Forum Kunst und Literatur Musik Jüdische Sängerinnen in in der modernen arabischen Welt

Musik Jüdische Sängerinnen in in der modernen arabischen Welt

Jüdische Sängerinnen in in der modernen arabischen Welt
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Ein interessantes Phänomen jüdischen Lebens in der modernen arabischen Welt war der Ruhm vieler jüdischer Sängerinnen. Es gab einen Grund dafür: Mit den vielen Einschränkung für Frauen in der muslimischen Gesellschaft war es arabichen Künsterinnen  oft verboten, vor Männern zu erscheinen. Dies war für für jüdische Frauen einfacher und einige von ihnen erlebten bedeutende Durchbrüche und Karrieren in der lokalen Musikbranche verschiedener Länder.

Dazu gehörten Alice Fitoussi, Line Monty und Reinette L'Orananaise in Algerien, Zohara Alfasiya in Marokko, Sultana Yusef und Nadhima Ibrahim im Irak - um nur einige zu nennen.

Aber die Berühmtheit in der arabischen Gesellschaft stellte diese Frauen bald vor die Wahl ihres Lebens: Sollten sie nach Israel auswandern , um dort in Anonymität  und mit dem Verlust ihres Ruhms und Erfolges leben oder sollten sie in den Ländern bleiben, die seit der Staatsgründung Israels mit arabischen Ländern in Konflikt stehen? War es ihnen wert, ihre soziale Stellung und Ihre Karriere auszugeben? Und in einigen Fällen kamen noch die Liebe und Beziehungen zu muslimischen Männern in Betracht.

Hier ist die Geschichte von möglicherweise den zwei größten jüdischen arabischen Sängern. Layla Mourad aus Ägypten und Salima Mourad Pascha aus dem Irak. Beide blieben ihrem Geburtsland treu, konvertierten zum Islam und wurden aus dem jüdischen kollektiven Gedächtnis eliminiert.
Heute erinnert man sich wieder dieser grossartigen Sängerinnen.

Zuerst möchte ich Layla Mourad  vorstellen. Sie lebte von 1918 – 1995.
Sie wurde 1918 in Alexandria in eine gemischte jüdische Familie geboren. Ihr Vater Ibrahim Zaki war sowohl Sänger als auch Kantor in der jüdischen Gemeinde in Alexandria - eine der ältesten der Welt. Ihre Mutter Gamilah Salmon war eigentlich aschkenasischen Ursprungs - aus einer polnisch-jüdischen Familie, die sich in Ägypten niederließ.

Sie wurde neben ihrem Bruder Mounir von ihrem Vater und dem berühmten jüdischen Komponisten Dawood Hosni ausgebildet, der die erste arabische Operette komponiert hatte. Ihr Bühnendebüt hatte sie mit bereits 9 Jahren und das war immerhin im "Saalat Badi'a" , einer der bekanntesten und größten  Musiksäle Kairos, in dem die berühmtesten Künstler auftraten. Die Clubbesitzerin Badi'a Masabni, selbst eine berühmte Sängerin und Tänzerin, aber auch Clubbetreiberin , wurde ihre Förderin und übernahm die Schirmherrschaft für das Mädchen . Mit 15 Jahren gab sie ihr Kinodebüt.

Hosni schrieb und komponierte zwei Songs für sein Wunderkind. Mit wagemutigen Themen, die ihren muslimischen Zeitgenossen vielleicht nicht gefallen haben "Hariana Leh Bein El-Eloub" (Warum kannst du nicht unter Liebenden wählen), und "Howa el dala'a ya'ani khessam" (Bedeutet  Flirterei , mich zu meiden? ).

Bald wurde sie zum Liebling des ägyptischen Komponisten Mohammed Abdel Wahab, der ihr 1938 eine Rolle in seinem Film Yahia el Hob (Es lebe die Liebe!) gab. Im kommenden Jahrzehnt würde sie mehrere Blockbuster drehen - viele davon mit dem jüdischen Regisseur Togo Mizrahi. So groß war ihr Ruhm, dass sie nach der ägyptischen Revolution von 1952 neben der grossen Umm Kulthum zur "offiziellen Sängerin der Revolution" gewählt wurde.

Zu dieser Zeit war sie nach ihrer Heirat mit dem Schauspieler Anwar Wagdi zum Islam konvertiert. Ihre Familie schnitt fast alle Verbindungen mit ihr ab. Ihr Name wurde in der jüdischen Gemeinde nur noch selten erwähnt und man wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben.

Aber ihre jüdische Herkunft verfolgte. Irgendwann bverbreitete sich das Gerücht , dass sie ihre Familie in Israel besuchte und Geld an die IDF spendete. Einige Medien boykottierten daraufhin und Präsident Nasser, ein wirklich großer Fan von ihr, musste eine offizielle Untersuchung genehmigen. "Ich bin ein ägyptischer Muslim", erklärte sie unter Eid. Ihre Ankläger fanden keinen Beweis für die Anschuldigungen und ihr Name wurde rein gewaschen. Einige Historiker glauben sogar, dass Nasser  Druck auf Syrien ausgeübt hat, um ein Verbot ihrer Filme und Musik im syrischen Radio zu beenden.

Soweit für heute...die anderen Künstlerinnen stelle ich auch gerne noch vor, wenn es Euch interessiert. Ich habe den grössten Teil dieses Beitrags aus einer jüdisch-amerikanischen Künstlerzeitung und fände es schade, ihn den hier nicht vorzustellen.
Hier nun noch einige Videos
 



Besonders interessant ist dieser Filmausschnitt - man beachte die Freizügigkeit der Tänzerinnen, alles das war einmal möglich in Ägypten ... 1951 ...
 

 

RE: Jüdische Sängerinnen in in der modernen arabischen Welt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.01.2018, 14:02:33

wie schade, das Thema interessiert wohl keinen Menschen. Nur einfach kommentarlos Musikvideos einstellen ist wohl schöner. Dabei dachte ich, hier würden sich wenigstens einige für das Thema Juden und Araber abseits von Politik und Hass interessieren. 

Karl
Karl
Administrator

RE: Jüdische Sängerinnen in in der modernen arabischen Welt
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.02.2018, 21:22:28

Liebe Wolkenschieber,

doch, mich interessiert es sehr. Ich habe aber zu wenig Wissen zum Thema, um selber dazu beizutragen. Deinen Text habe ich jedoch mit großer Aufmerksamkeit gelesen und auch die Musik angehört. Es wäre doch prima, wenn Du noch mehr aus Deiner Quelle berichten könntest.

Danke für den Beitrag!

Karl


Anzeige

RE: Jüdische Sängerinnen in in der modernen arabischen Welt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 17.02.2018, 21:38:30

Vielen Dank, Karl - mir liegt zu dem Thema bereits viel Material vor, denn ich bin dabei, ein Manuskript über diese Künstler zu schreiben, das ich eigentlich gerne als Buch oder Radiosendung veröffentlichen möchte. Nur muss ich mich noch genau erkundigen, wie es uB bei einem Hörbuch mit Urheberrechtenist. Mal sehen.
Ich werde in den nächstem Tagen hier noch etwas dazu veröffentlichen.

RE: Jüdische Sängerinnen in in der modernen arabischen Welt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.02.2018, 11:10:33
Doch, Wolkenschieber, mich interessiert es sehr.
Ich hab allerdings von Dir ein paar PNs archiviert, die mich heftig davon abhalten, mit Dir zu korrespondieren. Du wirst wissen, warum.

Also, berichte weiter, ich werde lesen, versprochen.

Clematis


 
RE: Jüdische Sängerinnen in in der modernen arabischen Welt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.02.2018, 21:22:28

Hallo Wolkenschieber,
gerade eben habe ich diesen Tread gefunden und würde sehr gerne Weiteres lesen,
weil es mich interessiert...
- also aboniertLächeln-
Liebe Grüße
Ane
 


Anzeige