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Wirtschaftsthemen Desertec - eine Hoffnung für Europa und Afrika?

Karl
Karl
Administrator

Desertec - eine Hoffnung für Europa und Afrika?
geschrieben von Karl
Heute läuft es in allen Nachrichtensendern. 12 Firmen haben sich zusammengeschlossen, um das Projekt "Desertec" zu starten. Es wird mindestens 400 Milliarden Euro kosten, aber es bedeutet auch eine Riesenchance für Europa wie für Nordafrika.

Selten dass die Grossindustrie und Greenpeace einmal einer Meinung sind! Nicht die Photovoltaik wird in der Sahara das Rennen machen, sondern die Parabolspiegelrinnen-Technologie der Firma Solar Millenium. Durch die Hohlspiegel wird das Sonnenlicht benützt, um Wasser zu verdampfen.

Parabolrinnen-Kraftwerke sind die einzige langjährig kommerziell erprobte Technologie, Sonnenenergie in Großkraftwerken zu nutzen. Parabolrinnen-Kraftwerke werden in Kalifornien seit 1985 erfolgreich kommerziell betrieben. Sie haben bereits über zwölf Milliarden Kilowattstunden Solarstrom produziert und damit umgerechnet etwa 12 Millionen Menschen ein Jahr lang mit Strom versorgt. Wie bei konventionell befeuerten Kraftwerken, auch Atomkraftwerken, wird der Strom in Parabolrinnen-Kraftwerken mit einer Dampfturbine und angeschlossenem Generator erzeugt. Der benötigte Dampf wird allerdings nicht durch die Verbrennung fossiler Energieträger erzeugt, sondern mit Hilfe der Sonnenenergie. Die Solarstrahlung wird mit großen Reihen von Parabolspiegeln aufgefangen und gebündelt. Die gewonnene Hitze reicht aus, um den benötigten Dampf zu erzeugen.
geschrieben von Solarmillenium Webseite

Anders als bei der Photovoltaik entsteht also eine speicherbare Energie (Wärme), die auch nachts abgegeben werden kann.

Solar Millennium hat die ersten Parabolrinnen-Kraftwerke Europas entwickelt. Die Projekte Andasol 1 - 3 befinden sich in Südspanien. Von allen beteiligten Firmen dürfte Solar Millenium am meisten profitieren, da sie relativ gesehen sehr klein sind. Kooperationspartner sind ABB, ABENGOA Solar, Cevital, Deutsche Bank, E.ON, HSH Nordbank, MAN Solar Millennium, Münchener Rück, M+W Zander, RWE, SCHOTT Solar, SIEMENS.

Für die Länder Nordafrikas würde ein solches Großkraftwerk eine sehr große Chance darstellen. Natürlich müssen sie mit den europäischen Partnern entsprechende Verträge aushandeln, um einen dicken Teil vom Kuchen zu erhalten. Aber das Selbstbewusstsein in diesen Ländern ist gewachsen und sie werden sich nicht über den Tisch ziehen lassen. Für Europa ist es auch sehr sinnvoll dafür zu sorgen, dass niemand aus seiner Heimat flüchten muss, um sich den Lebensunterhalt zu sichern. Entwicklung und Wohlstand in Afrika ist der beste und humanste Schutz vor einem Massenansturm auf die Festung Europas.
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karl
rolf †
rolf †
Mitglied

Re: Desertec - eine Hoffnung für Europa und Afrika?
geschrieben von rolf †
als Antwort auf Karl vom 13.07.2009, 17:26:36
Nach dem, was ich bisher dazu gehört und gesehen habe: Ja.
Und zwar erst für Afrika und erst dann für Europa
Es könnte sonst leicht zu Unruhen und Sabotageakten kommen,
wenn erst Europa Nutznießer wäre und Afrika später, bei ausgeweiteter Produktion, beteiligt würde.
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rolf
pippa
pippa
Mitglied

Re: Desertec - eine Hoffnung für Europa und Afrika?
geschrieben von pippa
als Antwort auf rolf † vom 13.07.2009, 17:30:17
Wenn das man gut geht. Gerade habe ich in den Nachrichten gehört, dass die Finanzierung noch nicht gesichert ist.
Alles was ich bis jetzt von den bisherigen Kraftwerksbetreibern gehört und gelesen habe, wehren die sich mit Händen und Füßen, weil die alten abgeschriebenen Kraftwerke zu betreiben, gleichzusetzen mit Gelddrucken ist.
Das hat man mir jedenfalls mehrfach erklärt.
pippa40

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seewolf
seewolf
Mitglied

Re: Desertec - eine Hoffnung für Europa und Afrika?
geschrieben von seewolf
als Antwort auf pippa vom 13.07.2009, 17:41:42
Das ist ein klassisches Feld für Regierungen bzw. die EU. Energieversorgung ist eine Schlüssel-Aufgabe für die Versorgung der Bevölkerung und der Betriebe, besonders der Verkehrsbetriebe und der verkehrlichen Infrastruktur. Auch die private Mobilität hängt von geeigneter und auskömmlicher Energie ab.

Dies alles sicherzustellen ist Daseinsvorsorge und deshalb m.E. nach dem deutschen Grundgesetz Staatsaufgabe erster Güte. Von privaten Investoren/Spekulanten sich abhängig zu machen ist eine Mißachtung dieser Staatsaufgabe - wir haben schon manches dazu gesehen...

Wenn diese Technologie zu unbegrenzten Energiequellen führt und der Transsport über weite Wege funktioniert, dann nix wie 'ran!
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seewolf
Karl
Karl
Administrator

Re: Desertec - eine Hoffnung für Europa und Afrika?
geschrieben von Karl
als Antwort auf seewolf vom 13.07.2009, 17:53:26
Hallo seewolf,

das Transportproblem scheint nicht so groß zu sein. Auf 1000 km gehen 3% verloren:

Und das Transportieren des Stroms mit hocheffizienten Leitungen würde pro 1000 Kilometer nur drei Prozent Stromverlust mit sich bringen, und da muss ich ja nicht drei Prozent mehr Kohle oder Gas kaufen, ich muss einfach drei Prozent mehr Spiegel aufstellen, um einfach drei Prozent mehr Strom von der Sonne einzufangen.
geschrieben von Max Schöne

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karl
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Re: Desertec - eine Hoffnung für Europa und Afrika?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 13.07.2009, 18:35:40
Bei gekühlten Leitungen?
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mart1

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Karl
Karl
Administrator

Re: Desertec - eine Hoffnung für Europa und Afrika?
geschrieben von Karl
als Antwort auf Karl vom 13.07.2009, 17:26:36
Noch ein Nachtrag. Ich war besonders beeindruckt von folgender Grafik:



Der Link verweist zu dem vollständigen Video des Morgenmagazins in der ARD. Die Grafik zeigt den Flächenbedarf in der Wüste für die Versorgung von Deutschland, Europa oder der ganzen Welt im Vergleich.
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karl
hugo
hugo
Mitglied

Re: Desertec - eine Hoffnung für Europa und Afrika?
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.07.2009, 18:40:19
ne mart:
Im überregionalen Hochspannungsnetz machen Übertragungsverluste heutzutage nur noch ca ein Prozent der Lieferungen aus. Im Mittelspannungsnetz sind es zwei und im lokalen Netzbereich nahezu fünf Prozent.

und wenn wir davon ausgehen das das ja noch 10 Jahre dauert, dann ist die Technik noch weiter und da es um große Mengen geht, sinken natürlich die Übertragungs-, und Umspannverluste enorm.

Noch vor kuzer Zeit lagen die gemeinsamen Übertragungs-, und Umspannverluste auf 100 Km bei co 10% und nun wird immer höher Transformiert (da der Spannungsabfall immer gleich ist, also bei höheren Spannungen immer weniger ins Gewicht fällt) ja sogar eine Umhackung auf Gleichspannung lohnt sich über große Strecken und bei großen Strommengen.

das was Du andenkst die Supraleitung, davon haben wir in den Siebzigern mal geträumt,,ist aber nix draus geworden *g*

die Grafik ist schon beeindruckend, da gäbs ja jede Menge Phantasiefreiheiten fürs Träumen, bezüglich billigster und sauberster Energie weltweit und alle Trinkwasserprobleme sind dann auch lösbar.*g*

aber um was streiten wir dann noch, wenn Öl und Gas keine Rolle mehr spielen ?? *g*


hugo
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Re: Desertec - eine Hoffnung für Europa und Afrika?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 13.07.2009, 19:10:54
"Im überregionalen Hochspannungsnetz machen Übertragungsverluste heutzutage nur noch ca ein Prozent der Lieferungen aus. "

Bei welcher Spannung und bei welcher Entfernung?

mart1
walter4
walter4
Mitglied

Re: Desertec - eine Hoffnung für Europa und Afrika?
geschrieben von walter4
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.07.2009, 19:29:43
Ob das ganze Desertec-Spektakel nicht ein riesiger Flop ist ?


"Desertec ist eine Fata Morgana, die nicht ausreichend politisch und wirtschaftlich betrachtet worden ist", sagt SPD-Energieexperte Hermann Scheer zu SPIEGEL ONLINE. Weder sei das Projekt richtig berechnet, noch seien ernsthaft Alternativen in Betracht gezogen worden. "Schon bald wird man feststellen, dass Desertec keine Investition in die Zukunft ist."

Und dann möchte ich mir nicht vorstellen, wie das ganze Gelumpe nach einem Wüstensturm aussieht. Ganz zu schweigen davon, daß die Leitung von Bin Ladens Sprengstoffexperten jederzeit in die Luft gejagt werden kann. Das ganze ist ein Witz hoch drei. Wir werden doch z.Zt. nur noch verarscht.
--
walter4

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