar Gereon Rath und seine noch regimekritischere und emanzipationsbestrebte Ehefrau Charly. Während Gereon Rath sich auf die Aufklärung einer Serie von Morden an SA-Männern konzentriert, die die Gestapo  fälschlicherweise den Kommunisten anlasten will, versucht Charly  als Angestellte einer Anwaltskanzlei, diskriminierten und ver-folgten Personen effektiv zu helfen. Als intelligenter Kommissar mit vielen persönlichen Schwächen  und fragwürdigen politischen Kompromissen und Verbindungen zu Kriminellen, die ihn massiv unter Druck setzen, leistet Gereon Rath auf seine Weise Widerstand gegen Träger und Institutionen des NS-Regimes. Ein interessanter Schwerpunkt des Romans liegt auf der Erfassung des Themas Jugend im Nationalso-zialismus am Beispiel  des Pflegesohns der Familie Rath.                                                                                                                                                                     Trotz des Spannungsgehalts des Romans könnten die komplexe Handlung und die vielen Personen des Romans  allerdings manche Leser etwas verwirren. Ausgeglichen wird dieses Problem aber durch die sehr anschauliche und spannende Schilderung vieler wichtiger Aspekte des Alltagslebens unter dem NS-Regi-me. Auch wenn der Schwerpunkt  oft in der Darstellung krimineller NS-Organisationen und ihrer Hauptopfer liegt, bietet dieser Roman eine einfühlsame Darstellung des Lebens unter dem NS-Regime.