Forum Blog-Kommentare die Sache mit der Leberwurst.............

Blog-Kommentare die Sache mit der Leberwurst.............

Syrdal
Syrdal
Mitglied

Hallo finchen
geschrieben von Syrdal
es muss wohl etwa 1951/52 gewesen sein, als die ersten HO-Läden, in denen man ohne Lebensmittelmarken, aber zu hohen Preisen, so manches einkaufen konnte, was man bislang nicht gesehen hatte, so wohl auch nun Leberwurst.

Um diese Zeit bekamen wir ein "Westpaket" von Mutters Schwester, die eine Metzgerei besaß. Zwischen den vielen schönen Sachen, Schokolade, Kakao, Kaffee und auch Milasan für das Nesthäkchen, war auch ein Apfel. Das Paket musste wohl lange unterwegs gewesen sein, denn der Apfel war durchweg grau, also verfault. Vater nahm ihn heraus und hatte eine Eingebung... er schnitt ihn mit einem Messer auf und siehe da, es duftete nach wunderbarer Leberwurst. Es war eine Spezialität im Geschäft der Tante, Leberwurst in kleinen runden Kugeln zu verkaufen, die die Form eines Apfels hatten, was wir freilich so nicht kannten.

So hat halt jeder seine erste "Leberwursterfahrung" gemacht, so oder so... Hübsch, Deine Geschichte und vor allem lebensnah. Habe sie mit Vergnügen gelesen,
Syrdal

finchen
finchen
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Hallo Syrdal...
geschrieben von finchen
das, mit der HO kann jahrmäßig stimmem, doch den Konsum gab es schon früher.
Ich weiß es darum einzuschätzen, da wir 1949 in diesen Ort umgezogen sind und ich kam in die 3.Klasse der Grundschule, die gegenüber von meiner Tante und Familie direkt gegenüberstand.
Mein zweites Heimatland - immer willkommen - und immer klar für den Hechtsprung in den See.
Solch ein Grundstück hat man nicht, solches muß man leben!
Ja, und diese beiden "Frauen" des Hauses waren Angestellte
im Konsum dort vor Ort.
Die Cousine, 10 Jahre älter als ich, ging dort in die Lehre und die Mutter war "Geschäftsführerin".
Alles klar im Staat?
Und ich als kleiner "Pimpf"----nee, nee, nicht der, der ein blaues Halstuch um den Kragen trug, der schlüpfte, in Rücksichtnahme auf die noch eigenständigen Bäckerei,immer durch die Maschen durch. Zum Glück!
Ich habe diese Mauschelei schon sehr schnell begriffen und ließ mir auch manches dazu einfallen.
Mehl, Hefe, Zucker.....das waren Artikel, die man nicht einfach so erwerben konnte. Und dann die Lebensmittelmarken - nur keine Marke verlieren - nur die Menge der verbrauchten Ware kam auch als Rohstoff wieder zurück.
Ein elender Kampf.
Ich hatte viel zu tun, doch, ein glückliches Kind mit Organisationstalent, war ich allemal.
Ich war einfach glücklich - hatte meine Freiheiten in Maßen - und alles was mich glücklich machte.
Meine Hühner, meinen Garten und viel Landschaft um mich rum.
Schlittschuhlaufen im Winter - Rollschuhlaufen im Sommer und vorallem baden gehen - in der Dessauer "Kleinen Adria".
Freunde en masse etc. - was will ein Mensch noch mehr?
So, lieber Syrdal, ein kleiner Wehmutstropfen der vergangenen Zeit, doch es sind alles Erinnerungen längst vergangener Zeiten. Doch schön war es,oder? auch wenn es heute altersmäßig anders ist. Selbst im Alter kann man positiv bleiben, selbst wenn es es hier und da zwickt - nein, ich habe meine Freiheit und brauche nicht wie damals, über den Verbrauch von einer Schmerztablette Rechenschaft abzulegen. Es gäbe über das damalige Leben noch viel Spitzfindiges zu berichten - Frage nur: will ich das oder lasse ich meine Kindheit so wie sie war, einfach in meiner Erinnerung oder zerstöre ich sie durch Streitereien durch westliche Besserwisser?
Nein, auf der Straße rief ich auch: WIR sind das VOLK und habe an Demos teilgenommen. Ein Herzenswunsch und Gefühlsausbruch....in der Johanniskirche in Dessau hängt ein Poster, auf dem ich auch abgelichtet bin.
Und auf diese Demo war ich stolz...........
Ich war dabei, im Kampf ohne Gewalt, für mein Vaterland.
Lieber Syrdal
nun mach Dir keinen Sreß und nimm meinen Text psychologisch nicht auseinander.
Sei deshalb ganz besonders lieb gegrüßt
Dein Moni-Finchen
Dnanidref
Dnanidref
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Ein sehr schöner Beitrag, liebes Moni-Finchen,
geschrieben von Dnanidref
wäre da nicht der für mich irritierende Satz von zerstörten Erinnerungen durch Streitereien mit westlichen Besserwissern, auch wenn ich keiner bin, weil ich meine frühste und frühe Kindheit in Niederschlesien verbrachte und erst 1956 in die Bundesrepublik, mit meinen Eltern und Geschwistern,kam. Eine schöne Kindheit hatten wir auch, aber eine sehr, sehr arme und bescheidene.

Aber ich will hiermit meinen Finger nicht in eine Wunde legen, die mir als längst der Vergangenheit angehörend in verblassender Erinnerung ist. Meiner Erkenntnis nach waren die streitsuchenden westlichen Besserwisser in verschwindent kleiner Anzahl vorhanden,aber halt die lautesten Schreihälse, um Aufmerksamkeit und Gehör zu erlangen.... und meistens in der eigenen Verwandtschaft zu finden.

Damit will ich es auf sich beruhen lassen und mich lieber weiterhin an Deinen Vergangenheitserinnerungen erfreuen, die sehr schön sind und somit einen lieben Gruß
wert,
Ferdinand

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