Aufgefallen

 
Es gibt solche seltsamen Tage. Heute ist mir die seltsame Ruhe im Garten aufgefallen. Wo blieb das Vogelgezwitscher, das uns früher als Begleitmusik in unseren Gärten erfreute? Wo sind sie alle geblieben, die Finken und Meisen, die Amseln und Singdrosseln, die Rotkehlchen und Grasmücken?
Entlang unserer Straßen gibt es viele Bäume, die, wie jeder weiß, wie Wohnhäuser für die Vögel sind. Aber alle »Wohnungen« stehen leer, die Mieter sind ausgewandert!


Der Tag - noch vor ein paar Jahren - war ein wenig grau - aber die Vögel sangen. Ich unterschied verschiedene Sprachen; einen Gimpel, eine Amsel, ein unscheinbarer Sperling? Da es noch recht früh war, die Autos noch nicht wie gewohnt in den Stadtraum eingedrungen waren, war das Zirpen deutlich, fast fremd.

Später am Tag gewann die Sonne an Licht und Hitze und an Kraft. Damals wie heute. Überall sind jetzt schon Autos, die Geräusche der Stadt haben sich eingenistet und hüllen alles in ein teigiges Etwas, das sich wie Watte um die Ohren legt. Eigentlich müssten die Vögel jetzt ihren üblichen Geschäften nachgehen, ihre Jungen versorgen, ihr Gebiet abgrenzen. Aber ich höre sie nicht, es sei denn, ich strenge meine Ohren so an und versuche, ein Zwitschern zu vernehmen. Nichts als das Lied der Motoren, und anderer nichtssagender Technik.

Solche Lieder verstehe ich nicht! Mag sein, dass Waldregionen von diesem Unheil noch verschont bleiben, es sind glückliche Zonen, die hoffentlich wissen, dass sie solch ein Glück noch haben! Wie schnell aber kann es sein, dass man nur noch nachsinnen kann und fragen: Wo sind sie geblieben?
 

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Kommentare (6)

KnudButtnase

Lieber Horst,

Fakt ist, wenn der Mensch etwas nicht kennt, nimmt er es auch nicht mehr wahr.
Es fehlt ihm augenscheinlich nichts.

Uns fällt das tagtäglich auf, wenn man bewusst durch das Leben geht oder gegangen ist,dass diese Stimmen weniger werden und auch der Himmel weniger voll ist.
Das, was Du da zu "Papier" gebracht hast, ist für uns, die das noch genau kennen, eine erschreckende Realität.

Auch wir versuchen uns, mittlerweile im Kleinen, gegen diese Entwicklung zu stemmen.
Und das schon seit ganz vielen Jahren.

Bei uns sind, in unserem Kleingarten, so meine Frau, noch viele dieser Stimmen zu hören und auch noch eine überschaubare Anzahl dieser Vögel zu sehen.

Nur ich selber kann nur noch wenige dieser Vogelstimmen hören, da ich mittlerweile 6 Hörstürze hinter mir habe.
Dadurch fehlen mir diese Stimmen aus anderen Gründen.
Aber ich kann die Vögel noch beobachten und sehen.

Liebe Grüße

Knud




 

Muscari

Ja, lieber Horst,

ähnlich ist es hier.
Morgendliche Stille, bis auf das Gegurre zweier Tauben.
Zwar besucht ein Amselpärchen ab und zu das Vogelfutterhaus, auch einige Meisen, aber ansonsten kaum ein Vogel.

Noch im vergangenen Jahr war hier viel mehr los.
Aber ich denke, wie auch ladybird erzählt, dass es an den Scharen unverschämter Krähen liegen könnte, die die anderen Vögel vertreiben.

Trotz allem freue ich mich sehr, dass der Meisenkasten bewohnt ist und dort gerade die Jungen gefüttert werden. Hoffentlich werden sie nicht die Opfer der Krähen.
Mit teilnahmsvollem Gruß,
Andrea

Monalie

 hallo Pan-ich muss ein Glückpilz sein-ich werde jeden Morgen mit Vogelgesänge geweckt-hier in der Börde ist die Welt noch in Ordnung- lieben Gruß von Mona

Rosi65

 
Das frage ich mich auch, lieber Horst, denn ich habe hier schon lange keine Spatzen mehr gesehen. Wo sind sie nur geblieben?

 der letzte spatz 4.png
"DER LETZTE SPATZ IN UNSERER STADT" (09.2022)


 

Syrdal

Marlene Dietrich könnte heute singen:

Sag mir, wo die Vögel sind,
Was ist gescheh'n?
Sag mir, wo die Vögel sind,
sie verhungerten geschwind,
Wann wird man je versteh'n?
Wann wird man je versteh'n?

Zwecks unmäßiger Ausbeutung der Böden wurden Wiesenflächen mit scharfer Gülle "gedüngt" und  Äcker aus Profitgründen wieder und wieder besprüht mit chemischen Giftstoffen wie Glyphosat und allen möglichen Pestiziden, die nahezu alle Insekten, Falter und sonstiges Kleingetier vernichtet haben, damit zugleich aber auch jegliche Futterquelle der Vögel…

Wann wird man je versteh‘n?

...fragt auch
Syrdal

ladybird

Lieber Horst,
erst jetzt während des Lesens wird mir bewußt, dass lediglich in unseren Platanen vor dem Haus nur noch eine riesige Schar von Krähen nisten, deren alltägliches durchdringendes Krächzen und Geschreie derart nervig ist...das würde mich als kleine Meise und die von Dir erwähnten Singvögel,  auch vertreiben....
Deine Frage:"Wo sind sie geblieben"? ist wirklich berechtigt?
          Erfreulich für mich ist das Wiedersehen mit Eurem so prächtigen "Schmetterlings-baum", den ich schon bewundern durfte.
Mit zwitschernden Gruß
🐞-Renate

 


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