Literatur Wespennetz Kriminalroman von Uta-Maria Heim
Dieser schon 2009 erschienene Kriminalroman der Journalistin Uta Maria Heim ist ein politisch, psycho-logisch und historisch interessanter Versuch, Elemente des Kriminalromans mit einer Aufarbeitung der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts und der Anfänge des 21. Jahrhunderts zu verbinden. Im Zentrum der Handlung steht der 86-jährige Linksradikale Karl, der seine Familie und seinen großen Be-kanntenkreis sowie aus seiner Sicht mit politischer Schuld belastete weitere Personen mit seiner Form eines Rachefeldzugs konfrontiert. NS-Terror, das teilweise Scheitern der Entnazifizierung, der RAF-Ter- rorismus und sozialpolitische Fehlentwicklungen im Nachkriegsdeutschland bilden den politischen Rahmen dieses Kriminalromans. Nur schwer aufklärbare Morde an einem Stasispitzel und anderen politisch fragwür-digen Personen werden von der Autorin mit viel Ironie und bildhafter Sprache in einer oft bissig-satirischen Form erfasst, wobei sie auch nicht zurückschreckt vor der Einbeziehung der Katze Anna Blume als Haupt-zeugin des Geschehens und als Reinkarnation einer zwielichtigen linksextremen Aktivistin. Insgesamt gese-hen macht die Autorin immer wieder klar, dass die Persönlichkeit der Hauptpersonen und ihrer Vergangen-heit die Grenzen ihres Handelns zwischen Links und Rechts deutlich dominiert. Kritisch anzumerken ist vor allem, dass die Handlung doch oft sehr verwirrend ist, was eine sehr hohe Kon-zentration des Lesers erfordert. Dieser Politkrimi regt zwar zu kritischem Nachdenken über die deutsche Geschichte an, erscheint aber in größeren Teilen eher als eine frustrierte Spielerei mit Bezug auf Ideologien und politische Entwicklungen, die trotz aller berechtigten kritischen Darstellung der deutschen Geschichte eher ein negatives Bild der Chancen einer Demokratie vermittelt. Dennoch ist das Buch für historisch gut informierte Leser, die Sinn für Satire haben, durchaus lesenswert.