Aktuelle Themen Krankenschwester mit Abitur?

Ein Beschluss in Brüssel sieht vor, dass in allen EU-Ländern für Krankenschwestern (sicher sind auch männliche Krankenpfleger gemeint), Hebammen u.ä. Berufe eine zwölfjährige Schulpflicht vorgeschrieben ist. Dann wäre praktisch das verkürzte Abitur, bzw. Fachhochschulreife Voraussetzung für diese Berufe. In Deutschland genügt bisher der Realschulabschluss nach 10 Schuljahren.

Ich meine, die bisherige Regelung ist gut, und eine qualifizierte Ausbildung wird garantiert. Auch würde dann den Absolventen mittlerer Schulabschlüsse wieder ein Berufszweig genommen. Sollen sie nach den perspektivlosen Hauptschülern auch auf der Strecke bleiben?


http://www.morgenpost.de/printarchiv/wirtschaft/article1860308/EU-Kommission-fordert-Abitur-fuer-Krankenschwestern.html

Clara

Ich habe eine Bekannte, die schon als Kind wußte, dass sie Krankenschwester werden wollte. Sie ist jetzt Anfang 20 und mit Leib und Seele Krankenschwester. Ob sie ihren Traumberuf hätte ergreifen können, wenn dafür das Abitur Veraussetzung gewesen wäre, bezweifle ich. Nichts ist schlimmer für Patienten, wenn unmotivierte Abiturienten diesen schlecht bezahlten, aber so wichtigen Beruf ergreifen würden. Wobei ich nicht sagen will, dass alle Abiturienten in diesem Beruf unmotiviert sein würden.
pepa

Ich überlege gerade, ob das der erste Schrit in folgende Richtung werden soll:

Vielleicht ist es gewollt, in der Zukunft bestimmte Leistungen statt von Ärzten von Krankenschwestern leisten zu lassen, weil sie billiger arbeiten werden. Vielleicht wird sich ein weiterer Berufsstand zwischen Heilpraktikern und Ärzten ansiedeln. Also - das ist nur so ein Gedanke, ich habe keine Informationen diesbezüglich.

So lange Krankenschwestern das tun, was sie gegenwärtig tun, wäre das Abitur nicht notwendig - aber auch nicht schädlich. *lach* Aber kein Abiturient würde vermutlich für die Hungerlöhne bei diesen Arbeitszeiten und -bedingungen arbeiten wollen.

erafina

In der Tat genügt in Deutschland der Realschulabschluß. Aber: Es gibt schon Kliniken, die vorzugsweise Abiturienten nehmen. Dazu gehört auch die Medizinische Hochschule Hannover. Das weiß ich durch meine Jüngste. Sie hat sich dennoch auch bei der MHH beworben und wäre wegen ihres sehr guten (qualifizierten) Realschulabschlusses zur Vorstellung eingeladen worden. Dazu ist es ncht gekommen, weil sie sich für ein anderes Krankenhaus entschieden hat. Mir persönlich ist auch klar, warum es diese Abi-Bestrebungen gibt. Machen wir uns nichts vor: Die Schulformen sind Stück für Stück herabgestuft worden. Ein Ergebnis allein schon, dass es den Realschul- und den "Qualifizierten" Realschulabschluss gibt. Mit durchschnittlichem Realschulabschluss wird man schon heute an keinem Krankenhaus mehr angenommen; und das ist auch gut so, weil es im Kreis dieser Schüler inzwischen reichlich Menschen gibt, die nicht mal wissen, wie "Penicillin" geschrieben wird. Wer möchte von einer solchen Schwester versorgt werden? Na..?? Ich jedenfalls nicht.

DEutschland ist eines der wenigen Länder, in denen die Ausbildung von Kranken- und Gesundheitspflegern (so die offizielle Bezeichnung) eine nicht-akademische ist, und ich denke, dass die Ausbildung und die Voraussetzungen vereinheitlich werden sollen.
Inzwischen gibt es den Bachelor-Studiengang "Pflege" an (Fach-)hochschulen.
Dass Leute im Einzelfall trotzdem gute und engagierte Krankenpfleger werden können, auch ohne Abitur, bezweifle ich nicht. Fakt ist aber, dass die Allgemeinbildung und auch die fachlichen Voraussetzungen bei Leuten mit mittlerem Schulabschluss oft unzureichend sind.
Ich erlaube mir dieses Urteil, das ich im Rahmen jahrelanger Unterrichtstätigkeit an Krankenpflegeschulen fälle. Ich sehe, dass Abiturienten eben doch ein wesentlich besseres Grundwissen (z.B. in Bio) mitbringen.

In USA ist Krankenpflege ein akademisches Studienfach.
Die Arbeitsinhalte der Krankenpfleger in Deutschland entsprechen nun mal den Fähigkeiten, die sie im Rahmen der Ausbildung erwerben.

Ich würde sogar noch ein bißchen weiter gehen, erafina.
Weniger Ärtzte UND weniger, aber sehr gut ausgebildete
Krankenpflege. Dafür viel mehr "Hilfs...." und darunter
(1€-Jobber?)!
Das ist vom Finanziellen her gesehen noch effektiver.
Ulfhild

Mit durchschnittlichem Realschulabschluss wird man schon heute an keinem Krankenhaus mehr angenommen; und das ist auch gut so, weil es im Kreis dieser Schüler inzwischen reichlich Menschen gibt, die nicht mal wissen, wie "Penicillin" geschrieben wird. Wer möchte von einer solchen Schwester versorgt werden? Na..?? Ich jedenfalls nicht.

Was nützt die beste Rechtschreibung, wenn solche Schwestern 3-4 Anläufe nehmen müssen um die Vene zu finden, um Blut abzunehmen? Soll auch bei Ärzten vorkommen.
Was nützt es wenn man Penicillin schreiben kann,aber nicht weiß wie man es verabreicht und im Notfall handelt.

Peter

Selbst aus der Krankenpflege und Mentorin kommend, möchte ich dazu folgendes anmerken.

Der Unterrichtsstoff, der erlernt und beherrscht werden muss, ist inzwischen so groß, dass bei Einbehaltung der bisherigen Ausbildungsregelung die Ausbildung schon lange auf 4 Jahre erweitert hätte werden müssen.

Die Abiturienten, die ich in meiner beruflichen Laufbahn erlebte, gingen überwiegend in die Krankenpflege um anschließend nach Erreichen eines Studienplatzes in das Medizinstudium umzuwechseln.
Dies kann mit erfolgreichem Abschluß in der Krankenpflege natürlich aufgrund des Vorerlernten verkürzt werden.

Es trifft zu, dass in den Nachbarländern die Krankenpflege als Studienfach an der Uni gelehrt wird mit eingeschobenen Blocks für die praktische Arbeit.

Der erreichte und sich weiter ausbreitende Pflegenotstand wird m.E.n. nicht dadurch behoben, dass nur noch Abiturienten zugelassen werden.

Denn auch bei den einfachsten pflegerischen Handlungen - die oft sehr banal erscheinen - gehören entsprechende Grundkenntnisse dazu, um Patienten nicht zu quälen z.B. Betten, Essen eingeben, Körpferpflege.

Jeder, der an einem Menschen in dieser Weise arbeitet, sollte das Wissen haben, wie es gut und richtig gemacht wird und das funktioniert nur, wenn die Hintergründe bekannt sind.
Es ist erschreckend, wie häufig immer noch große Schmerzen durch Dekubitus, falsche Lagerung etc. geschehen.
Das sind Kunstfehler, und zwar pflegerische Kunstfehler, die oftmals bei entsprechendem Wissen hätten verhindert werden können.

Die Pflege ist ein eigenständiger Beruf, der gerade hier in Deutschland noch unter mangelnder Anerkennung leidet - und das nicht nur bei der Gehaltszahlung.
Das Ansehen in anderen Ländern ist deutlich höher.

Daran wäre erst einmal gesellschaftspolitisch zu arbeiten - und dann zu überlegen, ob man eine fundierte Grundausbildung nicht besser um ein weiteres Jahr verlängert. Denn gearbeitet wird nicht am Schreibtisch, sondern direkt am Patienten.

Meli

Peter,

Blutentnahme ist eine Arztleistung, die von diesem delegiert werden darf an das Pflegepersonal, wenn er sich davon überzeugt hat, dass diese dazu in der Lage sind.

Ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, dass z.B. meine Venen (ich bleibe da nur bei mir!) die Venen so schlecht zu finden sind, dass Ärzte als auch gewiefte Laboratinnen daran verzweifeln.

Da würde ich niemals einen Vorwurf machen. Die Ursache liegt bei mir.

Meli

Vielleicht sind bei mir die Venen auch schlecht zu finden??? Es ist aber schon sehr auffällig,das Äzte und Schwestern in der Uni-Klinik mehrere Anläufe brauchen um richtig zu treffen und die Schwester/Laborantin bei meinem Hausarzt nur einmal zusticht und ein Volltreffer landet.
Manchmal wunder ich mich halt über dieses und jenes,warum das so ist?