Forum Allgemeine Themen Plaudereien oh weh, du fröhliche.....

Plaudereien oh weh, du fröhliche.....

luchs35
luchs35
Mitglied

Re: oh weh, du fröhliche.....
geschrieben von luchs35
als Antwort auf luchs35 vom 10.12.2008, 10:37:22

Nicht nur heitere oder weniger heitere erlebnisse oder pannen rund um die weihnachtszeit sollen hier erzählt werden. Fast in jeder familie ragt wenigstens ein besonderes weihnachtsfest über die anderen heraus. Bei manchen sind es auch mehrere.

In meiner einnerung ist ein fest in die erinnerung wie eingebrannt, obwohl ich damals noch klein war (ganz nebenbei gesagt, ich erinnere mich noch an sehr vieles aus allerfrühester kindheit)!

Dass damals das eigentliche weihnachtsfest für unsere familie auf den 28. dezember fiel, war nur eine der besonderheiten. dass für mich kleinem zwerg aber auch am 24. die kerzen brannten und es kleine geschenke gab,weiss ich nur noch von meiner mutter.

An jedem abend zwischen weihnachten und neujahr brannten am abend die kerzen ganz kurze zeit(kerzen waren teuer)bei uns, deshalb war das auch am 28. nichts besonderes in diesem nachkrigswinter, den wir - nur meine mutter und ich- mangels wohnung in einem winzigen zimmer auf einem alten bauernhof verbrachten. Unser haus war den letzten bombardierungen zum opfer gefallen, neue unterkünfte mangelware, besonders wenn die familie nur aus mutter und kind bestand.

Ich erinnere mich gut an mein angstgefühl, als es plötzlich unten im haus ziemlich laut wurde, und dann polterte es mächtig auf der holztreppe. Jemand kam heraufgerannt und klopfte zuerst an die Tür, stürmte dann aber herein. Ein wildfremder Mann mit einem komischen mantel und einem Rucksack auf dem Rücken stürmte herein. meine mutter schrie laut auf und fiel dann dem mann laut weinend um den hals.
Ich weiss, dass ich voller angst und herzklopfen zusah. meine mutter sagte was zu mir, aber dann kam der mann auch schon auch mich zu, hob mich hoch, drückte man ziemlich heftig an sich und begann auch zu weinen, was für mich der anlass war, laut mitzuheulen.
langsam wurde es ruhiger. und meine mutter sagte mir, dass dieser mann mein papa sei, den ich bis dahin noch nie gesehen hatte, so wie viele Kinder damals erstmals ihren vater sahen. Die väter waren in den krieg gezogen und dann in die gefangenschaft, und die "resultate" des letzten urlaubs kamen ohne ihre väter auf die welt.

nun also sah ich erstmals meinen papa, ein fremder für mich, aber doch jemand, der mir aus erzählungen meiner mutter und dem oft gesagten satz, dass papa sicher bald nach hause kommen würde, vertraut war.

Da war er also. Kein strahlender held, sondern ein blasser, bärtiger, zerzauster mann, der auch noch komisch roch. Ein eigenartiges, warmes ,vertrautes gefühl war in mir, ich kann es gar nicht richtig beschreiben. Aber ich spüre es noch heute, wenn ich an dieses weihnachtsfest 1949 denke.

luchsi35

Anzeige