DIE GESTOHLENE MUTTER (kein Bild vorhanden)


Es war im dunklen Februar,
am Dreizehnten dazu.
Sirenen schreckten schauderbar
die Dresdner aus der Ruh.

Zu den Soldaten, siech und wund,
schafft man ins Lazarett
ein Weib in seiner schweren Stund.
Es gab kein anderes Bett.

Die Sanitäter tun die Pflicht
als Arzt und Hebeammen.
Und draußen tobt das Weltgericht
mit Bersten und mit Flammen.

Zwei Stunden später und verstärkt
zum zweitenmal Alarm
und höllisches Vernichtungswerk.
Oh, daß sich Gott erbarm!

Zehntausende zu Tod gehetzt
im wüsten Feuersturm,
im Qualm erstickt, verbrannt, zerfetzt,
doch nicht das kleine Wurm:
Wie durch ein Wunder blieb das Mädchen
am ach so dünnen Lebensfädchen.

Doch bei den Leichen, schwarz wie Kohlen,
lag auch die junge Frau,
dem Neugeborenen gestohlen
vom Mister Mutterklau.

Das war mein letzter hier veröffentlichter Beitrag.
Ich wußte, daß es nicht endlos so weitergehen
konnte, daß mich der Überdruß daran einholen
würde. Ich hatte allerdings nicht erwartet, daß
dies so bald geschehen würde. Aber genauso ist
es. Mit einem Schlag habe ich die Lust daran ver-
loren, meine Gedichte hier zu veröffentlichen. So
bleiben 99,5 % halt unveröffentlicht. Die wenigen
hämischen Zeitgenossen, denen ich hier begeg-
nete, werden behaupten, ich hätte nichts mehr zu
bieten gehabt. Sollen sie doch - was gehen sie mich
an? All den anderen sage ich mit Bedauern Lebewohl
und wünsche ihnen alles Gute, besonders Lisan in
Berlin. Aber ohne daß ich dran Spaß habe, hat`s 
keinen Zweck, hier weiterzumachen. Tschüß! 
Versuchsballon

 


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