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Plaudereien Nochmal mein Hausarzt.

gerry
gerry
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Nochmal mein Hausarzt.
geschrieben von gerry


Neulich wurde mein Hausarzt 64.
Niemals hätte ich gedacht, daß er überhaupt so alt wird.
Jedesmal, wenn ich bei ihm erscheine fragt er nämlich: "Na wie geht es uns? Was haben wir denn heute?"
Muß der Mann krank sein....woher soll ich wissen, wie es ihm geht?
Er sieht auch so alt aus, wie er niemals wird.

Heute vormittag war ich in seiner Sprechstunde.
Meine Bauchwunde heilt nämlich langsamer als von meiner Krankenkasse vorgesehen.
"Na, was haben wir denn?" fragte mein Hausarzt, wie üblich.
Leider wußte ich es nicht. Auch nicht, was ihm fehlt.
Vor fünf Tagen war ich nämlich im Krankenhaus.
Notarzt, Operation. Wieso? Keine Ahnung!
Mit mir hat ja keiner geredet, ich sollte nur eine Menge Papier unterschreiben.
Daß ich mich verpflichte zu sterben, wenn ich die OP verweigere.
Oder unterschrieb ich, daß ich freiwillig den Löffel abgebe, wenn die OP geglückt sein sollte?
Keine Ahnung!

In den nächsten beiden Tagen schauten sich nochmal zwei Weißkittel meinen Bauch an.
Der, der mich auf- und der, der mich zugemacht hatte

wahrscheinlich.
Dann hieß es:" Sie können nach Hause und empfehlen Sie uns weiter."

Als ich fragte: "Was hatte ich eigentlich?" bekam ich zur Antwort: "Das erklärt Ihnen Ihr Hausarzt".
"Ja und die Entlassungspapiere?"
"Werden Ihnen nachgeschickt. Nichts essen, nichts trinken, nicht duschen, nicht atmen.
Morgen zum Hausarzt."
Und schon war ich draußen...

Pünktlich schleppte ich mich am nächsten Tag zu meinem Hausarzt.
Er fragte mich gleich nach dem Entlassungsschein.
Den hatte man mir doch nicht ausgehändigt.
Wütend rief er in der Klinik an.

Der chirurgische Staionsarzt am Telefon weinte, anscheinend berherrschte er das Naturheulverfahren...
Am Ende seiner Kräfte sei er, gab er schluchzend zu bedenken.
Zwölf- Vierzehnstundentage und dann noch ellenlange Berichte schreiben.
Freizeit habe er so gut wie keine mehr und seine Familie kenne er nur noch von Fotos...

Mein Hausarzt gab und legte auf und sagte zu mir:
"So da zeigen Sie mir mal her, ihre Wampe. Aha, kleiner Schnitt, rechter Unterbauch.
Sind wir männlich oder weiblich?"

Ja spinnt denn der?
Wie lange kennt der mich schon?
War er besoffen oder hat er Marihuana - Gras - geraucht?
Gekifft...das ist doch heute große Mode.
Frei nach dem Motto: "Haschte Haschisch inne Taschen, haschte immer wasch tschu naschen".
Aber das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, denn er behandelt ja die Junkies.

Doch in der heutigen Zeit kann man nie wissen.
Man hat schon Pferde kotzen sehen, direkt vor der Apotheke.

Ich ließ mir allerdings nichts anmerken und antwortete: "Überwiegend männlich!"
"Dann können es schonmal nicht die Eierstöcke gewesen sein" konstatierte er folgerichtig " Also der Blindarm. War er eitrig oder durchgebrochen?"
Woher sollte ich das wissen?
Ich hatte ja bei der OP die Augen zu.
Man durfte ja nicht gucken, schließlich heißt es nicht umsonst "Blind-Darm!"
Oder doch "Blindarm"?
Egal ich habe jedenfalls nichts sehen können.
Ich war mit grünen Tüchern abgedeckt und vor meinem Bauch war eine grüne Wand.
Nix mit zugucken,,,obwohl ich's gern gesehen hätte.

Es ist ohnehin alles anders.
Früher kriegte man eine Maske auf's Gesicht, dann musste man zählen, war hinüber und wachte mit einem mächtigen "Kater" wieder auf.
Heute erledigt man alles mit Spritzen...

Dann gab uns mein Doktor noch die Marschrichtung:
"Wir baden die nächsten zwei Wochen nicht."
Ich hatte noch nie mit ihm gebadet, hatte es auch weiterhin nicht vor, weil ich ohnehin lieber allein bade.
Wie es sich mit ihm verhält, weiß ich leider nicht. Vielleicht ist er vom "anderen Ufer" und will was.....
Aber nicht mit mir! Ich bin ewig lange verheiratet und habe Familie. Außerdem würde ich - jedenfalls in diesem Alter - nicht mehr die Seiten wechseln...neeee!

"Leichte Kost.
Nicht schwer heben!
Und, ganz wichtig: Auf weichen Stuhl achten!"
Ich ließ mir noch den Verband wechseln, sagte ihm dann, daß ich zu Hause auf jeden Stuhl ein dickes, weiches Kissen gelegt habe.
Da lächelte er sogar.
Heute nachmittag rief mich mein Hausarzt an
Der Entlassungsschein aus dem Krankenhaus ist doch noch gekommen.
Er hatte recht.
Es waren nicht die Eierstöcke!
Na bitte, da war doch sein Medizinstudium nicht ganz umsonst gewesen.

Einen schönen Tag
wünscht Gerry



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