Home sweet Home Pyöngyang (4)


Home sweet Home Pyöngyang (4)

Wir durften endlich aussteigen, farbmässig hat sich hier am Flughafen, in den letzten 10 Jahren, so gut wie gar nichts verändert. Immer noch dasselbe scheckige grau überall. In einiger Entfernung sehe ich 2 weitere Flugzeuge parken, kann deren Typ aber nicht identifizieren. Wir werden von einem kleinem Bus abgeholt welcher uns die knappen 50 m zur Ankunftshalle fährt.
Dort kommt eine kleine Delegation auf uns zu, begrüsst meinen Mann und mich und wünscht mir einen angenehmen Aufenthalt. Gleichzeitig wird mein Pass erwartungsgemäss einbehalten, aber mein Handy darf ich diesmal zurück in meine Handtasche. Das ist neu. Das Gefühl nicht frei atmen zu können ist alt.

Die Wohnung ist groß und spartanisch eingerichtet, aber es gibt eine kleine Küchenzeile mit Herd und einen funktionierenden Kühlschrank. Dieser ist voll mit Lebensmitteln von den Kollegen meines Mannes, die weniger Glück mit einem arbeitenden Kühlsystem haben, als wir. 
Im Wohnzimmer steht ein Flachbildschirm und ein DVD Spieler als Entertainment Center. Die Schubladen sind voller DVD’s, weitergereicht von Kollege zu Kollege, für den Fall das uns das koreanische Angebot an Unterhaltung nicht ausreichen wird. Was im Land ist, bleibt im Land.

Es kommt wie es kommen musste, ich muss nachts raus ! Mit wohlweislich ahnenden schlurfenden Schritten nähere ich mich dem Badezimmer. Das Licht funktioniert, vielleicht wäre es besser gewesen, wenn nicht. Zu spät, ich habe es schon huschen gesehen. Mit einer Blitzgeschwindigkeit laufen sie kreuz und quer durchs Badezimmer um sofort aus meiner Sicht zu verschwinden. Kakerlaken! In jeglicher Grösse. Jetzt tief einatmen und nachdenken! Ein Plan ist erforderlich! 
Ich gehe in die Küche, hier huscht es auch, aber um dieses Problem kümmere ich mich morgen und nicht mehr heute Nacht. Bewaffnet mit mehreren kleinen Schüsseln und einem Schemel komme ich ins Badezimmer zurück, greife mir meine Dose Haarspray und setze mich auf die Toilette auf die Lauer. Auf den Schemel stelle ich meine Füße, das ist nur eine reine Vorsichtsmassnahme, damit mir nichts aus Versehen darüber huschen kann falls mein Plan misslingt und warte.
Lange dauert es nicht! Da sind sie wieder, weil ich stillsitze trauen sie sich wieder raus. Ich ziele und sprühe sie aus gesicherter Entfernung mit meinem Haarspray an. Der Klebstoff macht sie sofort  bewegungsunfähig. Um mich herum  sieht es wie auf einem Schlachtfeld. Ich habe wohl eine kleine Kompanie von ihnen erwischt. Ich stehe auf und stülpe ihnen meine kleinen Schüsseln über. 
Äusserst zufrieden mit mir gehe ich zurück in mein Bett. Wenn mein Mann morgen früh die umgedrehten Schüsseln im Badezimmer sieht, wird er schon wissen was ich gefangen habe. Die Beseitigung überlasse ich ihm. Teamwork!

….Fortsetzung folgt


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Kommentare (6)

chris33

In einer Diplomatenunterkunft  in Pyoengyang Kakerlaken gesichtet!!

Das sind wohl die neuen Botschafter fuer interkulturellen Austausch. Scheint, als wuerden diese kleinen " Diplomaten" nicht nur in NYC sondern auch in Nordkorea eine bedeutende Rolle spielen 😁

​​
​​​​Nennt man wohl "Kakerlaken-Diplomatie." 🪳🪳🪳🪳🪳

Chris33 
 

Globetrotter

@chris33  

Ich glaube kaum das Kakerlaken da einen Unterschied machen
LG
Gisela

Boeuf

Hallo Gisela
Ich hätte die Viecher noch einer Untersuchung unterzogen...auf Mikrofönchen und kleine Kameras. Man weiß ja nie.
Aber mal ernsthaft, habt ihr euch nicht gefragt, ob die Wohnung auf eine andere Art verwanzt wurde?
Nordkorea, da habt ihr euch was getraut.
Peter

Globetrotter

@Boeuf  
Hallo Peter,
nein, dass haben wir uns nicht gefragt. Das wussten wir!
Getraut? Weiß ich auch nichts drauf zu antworten, wenn  Menschen verhungern fragt man nicht welches Regime an der Macht ist. 
Ganz besonders traurig war aber, das fast alles was mein Mann vor 10 Jahren angefangen hat mit aufzubauen durch Sanktionen wieder kaputt ging, u.a. Keksfabriken im Rahmen eines "school feeding Programme"
Gisela

Globetrotter

Liebe Christine, 
wohin hätte ich denn flüchten können😂
Vielen Dank für deinen netten Kommentar
LG
Gisela

Christine62laechel


Oh weh, liebe Gisela, da warst du aber mutig... Meine Strategie wäre viel einfacher: schreien und flüchten. :)

Mit Grüßen
Christine


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