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Soziales Umgang mit den alten Eltern

usabima
usabima
Mitglied

Re: Umgang mit den alten Eltern
geschrieben von usabima
als Antwort auf klaus46 vom 05.06.2009, 09:04:35
Guten Morgen,

ja, es sollte möglichst alles geregelt sein - für den Fall der Pflegebedürftigkeit und dann auch für das Ableben, wir haben versucht, das schon vor Jahren zu klären (und das ist nach unserer Auffassung auch gut geregelt, alle Vollmachten etc. erteilt, Kopien hier und da, man weiss ja nie....)

dennoch kommt es immer anders, als wir denken, das Leben ist wohl so.

Ich glaube, flexibel auf die Dinge oft arg unterschiedlichen Dinge des Lebens eingehen zu können, habe auch Erfahrung (bleibt ja nicht aus, im Laufe der Jahrzehnte , ne?!)

Und doch macht es mich immer wiederhilflos, ohnmächtig und wütend, wenn ich da so vorgeführt werde und auch immer mal wieder den Eindruck haben muss, der alte Mann (mein Vater) macht sich n Spaß draus, die Menschen um ihn herum zu brüskieren.

Beispiel: Heute früh war Arzt-Termin, er hat Pickel im Gesicht, angeblich Nebenwirkung seiner "Happymaker", die er vor 3 Monaten einfach abgesetzt hat und sich seither weigert, mit der Psychiaterin darüber zu reden (zu der ollen Z++++ gehe ich nicht mehr)

Er weiss, daß wir andere Termine haben, es in unserer Planung heute eng ist und so fahren wir zeitig hin.
Als die Fahrstuhltür aufgeht und wir etwa 6 Leute vor uns warten sehen, schlägt er die Hände über dem Kopf zusammen, sagt (zu!) laut: Hallihallo, wenn wir Hunderte warten, hätte ich mir ja was zu Essen mitbringen müssen (er weiss, daßer noch nie länger als 20 Minuten auf seine "Audienz" beim Doktor gewartet hat!)

Nachdem ich mich hingesetzt habe, erklärt er laut, daß der Arzt heute bis 10.00 Uhr Pause macht, sonst wäre er schon dran gewesen.

im Sprechzimmer erfahre ich, daß er im letzten Quartal schon da war, etwas verschrieben bekam, natürlich nicht drücken soll. Da haben Sie wohl nicht lange genug Ihre Stellen eingecremt, so wie ich es Ihnen sagte? Meint der Arzt, so kann es ja dann nicht abheilen, ergänzt er, sondern es bricht wieder auf.
(Mein Eindruck ist, daß Mein vater gar nicht hinhört. Dem Arzt war es wohl auch so, denn er wiederholt geduldig.)

Er bekommt daher dieselbe Salbe neu verschrieben, es handelt sich um ein Ekzem, wie der Arzt nochmals erläutert - es ist also nichts Gefährliches??? fragt mein Vater offenbar schwer enttäuscht.

Nein, völlig harmlos, antwortet der Arzt und erklärt nochmals. Nun, wir gehen dann unten die in Apotheke und es soll eine Creme sein, die der Apotheker mixt - Ne, sagt er, mein Vater, son Sch++++ nehm ich nicht, es ist doch sch+++egal, ob das Medikament teuer oder billig ist, warum krieg ich nicht was Richtiges, sondern werde mit nem Billigdr+++ abgespeist, der nichts hilft?

Ich versuche, ihn zu beruhigen, rede leise auf ihn ein und versuche zu erklären, daß es auf die Inhaltssoffe ankommt, nicht auf den Preis - das war falsch, eher Öl ins Feuer: Ja, entgegnet er (wieder (zu) laut) woher weiss ich denn, daß DER das auch richtig macht und nicht einfach noch was einspart, damit er noch mehr an mir verdient? Das sind doch alles Hal++++ - ich könnte in solchen Momenten - die es reichlich und eigentlich IMMER, wenn ich mit ihm unterwegs bin - im Erdboden versinken.

Im Weiteren frage ich ihn dann, ob er die Art des Behälters kenn? Ja, sagt er empört, macht ihn auf und fragt, wie er da das Zeug raus bekommt?

Das damalige Rezept hat er nicht eingelöst, weil ja son Dr++zeugs nicht helfen kann.

Über den Besuch im Sanitätshaus, wo er hätte nach einem Rollator gucken sollen und wenigstens einen Gehstock letztlich bekommen hat, mächte ich lieber nichts berichten, es war eine arge Steigerung dessen, was ich hier schon berichtete.

Die Ausdrucksweise ist erschütternd, die Fäkalsprache ist früher nicht üblich gewesen, wenn ich wüsste, ob er nicht mehr anders kann oder ob er sich wirklich einen Spaß draus macht, andere zu provozieren, zu schockieren?

Viele Dinge deuten auf Demenz hin, aber auch da gibt es ja klare Momente - wenn ich meine, er hat einen und wenn ich ihm dann freundlich und in aller Ruhe zu erklären versuche, daß er mit seinem Benehmen irgendwann so weit kommt, daß ich nicht mehr mit ihm gehen mag, dann ist seine einzige Reaktion, daß er ja eh in ein paar Wochen tot sein will und es sein wird (das erzählt er aber schon seit sicher 40 Jahren)

Das macht mich dann wieder wütend und gleichzeitig schäme ich mich über meine mangelnde Geduld und meine offenbar fehlende Leidensfähigkeit. Und irgendwo tut er mir auch leid. Und das wieder macht mich böse auf mich selbst, denn mitleiden ist etwas, das ich nie mochte (reicht ja, wenn einer leidet) - mitfühlen ist anders, das kann ich schon - wenn es denn nicht um meine Eltern geht....


usabima - richtig geschafft von dem Vormittag
klaus46
klaus46
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Re: Umgang mit den alten Eltern
geschrieben von klaus46
als Antwort auf usabima vom 05.06.2009, 12:28:32
usabima.

Ist dein Vater schon mal von einem Facharzt auf Demenz untersucht worden ?

Hast du ihm schon mal erklärt,das er in ein Heim muß,wenn er sein renitentes Leben nicht noch ändert ?

Ist der behandelnde Arzt nicht in der Lage,für mehr Ruhe zu sorgen ?


--
klaus46
oesiblitz
oesiblitz
Mitglied

Re: Umgang mit den alten Eltern
geschrieben von oesiblitz
als Antwort auf usabima vom 05.06.2009, 12:28:32
Liebe usabima,
als die Tante meiner Frau, die im gleichen Haus wohnte, uns mit ihrer Demenz die sich dann bis zu Alzheimer steigerte, "beschäftigte" konnte ich persönlich die ähnlichen Situationen nur durch Tagebuchaufzeichnungen bewältigen. Du machst es ja ähnlich indem Du Deine Leidensgeschichte hier niederschreibst.

Nach einer Kurzzeitpflege zu der sie einwilligte, (aber niie zu einem ständigen Aufenthalt in einem Pflegeheim ja gesagt hätte) blieb sie dann in diesem Pflegeheim und war dort soweit man es sehen konnte auf ihre Art glücklich. Und die Rückmeldung des Pflegepersonals hat uns immer wieder verblüfft. "Sie ist ja so eine liiebe Frau!" Ihr Zustand, dass sie niemanden mehr erkannte und nur noch dahin dämmerte hat wohl auch dazu geführt, dass ihre Biestigkeit die wir zu ertragen hatten auf einmal verschwand. Nach drei Jahren war sie dann erlöst und friedlich eingeschlafen.
Ich wünsche Dir die Kraft und Gelassenheit das weiterhin durchzustehen
und ein ruhiges Wochenende.
--
oesiblitz

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klaus46
klaus46
Mitglied

Re: Umgang mit den alten Eltern
geschrieben von klaus46
als Antwort auf klaus46 vom 05.06.2009, 13:40:48
usabima.

Ist dein Vater schon mal von einem Facharzt auf Demenz untersucht worden ?

Hast du ihm schon mal erklärt,das er in ein Heim muß,wenn er sein renitentes Leben nicht noch ändert ?

Ist der behandelnde Arzt nicht in der Lage,für mehr Ruhe zu sorgen ?


--
klaus46




Hallo usabima.

Diese Seite habe ich im Internet gefunden.
Schau mal da rein :

Demenz
--
klaus46
usabima
usabima
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Re: Umgang mit den alten Eltern
geschrieben von usabima
als Antwort auf klaus46 vom 05.06.2009, 17:26:55

Danke, lieber Klaus,

auf dieser Seite bin ich ab und zu am Nachlesen, wobei mein Vater jede Behandlung ablehnt (ich bin ja nicht verrückt!) dem Hausarzt kann immer nur ich vorsichtig ein wenig sagen, den Gang zum Psychiater macht er nicht mehr mit - es war sehr hilfreich, na, wollen wir dankbar sein, daß wir diese anderthalb Jahre hatten.

Wie oft habe ich vorgeschlagen, in eine Seniorenbegegnungsstätte zu gehen, aber....ich muss mich schämen, was er alles dazu sagte.

Meine Mutter würde ja hingehen, wenn ich denn mitkäme und dabei bliebe, schon, um sie aufs Klo zu schieben in ihrem Rolli - den mal allein zu bewegen, dazu ist sie zu fein (und die anderen Alten - immerhin - erkennt sie als nicht dazu in der Lage an) Die paar Schritte ggf. zu gehen, lehnt sie ab.

Ja, es ist nicht so einfach - aber wer weiss, wie wir uns mal entwickeln?

Übrigens: Tagebuch schreibe ich dazu schon lange - sonst wäre das für mich kaum zu ertragen.


usabima
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usabima
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Re: Umgang mit den alten Eltern
geschrieben von usabima
als Antwort auf oesiblitz vom 05.06.2009, 13:51:58
Lieber Oesiblitz,

ja, ich schreibe ohnehin Tagebuch, zuerst für mich, dann um alles, was unseren Sohn betrifft und - natürlich - auch das, was meine Eltern angeht, angefangen mit IHREN Ereignissen habe ich auf einer gemeinsamen Reise vor einigen Jahren, es wäre sonst unerträglich geworden - Papier ist so geduldig und es macht frei, dem Papier die Last auzuschreiben - da hoffte ich noch, in Kontakt mit ihnen zu kommen, etwas Näher herstellen zu können - vergeblich.
Daß ich auch Akzeptanz und Wertschätzung erhofft habe, wage ich schon gar nicht mehr zu formulieren, so unerreichbar ist das inzwischen.

Meine Eltern leben noch in der eigenen Wohnung, eine Möglichkeit zur Kurzzeitpflege gibt es daher nicht, das würden sie auch nieeeemals in Erwägung ziehen. Ich habe hier schon alle Einrichtungen im Umfeld angesehen (musste das auch für ein Ehrenamt, das ich nebenbei machte, tun) und es sind nicht alle so "daneben"; wie ich es bei meiner Tante in Stuttgart erlebt habe, das kirchliche Heim war sowas von deprimierend - grausam, dort bei lebendigem Leibe begraben zu sein - aber ich schweife ab. Entschuldigung.

Ja, ich wünschte mir, sie wären etwas offener, zugänglicher, es wird ja nicht besser und es graust mir vor dem Tag, an dem meine Mutter nicht mehr kochen kann (mein Vater isst nur, was SIE kocht (natürlich mäkelt er rum, aber er würde NIE was von nem Lieferservice und schon gar nicht aus meiner Küche essen, auch die
Altenpflegerinnen, die zu meinen Eltern gehen, dürften nicht kochen, weil sie es schlicht nicht können, wie mein Vater sicher weiss) Was wird dann geschehen?



usabima

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