Literatur Zornige Väter Kriminalroman von Lisa Lercher
In diesem schon 2010 erschienenen Roman analysiert Lisa Lercher auf anschauliche, eindringliche und emotionale Weise aktuelle gesellschaftliche Themen (Partnerschaft und Freundschaft, Familie, Ehescheidung, alleinerziehende Mütter und Väter, Feminismus, Korruption, Drogenprobleme, Immigration, Sensationsjournalismus) . Die engagierte Beamtin Anna Posch , der von ihr heimlich geliebte Kollege Thomas und ihre Kollegin Yasemin arbeiten in einer Wiener Sozialberatungsbehörde, die sich um effektive Hilfe in sozialen Notfällen bemüht. Im Zentrum der Handlung stehen eine radikale Organi-sation alleinerziehender Väter, die alleinerziehende und mit Anna Posch befreundete Journalistin Mona sowie ein geschiedener Vater (Teschl) , der im Sorgerechtsstreit mit seiner Frau zu Unrecht als gewalttätiger Sexualstraftäter verdächtigt wird. Nach einigen Tötungsdelikten gelingt es schließlich Anna Posch und ihren Helfern, diesen Vater zu rehabilitieren und die Morde aufzuklären. Sehr deut-lich wird in diesem Roman, welche verhängnisvolle Rolle Vorurteile und Manipulationen bei Familien-rechtsstreitigkeiten spielen können, was auch am Bespiel der von Männern enttäuschten Journalistin Mona veranschaulicht wird, die nur mit Mühe auch das mögliche schuldhafte Verhalten von Frauen erkennen kann. Bemängeln kann man an diesem Roman eigentlich nur, dass es kein richtiger Kriminalroman ist, weil ihm eine entsprechende spannende Darstellung in weiten Teilen fehlt. Insgesamt ist der Roman aber lesenswert, weil er auf einfühlsame und durchaus ausgewogene Weise aktuelle gesellschaftliche The-men aufgreift, zum Nachdenken anregt und hinsichtlich dieser Themen trotz ihrer etwas breiten Dar-stellung auch eine gewisse Dramatik erzeugt.