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Plaudereien Kochen/Essen am Heiligen Abend(an Weihnachten

Hasenbein 34
Hasenbein 34
Mitglied

RE: Kochen/Essen am Heiligen Abend(an Weihnachten
geschrieben von Hasenbein 34
als Antwort auf Ela48 vom 23.12.2022, 22:46:26
Bei uns gibt es Würstchen und Kartoffelsalat...
Witzig, genau dasselbe gibt es bei uns auch! :D 
Xalli
Xalli
Mitglied

RE: Kochen/Essen am Heiligen Abend(an Weihnachten
geschrieben von Xalli
als Antwort auf BerndHeinrich vom 26.12.2022, 19:24:35
ganz offensichtlich, @BerndHeinrich, bist du über meinen Beitrag `gestolpert,´ den du aus deiner Sichtweise `bedauerlich´ findest.

Dazu möchte ich dir aus meinem  persönlichen Erleben etwas erzählen,
was zwar viele Jahre her ist, doch meine Einstellung sehr geprägt hat.
 
Eine Kleinstadt, man kannte sich, die Begüterten der Stadt, ebenso wie
die Obdachlosen & Bettler und die Kinder aus, wie man formulierte,
"verwahrlosten" Familien.
 
Das `Wirtschaftswunder´ blühte, es gab staatliche Sozialleistungen, aber
noch sehr verbesserungswürdig.  
 
Es nahte das alljährliche Schützenfest als die Honoratioren der Stadt
beschlossen, an einem Nachmittag alle Obdachlosen, Bettler und die
armen Kinder im großen Festzelt zu bewirten.
 
Das positive Echo war enorm, der vorauseilende Dank groß und
allgegenwärtig.
 
Der Nachmittag verlief optimal, Studenten der Uni hatten die Bewirtung
übernommen, weiße Papiertischdecken vom laufenden Meter & kleine
bunte Gummibälle spendeten zwei ansässige Fabrikanten aus laufender
Produktion, das Fleisch fürs Gulasch steuerten die Schlachter bei, Lebensmittelgeschäfte den Rest und die Großküche der BW kochte.
 
Mein Freund Bruno, der Bettler mit der Mundharmonika, der immer unter
der Eisenbahnunterführung von meinem Schulweg saß, erzählte mir
strahlend wie viel er essen konnte und wie satt er endlich war.
War es seine Dankbarkeit...zum großen Schützenumzug reihte er sich
in der Kapelle ein, hielt Schritt trotz seiner Beinprothese und fiedelte auf
seiner Harp tongetreu mit, leider nur kurz, zwei den Zug begleitende
Polizisten zerrten ihn raus, hier hätte er nix zu suchen!
 
In der Zeit nach dem Schützenfest gab es noch mehr "Vorfälle" die den
zuvor so herzlich Bewirteten klar machten wo sie hingehören.
Für mich war am schlimmsten zu sehen, wie der Herr Papierfabrikant seine
Hunde auf den Obdachlosen hetzte, der an der Lagehalle `sein Bett´ hatte.
 
Nicht nur mir, auch einigen aus meiner Klasse waren einige solche negativen
Vorfälle bekannt, mit unserer fantastischen Klassenlehrerin erstellten wir
einen "Dienstplan" wer von uns 36 Schülern welchem Bettler /Obdachlosen
an welchem Tag was zu essen bringt, unterstützt wurden wir von drei Imbis
Betreibern, einem Bäcker und einem Metzger, die alle nicht gerade zu den Begüterten gehörten.
Finanziell unterstützten uns das Lehrerkollegium und die Ärzte des KH.
Ein kleiner Teil war der Abzweig vom Taschengeld der Schüler, die Taschengeld bekamen
 
 Xalli
minerva
minerva
Mitglied

RE: Kochen/Essen am Heiligen Abend(an Weihnachten
geschrieben von minerva

hier (großstadt) bekommen obdachlose nicht nur eine kostenlose unterkunft, sondern auch kostenloses essen und das bei versch. institutionen und teils auch in einem speisesaal, so daß sie mit anderen reden können.
aber trotzdem freuen sie sich, wenn sie nachmittags mal etwas extra bekommen. bisher hat es nur einmal einer abgelehnt meine "bettlertüte" anzunehmen. die meisten freuen sich sichtbar und lächeln mich schon an, wenn ich mich nähere. und ich kann immer wieder mal neue kekse usw. kaufen um zu probieren ob ich sie vertrage und muß sie nicht wegwerfen, wenn sie für mich uv sind.

lg
minerva

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Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Kochen/Essen am Heiligen Abend(an Weihnachten
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Xalli vom 26.12.2022, 22:43:57

Liebe @Xalli, lieber @BerndHeinrich,

Ihr hab doch beide Recht, betrachtet das Thema nur aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Natürlich ist JEDE oder JEDER, die oder der hilft, allemal besser als der oder die, die nichts machen.

Aber das  wirkliche Ziel muss doch sein, solche Events und auch die Tafeln überflüssig zu machen. Dazu bedarf es der Hilfe durch die Politik, nicht nur der Hilfe der Ehrenamtlichen (deren Wert für unsere Gesellschaft gar nicht hoch genug geschätzt werden kann). Kennt jemand eine Partei oder einen Politiker, der explizit in ihre/seine Haupt-Agenda stehen kann, dass er/sie an der Situation der Obdachlosen, der wirklich Armen, etwas ändern will, und zwar auf Kosten derjenigen, die viel haben? Ich kenne keinen.

Nicht an Euch beide, sondern an manche Andere: Es behaupte niemand, es gäbe keine Armut und kein soziales Elend in Deutschland, und ich solle doch mal in die Ukraine oder in die Sahelzone schauen. Das tue ich, keine Sorge, aber ich habe jahrzehntelang im Sozialbereich an verschiedenen Stellen gearbeitet und ich WEISS um die Situationen dieser Menschen, nicht nur aus zufälligen Begegnungen in der Stadt oder im TV.

LG

DW

olga64
olga64
Mitglied

RE: Kochen/Essen am Heiligen Abend(an Weihnachten
geschrieben von olga64
als Antwort auf Der-Waldler vom 27.12.2022, 10:55:38
Liebe @Xalli, lieber @BerndHeinrich,

Ihr hab doch beide Recht, betrachtet das Thema nur aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Natürlich ist JEDE oder JEDER, die oder der hilft, allemal besser als der oder die, die nichts machen.

Aber das  wirkliche Ziel muss doch sein, solche Events und auch die Tafeln überflüssig zu machen. Dazu bedarf es der Hilfe durch die Politik, nicht nur der Hilfe der Ehrenamtlichen (deren Wert für unsere Gesellschaft gar nicht hoch genug geschätzt werden kann). Kennt jemand eine Partei oder einen Politiker, der explizit in ihre/seine Haupt-Agenda stehen kann, dass er/sie an der Situation der Obdachlosen, der wirklich Armen, etwas ändern will, und zwar auf Kosten derjenigen, die viel haben? Ich kenne keinen.


LG

DW
D.W. - mir ist das zu verallgemeinernd und letztendlich auch nur eine Idee, wie man ein gesellschaftliches Problem, um das sich seit Jahrzehnten ziemlich effizient und auch aufopfernd, diverse ehrenamtliche Organisationen kümmern, auf die "ganz grosse Bühne"verlagern sollte.
Natürlich gäbe es z.B. eine Partei, nämlich die Linke,d ie lieber heute als morgen die Steuern für Vermögende exorbitant erhöhen möchte, um dann - vermutlich einen Teil dieser Mehreinnahmen - den Armen zu gönnen.
Aber warum wählen so wenige Leute diese Partei mit solch guten Ideen und Vorsätzen? Warum finden sich keine entsprechenden Mehrheiten im deutschen Parlament, um z.B. die auch in unserem reichen Land vorhandenen Schwachstellen zu eliminieren?
Kann es sein,dass die betroffene Klientel - in diesem Fall die Obdachlosen - ihrerseits schon jetzt die vorhandene Hilfe nicht für sich beanspruchen wollen? Sie könnten ja in entsprechende Unterkünfte ziehen, die jede Kommune zur Verfügung stellt,bzw. "Bürgergeld" beantragen (das geht auch ohne feste Adresse über soziale Einrichtungen) usw. - aber dann muss man sich auch an gewisse Regeln halten und das fällt manchen Menschen doch oft sehr schwer.
Weshalb sollte man die Tafeln überflüssig machen? Dort werden Lebensmittel eingesammelt, die sonst nach kurzer Zeit vernichtet würden - aber bei den Tafeln vielen Menschen helfen, wie man daran erkennt ,dass sie stark frequentiert sind.
Wenn dort jemand einige Male im Monat kostenlos Lebensmittel erhält, kann er oder sie sich von dem eingesparten Geld was anderes gönnen. Ist doch auch nicht schlecht?

Und wenn das alle auf längere Sicht kein erstrebenswertes Leben darstellt (was ich auch so denke) - dann sollte man endlich das Projekt "Arbeitssuche" ernsthaft angehen - selten gab es so viele freie Jobs in Deutschland wie aktuell und es werden immer mehr. Dann ist auch die Würde der Menschen wieder hergestellt und sie nehmen nicht nur von der Gesellschaft, sondern geben auch ihren Anteil zurück.

Olga
Bias
Bias
Mitglied

RE: Kochen/Essen am Heiligen Abend(an Weihnachten
geschrieben von Bias
als Antwort auf Der-Waldler vom 27.12.2022, 10:55:38

Keine Sorge, Waldler.
Auch hierfür gilt das Versprechen des Kanzlers:
„You never walk alone“!

Bisher frage ich mich erfolglos, weshalb er das auf Englisch verspricht,
Nun gut – der barmherzige Olaf Scholz wird Gründe dafür haben.🙏


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Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Kochen/Essen am Heiligen Abend(an Weihnachten
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf olga64 vom 27.12.2022, 17:37:41

Olga, Sie bekommen doch, wenn Sie mehrere Jahre auf der Straße waren, keine Arbeit mehr. Und waren Sie schon mal in den "Unterkünften"? Da müssen die Leute Angst haben, dass sie ausgeraubt werden, von ihren "Straßengenossen", denn dort geht es zu wie früher im Wilden Westen. Da gibt es wenig Solidarität, da ist sich jeder selbst der nächste und zwar der einzige-nächste. Mir sagte mal eine fast 70jährige Frau, die durch unsere Institution betreut wurde, sie würde lieber auf der Straße erfrieren als nach einer Nacht in so einer Unterkunft den letzten Rest "Besitz". Hinzu kommt, dass manche auch gar nicht mehr die Kraft haben, irgendeinen Neuanfang zu machen, und DA gibt es kaum Unterstützung seitens der Behörden.

Und warum die Tafeln sich überflüssig machen sollten? Nun, ich empfinde es als Schande, dass so viele Menschen diese Tafeln existentiell nötig haben? Da stimmt doch etwas nicht im "Staate Deutschland".

Ohne Frage sind sie noch nötig, und dass es sie gibt, ist schon ein Segen. Aber sie werden langsam zu einer dauerhaften Einrichtung. Man sollte die Lage der alten Frauen und Alleinerziehenden so verbessern, dass sie das nicht mehr brauchen, sondern von ihren Renten und Minijob-Gehältern leben können.

Und bevor das altbekannte Argument wieder kommt, dass es den Menschen in der Ukraine oder in Bangladesch usw. doch viel schlechter geht, und es uns hier doch noch gut geht, selbst den Armen: Ja. Stimmt. Aber dass es anderen noch viel schlechter geht, hilft denen, denen es HIER schlecht geht, nicht wirklich. Und das alles ist kein Jammern, sondern soziale Realität.

Schönen Abend

DW

Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Kochen/Essen am Heiligen Abend(an Weihnachten
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Bias vom 27.12.2022, 17:49:13
Keine Sorge, Waldler.
Auch hierfür gilt das Versprechen des Kanzlers:
„You never walk alone“!

 
geschrieben von Bias

Eben nicht, Bias, eben nicht.
Bias
Bias
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RE: Kochen/Essen am Heiligen Abend(an Weihnachten
geschrieben von Bias
als Antwort auf Der-Waldler vom 27.12.2022, 17:53:30
Keine Sorge, Waldler.
Auch hierfür gilt das Versprechen des Kanzlers:
„You never walk alone“!
geschrieben von Bias
Eben nicht, Bias, eben nicht.
Aber hallo!
Wenn selbst auf den Chef der Regierung kein Verlass ist – wo soll das hinführen?
Davon abgesehen: Der Mann ist überwiegend in Hamburg aufgewachsen.
Galt denn nicht gerade bei den Hanseaten früher das gesprochene Wort und der Handschlag?
olga64
olga64
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RE: Kochen/Essen am Heiligen Abend(an Weihnachten
geschrieben von olga64
als Antwort auf Der-Waldler vom 27.12.2022, 17:51:30

Ich verweise nicht auf die Ukraine, Bangladesh oder viele andere Länder auf dieser Erde, die vermutlich mit der deutschen Armut und den parallelen staatlichen Unterstützungen nicht viel anfangen könnten.

Ich hörte von Obdachlosen-Unterkünften,dass dort z.B. Alkoholverbot vorherrscht und auch die Mitnahme von Hunden nicht gestattet ist; ausserdem müssen die Menschen dort am nächsten Tag morgens spätestens um 8.00 Uhr wieder raus.
Das alles passt einigen Obdachlosen sicher nicht, zumal, wenn sie sich jahrelang Regeln widersetzen, die aber nun mal nötig sind, um eine Gesellschaft zusammenzuhalten.
Und es ist schon eine Art Ohrfeige gegen all die Ehrenamtlichen, die sich jahrelang und auch aufopfernd um diese Menschen kümmern, wenn sie nicht die Anerkennung und den Respekt erfahren, der auch ihnen zustehen sollte.
Und es gibt sie ja die Beispiele, wo Obdachlose auch selbst wieder herausfinden, z.B., in dem sie "Bürgergeld" beantragen, evtl. die Möglichkeit finden, eine Wohnung beziehen zu können, um dann von dort auf Jobsuche zu gehen.
Es sind ja nicht alle Obdachlosen ohne Ausbildung oder Berufserfahrung. Es hat sie irgendwann aus der Bahn geworfen, sei es durch Alkoholismus, Drogensucht, Scheidung, hohe Verschuldung oder was auch immer. Es gehört Kraft dazu - aber ich denke, es gab und gibt sie immer die Menschen, die diesen Willen aufbringen, um endlich wieder unabhängig und auch in Würde leben zu können.
Und besonders Menschen,die sich primär darüber aufregen,dass es überhaupt Arme und Obdachlose gibt in unserem Land, kann ich nur empfehlen, selbst etwas zu tun, um diese Menschen zu unterstützen, damit sie wieder herausfinden. Und nicht nur darüber zu reden (oder zu schreiben). Olga


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