Diary note

Ich fühle mich doch schon ein wenig unangenehm berührt, dass ich Tagebuch-Aufzeichnungen lese, die so stupide sind, dass ich mich hinterfrage, wie es sein kann, dass man es unter die Leute bringt? Welche Publicity braucht ein Mensch, der bereits in allen Gazetten verewigt wurde - ist dies reines Mitteilungsbedürfnis?
         Irgendwie enthält die Tatsache doch eine gewisse Komik, dass die Immigration in unser Land so stark ist wie niemals zuvor - gleichzeitig betrachten sich manche Menschen als »Flüchtlinge« (aus Deutschland), bei denen dieser Terminus völlig fehl am Platze ist!
        »Auswanderer« finde ich in Ordnung - aber das ist ja nicht so »publikumswirksam«, die Öffentlichkeit liebt nun mal kräftige Ausdrücke. Wenn jedermann aus dem Lande flieht, in dem er seiner Meinung nach nicht mehr leben kann - wer soll dann die Lage in diesem Land ändern?
        Nein, mein Mitleid hält sich da in Grenzen, leider muss ich das so ausdrücken. Vielleicht bin ich schon so verblendet, dass ich die Realität so verkenne? Dann werde ich auch emigrieren, vielleicht nach Kasachstan? Dort leben ja schon so viel Menschen mit deutschen Wurzeln, die unfreiwillig dorthin gebracht wurden.

-Pan-


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Kommentare (6)

nnamttor44

Ich muss schon sagen, lieber Horst, dass es vielleicht doch unterschiedliche Flucht"arten" gibt. Wer aus finanziellen Gründen geht (mehr, finde ich, ist das nicht), flüchtet nicht. 

Wer geht, weil er/sie ansonsten seelisch zu Grunde geht, flüchtet durchaus, auch wenn es eine andere Art der Flucht ist, die viele Menschen aus Ostpreußen nach dem Krieg erleben mussten, denn vielfach waren die Erlebnisse nach der eigentlichen Flucht dort, wo man glaubte, sicher zu  sein, ziemlich boshaft, unerträglich - und man musste sie trotzdem aushalten.

Meine Kinder flüchteten aus ihrem Elternhaus, vor ihrem unerträglichen Vater. Ich bin erst gegangen, als es in meinen Augen dahingehend zu eskalieren drohte, dass es auch um mein Leben, meine Gesundheit ging. Das muss man nicht durchstehen ...

Ist das nur fliehen oder Flucht? fragt
Uschi

 

ehemaliges Mitglied

@nnamttor44  Liebe Uschi, ich lebte im Indien der Indira Ghandi und weiß, dass 'finanziell' auch den Hungertode bedeuten kann. Inder, die damals 'flüchteten', taten dies auch aus finanziellen Gründen, um dem Hungertod zu entgehen - wenn sie den weiten Weg zu Fuß eben schaffen konnten

ehemaliges Mitglied

Auch ich 'flüchtete' als 18-Jähriger aus Deutschland und kam nur aufgrund widriger Zufälle wieder zurück - womit ich den Ausdruck Flüchtling ganz und gar nicht falsch finden kann.

Pan

Lieber BerndMichael,
da kann ich leider mit Dir nicht konform gehen!
Wer einmal »wirklich« flüchten musste, wird dies nie mehr vergessen und alles andere hintenan stellen.
Für mich stellt Flucht eine ART von Lebenserhaltung dar, hierüber muss man nicht diskutieren.
Auch ich - das muss ich betonen - bin 1953 aus der Bundesrepublik ausgereist, spezielle Gründe waren da maßgebend.
Flucht wäre etwas völlig entgegensätzliches, deshalb kann ich dieses Wort niemals akzeptieren ...

 

ehemaliges Mitglied

@Pan  Tut mir leid, doch das Wort Flucht ist neutral - ein Kind flüchtet beispielsweise vor einem Hund (auch wenn der nur spielen will) Man kann ja ausweiten: Kriegs-Flüchtling, etc....

Pan

Okay - Okay -
Sprache ist die Quelle der Missverständnisse,
sagte schon Saint-Exupéry
Einen schönen Tag noch!
Horst
frieden.jpg


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