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Aktuelle Themen Die Empörungskultur und ihre Steigerung

Die Empörungskultur und ihre Steigerung
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Wer sich in den sozialen Netzen bewegt, der kennt es zur Genüge. Eine Nachricht ist keine Nachricht mehr, wenn sie nicht durch markige Worte noch viel dramatischer gemacht wurde. Mir kommt dabei immer der tägliche Aufreger der BILD in den Sinn. Diese Aufreger scheinen nicht nur in den sozialen Netzen inzwischen zum Normalzustand zu werden. Ein Normalzustand bedeutet aber auch Stillstand, also muß weiter gesteigert werden. Wo das hinführt, das führt die Geschichte von Natascha Kampusch vor Augen. Wenn aus der eigentlichen Geschichte nichts mehr herauszuholen ist, dann wird das Opfer eines Verbrechens selbst beschuldigt und der nächste noch bessere Aufreger ist da.

Vielleicht liege ich mit meiner Einschätzung auch falsch, daß ihre Erlebnisse eine Steigerung der Aufregerkultur sind. Mir kommt es jedenfalls logisch vor.

Kampusch: "Als würde ich einen Bombengürtel tragen" - Nach ihrer Selbstbefreiung war und ist die 30-Jährige immer wieder von Anfeindungen betroffen

det

olga64
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Mitglied

RE: Die Empörungskultur und ihre Steigerung
geschrieben von olga64

Natascha Kampusch gehört für mich aber schon zu denjenigen, die sich selbst immer wieder ins Gespräch bringen, wenn es längere Zeit so schien, als wäre man satt mit diesem Thema.
Ein untrügliches Zeichen bei solchen Leuten ist immer, wenn sie bei Markus Lanz ihr neuestes Buch vorstellen und wenn so ein Buch immer das gleiche, alte Thema behandelt, kann man davon ausgehen, dass nicht viel Neues drinstehen kann.
Ich habe dann immer den Verdacht, dass so jemand wieder Geld (und vielleicht doch auch Aufmerksamkeit) braucht und es immer wieder von Neuem versucht.
Davon gibt es ja viele dieser Leute.
Ein Problem dürfte für die auch oft sein,dass sie den Übergang von ehemals Prominenten in das sog. normale Leben nicht schaffen, wo die öffentliche Aufmerksamkeit nicht mehr vorhanden ist.
Ein Beispiel ist z.B. auch Jan Ullrich - oft machen sich diese ehemals erfolgreichen Leute ihr eigenes Leben mutwillig kaputt, um Aufmerksamkeit um jeden Preis zu bekommen. Olga

RE: Die Empörungskultur und ihre Steigerung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 29.08.2018, 17:48:01

Diese Unterstellungen gegenüber Natascha Kampusch passen perfekt zu den miesen Erfahrungen, von denen sie berichtet. Ich frage mich wirklich, was Menschen dazu bringt, ihr so etwas anzudichten. Neid? Zuviel Regenbogenpresse gelesen? Es ist mir wirklich ein Rätsel.

det


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olga64
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Mitglied

RE: Die Empörungskultur und ihre Steigerung
geschrieben von olga64

Ausser dem Fall Kampbusch gab es ebenfalls in Österreich den Fall "Fritzl". Dort hatte ein Vater seine eigene Tochter über Jahrzehnte in einem Keller des Hauses eingesperrt und mit ihr auch mehrere Kinder gezeugt (während die leibliche Mutter und Ehefrau "oben" anscheinend von nichts wusste).
Als alles aufflog, kam der Vater in den Knast, die Tochter wurde mit ihren Kindern an einen unbekannten Ort verbracht. Man hörte nie wieder etwas von ihr, was ihr und den Kindern sicher das Leben rettete, weil es nur auf diese Art und Weise "zurückzubekommen" ist und nicht wenn der Öffentlichkeit gestattet wird, jeden Schritt zu beobachten und darauf Einfluss zu nehmen. Auch im Fall Fritzl hätten sicher die Medien, Talkshows usw. beste Honorare geboten, wenn diese Frau damit einverstanden gewesen wäre.
Es geht also auch anders, wie man sieht - und auch klüger. Olga

RE: Die Empörungskultur und ihre Steigerung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 03.09.2018, 17:54:41

Toll. Und das ist ein Grund, der Natascha Kampusch irgendwelchde Absichten zu unterstellen? Es gibt auch Menschen, die schreiben über den Fall Kampusch, ohne ihr gleich etwas anhängen zu wollen. 

Es geht also auch anders, wie man sieht - und auch klüger.

det

RE: Die Empörungskultur und ihre Steigerung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 03.09.2018, 17:54:41

Olga, ich verstehe Sie hier leider auch nicht, so gut, wie ich Ihre sonstigen Beiträge oft finde.
Ich bewundere Natascha Kampusch sehr. Sie hat eine unglaubliche Kraft, Reife und Intgelligenz gezeigt, mit dem, was ihr angetan wurde, umzugehen, das mache ihr mal eine/r nach! Warum sie sich von Zeit zu Zeit an die Öffentlichkeit drängt, hat sie selber erklärt. Sie will den vielen Vorurteilen und Falschdarstellungen ihre eigene Sicht entgegensetzen, und dazu hat sie jedes Recht bei all der Hetze gegen sie, weil sie sich nicht wie ein typisches Opfer verhält.  Im Übrigen ist es nicht immer sie selber, die  an die Öffentlichkeit drängt, sie wird auch regelmäßig von Journalisten bedrängt, das zu tun.  Ich habe damals einen sehr guten Film über sie gesehen, den ein Journalist ihres Vertrauens gedreht hat. Dieser Film hat mich sehr beeindruckt. Und eins weiß ich genau: Ich wäre nicht in der Lage, nach Jahren solchen Missbrauchs und völlig traumatisiert, so damit umzugehen, wie sie es tat und noch tut.


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olga64
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RE: Die Empörungskultur und ihre Steigerung
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.09.2018, 17:58:29

WArum fällt es Ihnen eigentlich so unsagbar schwer, auch die Meinung anderer akzeptieren zu können? Sie schreiben doch grossenteils wirklich kluge und gute Berichte, sind gut informiert - aber es scheint Mit-Diskutanten zu geben, wo Sie aus reiner Antipathie nichts gut finden können, was von denen kommt.
Steht irgendwie völlig konträr zu Ihrem sonstigen Auftreten. Schade, eigentlich. Olga

olga64
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RE: Die Empörungskultur und ihre Steigerung
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.09.2018, 18:11:53

Marina, ich würde einfach Frau Kampusch ein schöneres Leben wünschen. Ich erinnere mich gut daran, als sofort nach Entdeckung dieser jungen Frau sich sowohl deren Mutter als auch Vater massiv in die Öffentlichkeit drängten. Sie selbst war damals noch sehr jung und hatte wohl auch einige sehr schlechte Berater,die dahinter eine Gelddruckmaschine sahen in unserer Zeit der öffentlichkeitswirksamen Präsenz.
Das war und ist oft einfach nur Neugierde und Befriedigung von Sensationslust,der man sicher am besten entkommt, wenn man sich "rar" macht. Aber wie hätte sie damals Gut und Böse unterscheiden können  - sie musste ja erst wieder lernen, zu gehen und zu leben.
Deshalb verwies ich auch auf das Schicksal der Tochter Fritzl, die vermutlich auch aus dem Fall Kampusch für sich lernte. Die Fritzl-Tochter ist natürlich älter, lebt aber anscheinend nicht weit von dem früheren Horror-Haus ohne Öffentlichkeit. Ob das nicht wirklich besser für den Einzelnen und seine Zukunft ist ? Im Fall Fritzl natürlich auch für deren Kinder. Olga

RE: Die Empörungskultur und ihre Steigerung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 03.09.2018, 18:12:02

Es ist doch alles gesagt, was es zu sagen gibt. Also lassen wir's doch einfach. 

det

olga64
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Mitglied

RE: Die Empörungskultur und ihre Steigerung
geschrieben von olga64

Viele Menschen in unserem Jammerland empören sich mit einer so grossen Leidenschaft,dass man annehmen muss, Empörung ist zum festen Bestandteil ihres Lebens geworden.
Meistens gilt sie den unfährigen Politikern - aber auch dem, was andere sagen oder schreiben und was nicht der eigenen Meinung entspricht.
Rechte sehen darin einen Beleg dafür, wie wenig Meinungsfreiheit es in "unserem System" noch gibt. Meinungsfreiheit wird in solchen Kreisen als Grundrecht begriffen, mit keiner anderen Meinung als der eigenen belästigt zu werden.

ABer es empören sich Leute auch darüber, was andere hören können, wie wir aus einer Geschichte aus Magdeburg erfahren dürfen, wo der dortige Landtagspräsident zusammen mit Gästen auf einem Balkon dem Sänger Roland Kaiser lauschte. Der Skandal liegt anscheinend darin, dass dieser Politiker den Balkon seines Büros für eine solche private Lustbarkeit nutzte, wozu andere keine Möglichkeit hatten, dies ebenfalls zu tun.
Nun wird der Rücktritt dieses "unwürdigen, inkompetenten CDU-Politikers gefordert - ganz vorne dran bei diesem Empörungsauftritt ist eine PolitikerIn der Grünen.

Wenn ich solche Dinge lese, denke ich oft, dass unser Jammerland zwar manche Sorgen hat. Aber sind wir nicht immer noch Weltmarktführer bei den Problemen, welche die meisten Staaten auf diesem Globus gerne hätten? Das kann man doch ohne Empörungs-Modus auch sehr positiv sehen, oder? Olga


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