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Aktuelle Themen Die Vermenschlichung der Tierwelt

miriam
miriam
Mitglied

Die Vermenschlichung der Tierwelt
geschrieben von miriam
Aus einem sehr aktuellen Anlass, möchte ich hier die Frage zur Diskussion stellen ob wir die Tiere zu sehr vermenschlichen, bzw. warum wir dies tun?

Der aktuelle Anlass: der kleinste der Muttenzer Turmfalken, von mir in den "Animalischen Mehrzeilern" Winzling genannt, wurde gestern von seinen 5 Geschwistern die viel weiter in ihrer Entwicklung waren bzw. sind, getötet.

Es ist ein Vorgang der immer wieder in der Natur vorkommt, hat viel mit der natürlichen Selektion zutun – und doch: man fühlt sich machtlos, bzw. ist erst einmal sprachlos, wenn man es mitbekommt.

Mir scheint dies unter anderem mit der Vermenschlichung der Tierwelt - die wir fast schon unwillkürlich betreiben - zutun zu haben.

Warum sind wir versucht die Tierwelt immer wieder mit unserer Menschenwelt zu vergleichen - ja oft fast schon gleichzustellen?

Mir scheint es manchmal wie eine Art Versuch zu sein etwas zu übersetzen, was wir anders nicht gut verstehen, weil es in einer Fremdsprache stattfindet.

Wie sieht Ihr das?

Miriam
sittingbull
sittingbull
Mitglied

Re: Die Vermenschlichung der Tierwelt
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf miriam vom 06.06.2011, 12:35:58
“Der Mensch ist mit Vernunft ausgestattet; er ist Leben, das sich seiner selbst bewusst ist."
erich fromm

tiere verspüren schmerzen , aber sie leiden nicht unter der erkenntnis , dass es ihnen unter
"abwesenheit von schmerz" besser ergehen würde.
tiere handeln instinktiv und nach pawlow .
alles andere ist "lassie"- romantik.
warum menschen das nicht sehen wollen ?...
scheinbar gibt es ein bedürfnis nach liebe,
dass unter menschen nicht eingelöst wird.
miriam
miriam
Mitglied

Re: Die Vermenschlichung der Tierwelt
geschrieben von miriam
als Antwort auf sittingbull vom 06.06.2011, 13:04:12
Danke dir Sittingbull - jetzt wird es spannend, da dein Erklärungsversuch in eine ganz andere Richtung tendiert, als meine Hypothese.

Wunderschön und auch passend, der Satz von Erich Fromm.

Miriam

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Mitglied_1a4a99f
Mitglied_1a4a99f
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Re: Die Vermenschlichung der Tierwelt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf sittingbull vom 06.06.2011, 13:04:12
Genau so sieht´s aus... Tiere geben einem viel zurück, wenn man sie liebevoll umsorgt. Bei Menschenkindern kann das auch sein, findet aber nicht immer statt. Wird man von Erwachsenen enttäuscht, greift Man(n) oder auch Frau gern auf ein Haustier zurück. Meist eine Katze, weil die eben schmusen will. Oder aus Einsamkeit wird sich ein Haustier zugelegt. Spricht ja auch nichts dagegen.

Und da tritt dann der Vermenschlichungsakt ein. Man spricht mit dem Tier, wie mit einem Kind. Ist die Katze noch klein, dann wird sie gern wie ein Baby behandelt, weil sie ja angeblich sooooooo hilflos ist. Ist sie ja nicht, aber schlau genug das aus zu nutzen.

Ich gebe zu, dass meine Katzen auch vermenschlicht sind. Mein Mann und ich, wir verwöhnen sie gern, weil sie uns eben viel Freude bereiten mit ihrer verspielten Art. Und wenn es Mittagsessenszeit ist, da sitzt der Kater schon am Tischende und wartet auf seine Kartoffel, die er gern frisst. Natürlich besitzt der Kater sein eigens Brettchen, von dem er frisst.

Ich weiß, dass jetzt ein Aufschrei durch´s Forum zieht, von wegen das gehört sich nicht, oder was hat ein Tier am Tisch zu suchen. Natürlich frisst der Kater nicht am Tisch, weil ihm das zu unbequem ist. Das Brettchen liegt auf dem Fußboden, wie sein Fressnapf auch.

Beim Hund ist es ja auch so, der wird auch gern verwöhnt. Viele Besitzer gehen zur Hundeschule, was auch sinnvoll ist. Aber so einige tun es nicht und der Hund macht was er will mit seinem Herrchen bzw. Frauchen.
miriam
miriam
Mitglied

Re: Die Vermenschlichung der Tierwelt
geschrieben von miriam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 06.06.2011, 14:09:29
Frau Oberschlau, vorweg eine kleine persönliche Bemerkung:
ich finde nicht, dass es jemanden angeht wie du mit deinen Tieren umgehst, solange du sie gut behandelst. Und gut – ist ein sehr individueller Begriff.

Persönlich tendiere ich zwar nicht zu dieser Vermenschlichung - aber das ist wieder nur eine individuelle Haltung bzw. Auffassung.
Eigentlich war ja meine Frage ein Warum – dem m.E. kein so nicht folgen dürfte. Es sei denn, man tendiert zur Tierquälerei.

Mehr zum Thema etwas später, nachdem ich endlich etwas gegessen habe.
Heute mal rein vegetarisch...

Miriam
olga64
olga64
Mitglied

Re: Die Vermenschlichung der Tierwelt
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 06.06.2011, 14:09:29
Warum verwöhnen Sie und Ihr Mann sich nicht gegenseitig sondern verlagern dies auf ein Tierchen,dass mit eigenem Brettchen am Tischchen eigene Kartöffelchen verzehrt? Klingt ein wenig nach Ausweich-Manöver - Olga

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Mitglied_1a4a99f
Mitglied_1a4a99f
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Re: Die Vermenschlichung der Tierwelt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 06.06.2011, 15:39:09
Liebste Olga, erstmal richtig lesen, gelle

Der Kater isst nicht am Tisch, stand da ganz deutlich.

Und wer sagt denn, dass ich meinen Mann nicht verwöhne??? Könnte ja auch sagen, das das unser Ausgleich ist, damit wir wieder zu Atem kommen. Irgendwann müsssen wir ja auch mal zur Puste kommen.
Also immer erstmal schön lesen, gelle....



@Miriam
Ich weiß worauf das hinaus gehen sollte, aber ich bin auf Sittigbulls Gedanken eingegangen.

Ich glaube, dass sich die Natur schon ganz gut zu helfen weiß, irgendwie hält sie ja das ökologische Gleichgewicht. Wenn ich ein verletztes Tier sehe, dann kommt sofort mein Helfersyndrom zum Tragen.

Oder bei Tierdoku´s, da würde ich, wenn ich mit am Set wäre, den verletzten Tieren helfen, damit sie nicht verenden. Dann kämpfe ich so zu sagen am Fernseher mit um das kleine Leben, das da nicht sein soll.

"Kann da die Kamercrew nichts tun, wenn die schon sehen, dass das Tier sterben wird?" kommt dann regelmäßig von mir.

"Das ist Natur, die hilft sich selber" sagt dann nur mein GÖGA.

Ist leider so, das muss akzeptiert werden. Auch wenn´s schwer fällt.
miriam
miriam
Mitglied

Re: Die Vermenschlichung der Tierwelt
geschrieben von miriam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 06.06.2011, 16:18:21
Das Thema erweist sich als viel umfangreicher bzw. vielschichtiger als ich es dachte. Aber dies sind meine von mir so geliebten Abenteuerreisen - mal sehen wo diese uns letztendlich hinführt.

Zur Tierliebe gehört natürlich auch die artgerechte Haltung. Und da wird es in manchen Fällen schwierig.
Artgerechte Haltung bedeutet ja u.A. auch, dass ein solches Tier nicht mit auf der Couch bzw. im Bett schlafen soll.
Was aber sehr oft geschieht ist, dass das Tier selber die Nähe des Menschen bei dem es lebt, sucht.
Soll das bedeuten, dass ein Teil dieser Tendenz zur Vermenschlichung - sogar vom Tier ausgeht?

Was würde dies im Grundeffekt bedeuten? Sehr konsequent zu Ende gedacht, ganz sicherlich, keine Tierhaltung in geschlossenen Wohnungen, sondern nur im ländlichen Milieu, wo das Tier auch eine gewisse Funktion erfüllt.

Nun, uns Stadtmenschen kann diese Lösung nicht zufrieden stellen, schon allein da ein solches Haustier eine wichtige pädagogische Funktion erfüllt - bzw. bei älteren Menschen - eine soziale Funktion.

Doch zur Vermenschlichung, sollte es nicht kommen – schon allein weil auch ein Tier dadurch aus seiner natürlichen Bahn bzw. Lebensart, rausgeworfen wird.
Dass die Suche nach der richtigen Beziehung bzw. den richtigen Bezug zum Tier ein schwieriger Weg ist, erfahren wir schon bei den Philosophen der Antike oder des Mittelalters - bei deren Ansichten ich eben staunen musste.

So vertritt zum Beispiel Aristoteles die Auffassung, dass Tiere, weil nicht von Vernunft geprägt, weniger Wert sind.
Weiter lässt er uns noch wissen, dass ein Krieg gegen weniger vernunftbegabte Wesen, immer ein gerechter Krieg sei.

Und René Descartes? Dieser betrachtet das Tier als eine seelenlose Maschine.

Das reicht (mir) für heute.

Miriam
olga64
olga64
Mitglied

Re: Die Vermenschlichung der Tierwelt
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 06.06.2011, 16:18:21
[
Ich glaube, dass sich die Natur schon ganz gut zu helfen weiß, irgendwie hält sie ja das ökologische Gleichgewicht. Wenn ich ein verletztes Tier sehe, dann kommt sofort mein Helfersyndrom zum Tragen.

Ich hoffe, dass Ihr Helfersyndrom auch sofort einsetzt, wenn sie ein wehrloses Kind sehen, das Probleme hat und dessen "Natur" sich nicht unbedingt selbst helfen kann. Oder beschränken Sie Ihr Helferdienste ausschliesslich auf 4-beiniges Getier, das Ihnen nicht widerspricht? Olga
miriam
miriam
Mitglied

Re: Die Vermenschlichung der Tierwelt
geschrieben von miriam
als Antwort auf olga64 vom 06.06.2011, 16:55:41
Frau Olga - ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie ihre Auseinandersetzungen via PN führen würden - und nicht nach alter egozentrischer Manier, damit in Themen hineinplatzen würden!

Danke!

Miriam

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