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Aktuelle Themen Freigabe von Cannabis

Mitglied_162e28b
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RE: Freigabe von Cannabis
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf aixois vom 28.10.2022, 18:29:08

@aixois

Danke für diesen sehr durchdachten Beitrag.
Du sprichst viele Facetten der eventuellen Freigabe an, die ich in dieser Konsequenz nicht auf dem Schirm hatte.
Ich bin sehr unentschlossen, was ich meinen soll - wobei, wenn unser Gesundheitsminister eine Stellung
pro Freigabe einnimmt, dann gibt das schon noch mehr zu denken....

olga64
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RE: Freigabe von Cannabis
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.10.2022, 18:40:47

DAs ist genau der Punkt, der mich unsicher machte, dass hier der Gesundheitsminister involviert wurde.
Soll damit eine indirekte, medizinische Expertise ausgedrückt werden,damit dieses neue Gesetz,das im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung verankert wurde, in Kraft treten kann?
Gerade von der CDU/CSU wird es hier starken Widerspruch geben, auch wenn nun Herr Lauterbach hier versucht,das neue Gesetz zu stärken, wobei sicher alle erahnen, dass er selbst in seinem Leben ausser gutem Rotwein keine weiteren Rauschmittel zu sich genommen hat.
Persönlich sehe ich das neue Gesetz mehr gesellschaftlich relevant und bin nach wie vor der Meinung, dass ein solch verschärftes Gesetz mit Blickrichtung zur Kriminalität nichts oder wenig nützt, wenn sich so viele nicht daran halten.
U.a. die Polizei wird in ihrer permanenten Überlastung und Personalknappheit positive Aspekte darin sehen, nicht jeden Besitzer von wenigen Gramm Cannabis zu kontrollieren und das Prozedere in Gang zu setzen.
Während dann wenige Meter entfernt sich andere mit Alkohol die Kante geben.
Olga

aixois
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RE: Freigabe von Cannabis
geschrieben von aixois
als Antwort auf olga64 vom 28.10.2022, 19:07:07

Während dann wenige Meter entfernt sich andere mit Alkohol die Kante geben.

Das ist ja die verquere Logik, die mich erneut bei der Cannabis Diskussion ärgert: mit 14 schon darf man (wenn ein Sorgeberechtigter dabei ist) Wein, Sekt, Bier trinken, mit 16 auch allein, obwohl Alkohol nachweislich die Reifung des Gehirns (Hippocampus) schädigt, so als ob ein Cannabis Schädigung schlimmer wäre als eine durch Alkohol verursachte.

 

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olga64
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RE: Freigabe von Cannabis
geschrieben von olga64
als Antwort auf aixois vom 28.10.2022, 19:51:40
Während dann wenige Meter entfernt sich andere mit Alkohol die Kante geben.
Das ist ja die verquere Logik, die mich erneut bei der Cannabis Diskussion ärgert: mit 14 schon darf man (wenn ein Sorgeberechtigter dabei ist) Wein, Sekt, Bier trinken, mit 16 auch allein, obwohl Alkohol nachweislich die Reifung des Gehirns (Hippocampus) schädigt, so als ob ein Cannabis Schädigung schlimmer wäre als eine durch Alkohol verursachte.

 
Alkohol ist eine "kulturelle Tradition", wie man öfters hört und so weit verbreitet, dass ein generelles Alkoholverbot noch weniger funktionieren würde wie ein Verbot von Cannabis.
Ausserdem bringt Alkohol gewaltige Steuereinnahmen (wird bei einer Legalisierung von Cannabis auch auf diesen Stofferwerb ausgedehnt werden).
Die Dunkelziffer bei Alkohol- Süchtigen ist naturgemäss sehr gross. Es soll sich mindestens um 1.5 Mio Menschen handeln, die täglich Alkohol konsumieren; ca 70.000 sterben jährlich an den Begleiterscheinungen. Ob  diese gesundheitspolitischen Begleiterscheinungen durch die Steuereinnahmen wirklich kompensiert werden können?
Ich kann mir auch vorstellen ,dass aktuell die lautestens Gegner gegen die Cannabis-Legalisierung jene sind, die ihren Unmut darüber mit einem gutgefüllten Glas Bier oder Schnaps zum Ausdruck bringen. Olga
Mitglied_162e28b
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RE: Freigabe von Cannabis
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 31.10.2022, 16:49:34

Ich kann mir auch vorstellen ,dass aktuell die lautestens Gegner gegen die Cannabis-Legalisierung jene sind, die ihren Unmut darüber mit einem gutgefüllten Glas Bier oder Schnaps zum Ausdruck bringen

Das ist ja mal 'ne steile These...
Mich würde interessieren, wie du sie begründest.
olga64
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RE: Freigabe von Cannabis
geschrieben von olga64

Herr Lauterbach schilderte gestern Abend anschaulich und auch verständlich bei Markus Lanz, wie sich die Regierung der geplanten Freigabe von Cannabis vorstellt und wie dies vor sich gehen soll.
Sollte die Legalisierung rechtlich durchsetzbar sein (was noch geprüft und keineswegs sicher ist) entstünden in Deutschland neue Geschäftszweige z.B. für die Züchtung der Blüten, das Trimmen und Trocknen,das Transportieren, Aufbereiten, lagern und der Gross- und Einzelhandel.
Geschätzt ist ein Bedarf von 400 Tonnen pro Jahr, die ca 2 Milliarden Joints entsprechen sollen.
Derzeit werden in Deutschland für medizinische Zwecke Cannabis von drei Unternehmen produziert (Demecan in Berlin; Aurora in Sachsen-Anhalt und Tilray in Neumünster bei Hamburg).
Sollten diese Firmen mit einem stark erhöhten Anbau beschäftigt werden, benötigen diese viel Geld für die Expansion, bzw. entsprechende Investoren und natürlich Planungs- und Rechtssicherheit, da sonst niemand investieren wird.
Abaer auch kleine und mittelständische Landwirtschaftsbetriebe bringen sich in Stellung, u.U. ist neben dem Anbau in Gewächshäusern auch Freilandanbau möglich, wobei in diesem Fall die Bauern ihre Anbauflächen vor menschlichen Eindringlingen entsprechend schützen müssten.
Um einen funktionierenden, legalen Markt gegen den gigantischen Schwarzmarkt aufzubauen, benötigt man auch Verkaufsstellen. Das führte in Canada, das Cannanbis bereits 2018 legalisierte, zu Problemen, weil es zu wenige davon gab und die Kunden doch wieder auf dem Schwarzmarkt kauften.
Auch Apotheken sind als Verteiler im Gespräch, wobei jedoch die Arzneimittelkommission der deutschen Apotheker sich bisher deutlich gegen eine Freigabe ausgesprochen hat.
Bisher hält auch die Regierung die sog. Edibles, also essbare Cannabis-Produkte wie Kekse nicht für sinnvoll - Tatsache dürfte aber sein,dass alles was legal nicht angeboten wird, auf dem Schwarzmarkt weiterhin erhältlich sein wird.
Es ist ein grosses Projekt, das gigantische Umsätze und mit diesen verbunden, auch Steuereinnahmen generieren kann sowie neue Arbeitsplätze in diversen Segmenten.
Und wo solche Chancen locken, formieren sich vermutlich auch frühzeitig diejenigen, die mit Legalität wenig im Sinn haben und mögliche Profite anderweitig einstreichen wollen. Olga


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Mitglied_3fbaf89
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RE: Freigabe von Cannabis
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Der-Waldler vom 28.10.2022, 08:50:25

Interessant wäre zu erfahren, ob und in wie weit die Bundesregierung sich das Resümee von Colorado und Washington / USA  hinzugezogen hat, denn dort hat man aus gemachten Fehlern zu Beginn der Freigabe viel gelernt. Sowohl wenn es um die Vergabe von Lizenzen geht als auch un die Art von Produkten und Vertrieb, und gesundheitliche Folgen -  immerhin stieg die Zahl von an Psychose leidenden und sich danach in Behandlung befindlichen Personen in allen Bezirken von  Colorado um 24 %, nach der Freigäbe von Cannabis - und das auch in Bezirken, die zuvor so gut wie keine Drogenprobleme hatten- da ist sicher noch einiges nachzubessern

Wer mag, hier ein Bericht von 2015 in englischer Sprache

 

val
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RE: Freigabe von Cannabis
geschrieben von val
als Antwort auf olga64 vom 02.11.2022, 17:12:30

Ja, @Olga. Die Freigabe von Cannabis ist ein Wirtschaftsproblem, weshalb sie denn so zögerlich voran geht.
Es geht (auch hier in Frkr) ja nicht um den Nutzen oder Schaden des Produktes als solches.
Sondern um die kolossale Marktumstellung, die das zwangsläufig mit sich bringen würde.
In den Grosstädten hier leben ja ganze Stadtteile vom Drogenhandel (die ganz jungen Arbeitslosen, meist Nordafrikaner, als 'guetteur/Aufpasser, wobei sie 5x so viel 'verdienen' wie wenn sie legal arbeiteten.
Wenn sie denn überhaupt einen job kriegten!
Wer kann sie verdenken?
Auch hier - in meinem kleinen Dorf 70 km 'rechts' von Paris -  hätte man nicht die geringste Schwierigkeit, an Drogen jeglicher Art heranzukommen. (Weiss ich von der Gendarmerie - die armen Kerle !)
Gruss Val
 

olga64
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RE: Freigabe von Cannabis
geschrieben von olga64
als Antwort auf val vom 02.11.2022, 18:15:23

Das ist in deutschen Städten nicht anders. In Berlin gibt es sogar einen Lieferservice für Drogen (meist Kokain). Da ruft man an und dann kommt eine Art Taxi an den vereinbarten Ort, wo der Stoff ausgehändigt und bezahlt wird. Einige Dauer-Konsumenten haben ihre Stammlieferanten.
Was nützt also ein strenges Gesetz gegen Drogen, wenn dagegen seit Jahren verstossen wird und durch diese Verbote zum einen derSchwarzhandel blüht und andererseits sehr junge Menschen all das besonders interessant empfinden und es ausprobieren wollen?
Wir sollten uns nur zurückerinnern, wie wir als junge Menschen mit verbotenen Dingen umgegangen sind.

Und immer bleibt das Gegenproblem Alkohol, welcher überall erhältlich und nicht verboten ist und dem geschätzt jährlich 70.000 Menschen zum Opfer fallen. Wenn sie nicht schnell daran durch übermässigen Konsum sterben, bleiben sie lange Jahre medizinisch zu behandelnde Menschen - Alkoholismus ist seit Jahren eine anerkannte Krankheit.
Es muss hier etwas geändert werden. Aber Tatsache wird natürlich auch dann sein, dass es eine Problematik auf der anderen Seite gibt, die auch durch Legalisierung nicht beseitigt werden kann.

Um ein solches GEsetz auf den Weg zu bringen, waren selbstverständlich Regierungsmitglieder bereits in Staaten z.B. der USA, um sich über Erfahrungen und Details auszutauschen. Und natürlich auch in den Niederlanden, die mit legalen Drogen langjährige Erfahrung haben und wohin auch seit langer Zeit  Deutsche reisen, um vor Ort zu konsumieren oder sich einzudecken. Olga

Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Freigabe von Cannabis
geschrieben von Michiko
als Antwort auf olga64 vom 02.11.2022, 18:21:58

Aktuelles zum Koks-Taxi in Berlin - aus der Traum von der tollen Marktlücke😅.


Mitte März 2022 vollstreckten rund 150 Einsatzkräfte sowie eine Spezialeinsatzgruppe der Polizei Berlin zusammen mit der Staatsanwaltschaft Berlin fünf Haftbefehle.
Es gab 14 Durchsuchungsbeschlüsse für Objekte in Borsigwalde, Britz, Lichtenrade, Reinickendorf, Rummelsburg, Schöneberg, Steglitz, Wedding, Wilmersdorf sowie einer Anschrift in Glienicke/Nordbahn (Oberhavel). Bis die Polizei am 29. März 2022 dem schwunghaften Handel mittags ein Ende setzte, die völlig überraschte Bande in einer der Bunkerwohnungen in Schöneberg beim Verpacken der Ware auf frischer Tat festnahm.

Schlag gegen Berliner Kokain-Lieferdienst
Die Ermittlungen, die seit September 2021 laufen, richten sich gegen elf Männer (22-65). Ihnen wird organisierter, bandenmäßiger Handel mit Rauschgift vorgeworfen. Links die Herren, rechts die Damen – wie in der Tanzschule saßen sich die mutmaßlichen „Mitarbeiter“ eines Drogenliefer-Services am 20. September in Moabits modernstem Verhandlungssaal 142 gegenüber. In vornehmem Schwarz oder festlichem Beige. Laut Anklage schloss sich das Septett im Januar 2022 zum bandenmäßig unerlaubten Handel mit Betäubungsmitteln zusammen:
Seyit D. (28) als Organisator, der die Fäden in der Hand gehabt haben soll.
Vize Marco K. (24), seine rechte Hand und immer auf der Suche nach Bunkerwohnungen.Die anderen als Lieferfahrer: Philipp H. (22), Vladislav De. (26).
Dazu die drei Schönen: Charlotte B. (22), Lisa Ku. (24) und Rukiyye Ka. (22). Sie brachten, so der Vorwurf, die per Handy bestellte Drogen im Berliner Stadtgebiet mit dem Auto zu „Marion“, „Biene“, „Micha“, „Albi“, einem „kleinen Zwerg“ oder wie ihre Kunden sich sonst noch immer nannten. (...)

 

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