Fernsehen und Film Anne Will und Tatort: Warum sich junge Deutsche radikalen islamistischen Gruppierungen anschließen.

Im heutigen Tatort: "Borowski und das verlorene Mädchen", geht es um die Radikalisierung der 17jährigen Julia.
Anschließend greift Anne Will das Thema auf und diskutiert mit ihren Gästen über "Dschihad-Romantik-ein Pop-Phänomen?"
Mane

Psychologisch gesehen ist es so, dass Menschen, die keinen Sinn und Zweck in ihrem Leben sehen, sich etwas suchen das ihnen diesen Sinn gibt. Und da sie nicht gewohnt sind, zu reflektieren (sonst wären sie nicht in dieser psychischen Situation), fallen sie auf vermeintlich sinnstiftende Angebote herein. Je radikaler und Denken ersparender, desto besser.
Egal ob das jetzt Dschihad ist, oder die RAF, die NSU, fernöstliche Gurus, Scientology...

Darum gibt es ja zwei Hauptgruppen der Eingefangenen:
Jugendliche aus prekären Verhältnissen, die keine Hoffnung mehr haben, und
Jugendliche aus gutbürgerlichen Familien, denen Herausforderungen zu sehr erspart wurden.

Den Tatort habe ich gerade gesehen. Die Beweggründe sich dem Islam zuzuwenden konnten mir nicht vermittelt werden. Jetzt schau ich mir Anne Will an. Danach komme ich nochmal hier her zurück.
Bruny

Nun habe ich mir auch noch Anne Will angesehen und auch hier bin ich genau so klug wie vorher. Eine Schweizerin die zum Islam konvertierte und mit Vollverschleierung auftritt und dies damit verteidigt, dass ihr durch diesen Islam ihre Gleichberechtigung und die Rechte der Frau gegeben wird, weil sie sich so von den gierigen Männerblicken befreien kann. Ich kann so eine Diskussion nicht ernst nehmen. In der Gesprächsrunde war ein Vater aus Hamburg, Herr Mané, dessen Tochter zu den Dschihadisten nach Syrien gereist ist. Ob sie dort sterben oder zurückkehren wird weiß er nicht. Dann gab es Herrn Sabri, Imam Mosche Neuköllner Begegnungsstätte, die allerdings auch unter Beobachtung ist, da auch dort schon Hassprediger aufgetreten sind. Das edle Wort solcher Herrschaften höre ich zwar, jedoch mir fehlt der Glaube, dass tatsächlich alles so mit unserem Grundgesetz vereinbar ist.
Überzeugt hat mich Herr Mansour, ein Psychologe, der selbst früher dem radikalen Islam angehörte. Danach aber in Tel Aviv Psychologie studiert hat und dem radikalen Islam den Rücken kehrte.
Dann war noch Herr Bosbach und seine Einstellung zum radikalen Islam ist ja allgemein bekannt.
Die ganzen Diskussionen werden unfruchtbar bleiben, wenn die jungen Leute nicht mehr erreicht werden. Und erreichen werden wir sie nicht mit Talkshows. In meiner Jugend war unsere Revolution der Minirock, die langen Haare bei den Jungs und unsere Musik. Die Revolution der heutigen Jugend nimmt eine gefährliche Richtung und ich glaube wir haben nichts entgegen zu setzen.
Bruny

Hallo Bruny,

Kunvivanto erwähnt bereits einen wichtigen Beweggrund, der u.a. in vielen Fällen junge Menschen dazu bringt, sich dem radikalen Islam anzuschließen und der auch bei der jungen Frau eine große Rolle spielt: Wenn "Menschen keinen Sinn und Zweck in ihrem Leben sehen, sich etwas suchen, das ihnen diesen Sinn gibt".

Der Grund liegt in Julias Familiengeschichte verborgen und diese erfahren wir durch ihre Stimme im Hintergrund - sie richtet einen Brief an die Mutter, der sie die Schuld an dem Tod des Vaters gibt und ihren eigenen Tod ankündigt. Sie hat durch dieses Ereignis jeden Halt verloren und sieht in ihrem bisherigen Leben keinen Sinn mehr. In dieser Verfassung ist sie für die salafistischen Seelenfänger, die ihr ein besseres Leben verheißen, eine leichte Beute. Argumente aus ihrer früheren Welt lässt sie nicht mehr gelten. Ein besseres Leben verspricht sie sich auch durch einen vermeindlichen syrischen Kämpfer, der ihr über Skype einen Heiratantrag macht.

Über die nachfolgene Diskussion mit Anne Will schreibe ich morgen - jetzt bin ich zu müde.
Gruß Mane

Die ganzen Diskussionen werden unfruchtbar bleiben, wenn die jungen Leute nicht mehr erreicht werden. Und erreichen werden wir sie nicht mit Talkshows.

Richtig.

Wichtig ist, den Zufluss zu reduzieren, in dem wir Kindern von Anfang an Geborgenheit (ohne Zwang) vermitteln. Und dazu müssen Eltern (oder andere Bezugspersonen) sich Zeit für ihre Kinder nehmen und von der Umgebung (z.B. Arbeitgeber) zugestanden bekommen.
Zur Vertiefung evtl. mein Artikel über Borderline, Abschnitt "Woher kommt diese Störung?"

Bei denen, die es schon erwischt hat, sehe ich ein dreistufiges Vorgehen als geeignet:
1. Sich vor ihnen schützen, dass sie möglichst wenig Schaden anrichten können
2. Sich von ihnen nicht beeindrucken lassen und sie auch nicht schonen, so dass sie merken, dass auch der von ihnen gewählte Weg nicht das bringt, was sie erhofft haben. Das erhält oder erhöht ihren Leidensdruck, so dass
3. bei denen, die ihren Irrweg spüren, eine Therapie erfolgen kann.
Dieses Vorgehen ist ähnlich wie bei Alkoholismus. Denn die verzweifelte Suche nach Sinn und Halt hat durchaus Parallelen zu Süchten.
Talkshows können allenfalls dazu dienen, die Bevölkerung aufzuklären, damit sie ein solches Vorgehen unterstützt. Dazu muss die Show aber kompetent und zielgerichtet geführt werden.

ich finde es ein skandal, daß man der ganzen islam-sache so viel
beachtung schenkt. je öfter dieses thema im TV THEMA ist, desto
interessanter wird es für verschiedene menschengruppen, die im leben
nichts zustande bringen.

schade, daß sich herr bosbach dafür hergibt, sich damit herumzuärgern.

anne will- sendung hat mich enttäuscht!

Meine Meinung:

erstens:
Statt konstruierte Krimis über den Islam und ein Talk-Show-Gequatsche anzuschauen, sollten wir einfach mal den Koran lesen.
Dann wissen wir, was der Islam ist.

zweitens:
Bemühen sich wohlgesonnene Islamisten im selben Maße, das Christentum zu verstehen, wie wir uns um das Verständnis bemühen?

drittens:
Schaut einfach mal Gespräche von und mit Bassam Tibi an, er sagt euch, was der Islam ist und wie sich Europa verhalten SOLLTE!

Clematis
hat noch viele Fragen...

je öfter dieses thema im TV THEMA ist, desto
interessanter wird es für verschiedene menschengruppen, die im leben
nichts zustande bringen.

Wenn es nicht das ist, dann nehmen die sich halt was anderes. Hauptsache eine verzweifelte Sinnsuche. Ziele zu beseitigen ist ob des reichlichen Angebots aussichtslos. Sinnvoller ist, weniger Suchende entstehen zu lassen. Und dazu kann jeder in seinem eigenen Umfeld beitragen.

schade, daß sich herr bosbach dafür hergibt, sich damit herumzuärgern.

Nun, als Innenpolitiker ist es seine Aufgabe, zu unserem Schutz beizutragen.
Wenn er allerdings so borniert reagiert, wie in Berichten über die Sendung zu lesen ist, dann ist das eher kontraproduktiv.

Nein, erreichen werden wir gefährdete junge Menschen mit Talkshows nicht, da hast du recht. Der Versuch, herauszufinden was sie umtreibt, könnte helfen, dass Eltern, Lehrer, Freunde usw. wachsam sind/werden, auch durch solche Sendungen und gewisse Anzeichen erkennen, wenn eine gefährliche Richtung eingeschlagen wird.

Anne Will fand ich in der Sendung überfordert, besonders im Umgang mit Nora Illi, der vollverschleierten Frauenbeauftragten des "Islamischen Zentralrats Schweiz". Es war schon ein starkes Stück, als diese z.B. mit der Aussage, Muslime würden bei uns unterdrückt, den Spieß einfach umdrehete und unserer Gesellschaft das anlastete, wofür der Islamische Staat steht.
Über deren Gerede mag man sich aufregen - Ernst nehmen kann ich sie nicht. Zum Glück erfuhr sie reichlich Gegenwind durch die anderen Diskussionsteilnehmer, besonders durch Ahmad Mansour.
Mane