Ich, fünf Verse eines Gedichts


Ich, fünf Verse eines Gedichts


 

Ich bin ein Staubkorn
im Wüstenwind.
Zwischen bunten Blumen
ein kleines Kind.
Der Tau in der Frühe,
der auf Wiesen fällt.
Das Licht am Abend,
das Gedanken erhellt.

Ich bin ein Lied,
von Millionen gesungen.
Das Klatschen der Hände
in Huldigungen.
Eine Welle im Auf
und Ab der Gezeiten.
Ein Kometenschweif
in unendlichen Weiten.

Ich bin die aidskranke Frau
mit dem hungrigen Blick.
Der alte Mann, der träumt
von vergangenem Glück.
Das Strandgut der Zeit,
von keinem vermisst.
Der einsame Star,
der kein Idol mehr ist.

Ich bin Hoffnung und Angst
am Rande der Zeit.
Der verlorene Glaube
in der Dunkelheit.
Der Baum im Walde,
den jeder liebt.
Der Morgen, den es
vielleicht nicht mehr gibt.

Ich bin auch DU!
Und was ich lasse,
was ich tu,
ich bin auch nichts!
Nur fünf Verse
eines Gedichts.


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Kommentare (3)

Syrdal



Der tiefe Sinn deines Gedichtes 
zusammengefasst in drei Worte:

Tat Tvam Asi

...mit bescheidenem Gruß
Syrdal


 

Pan

Ja - ich bringe diesen Satz immer mit Schopenhauer in Verbindung. Für ihn war die verkündete Lehre von der Einheit eine Bestätigung seiner Philosophie. Hiernach ist alles in der Welt, was als Vielheit wahrgenommen wird, nur eine von unzählig vielen Erscheinungsformen einer metaphysischen Einheit, die Schopenhauer  Wille nannte. 
Interessante Aussage!

Christine62laechel


Für ein Nichts - doch ziemlich viel können wir bedeuten. Mit Göttern muss man sich nicht vergleichen. Eher mit einer kleinen Ameise, die mühsam ihr Werk tut, und scheint auch noch ihren Spaß dabei zu haben. Wahrscheinlich hauptsächlich deswegen, weil nicht allein, und weil sie das "große" Ziel entweder nicht unbedingt kennen muss, oder es auch ahnt...?

Mit Grüßen
Christine


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