Aus Rickys Tagebuch


1


Mein Hundeleben


Vor langer Zeit – ich war noch klein –
trat ich in euer Leben ein,
bekam zu trinken und zu essen
und Liebe pur, nicht zu vergessen;
lernt' alles, was man braucht im Leben
wie "sitz" und "platz" und "Pfötchen geben",
auch "steh" und "komm" und "lauf" und "bleib"
hört' ich nicht nur zum Zeitvertreib.

Doch wenn ihr sprecht von "Wiese geh'n",
dann könnt' ich Pirouetten dreh'n
vor riesengroßer Ungeduld;
daran ist nur die Freude schuld,
die regelmäßig mich befällt,
wenn's raus geht in die weite Welt.
Dann spring' ich hin und springe her,
das stille Sitzen fällt mir schwer,
denn ihr braucht eine Ewigkeit
bis ihr dann eeeendlich fertig seid.

Als ich noch voller Saft und Kraft,
da hab' ich locker es geschafft,
nen Riesenstock herum zu tragen
und Bällen hinterher zu jagen.
Auch Löcher buddeln machte Spaß;
ich grub dann ohne Unterlass
und hätte manchmal gar vielleicht
den Mittelpunkt der Welt erreicht.
Da war ich wirklich schmutzig – und -
das Frauchen sagte "Schweinchenhund".
Das war ja wirklich kein Problem,
doch konnte ich es nie versteh'n,
warum mein Frauchen dann und wann
fing fürchterlich zu schimpfen an.
In den Momenten ich schon wusste,
dass ich mal wieder baden musste!
Dabei roch grad' so toll mein Pelz,
weil ich mich in Parfüm gewälzt.

Den Nico soll ich immer meiden,
denn den kann ich gar nicht leiden.
Auch Rex mir gar nicht gut gefällt
drum hab ich ihn stets angebellt,
obwohl er war DER KOMMISSAR;
der trickst doch nur, das war mir klar!
Auch andre Viecher, die sich trau'n,
frech aus dem Fernseher zu schau'n,



2

die hätte ich schon längst verjagt,
doch leider werd' ich nicht gefragt.
Es heißt nur: "Ruhig!" und "Ricky, still!",
weil niemand hier kapieren will,
dass dieses Haus ist MEIN Revier.
Drum frag' ich mich: "Was woll'n die hier?"
Ob Hund, ob Katz', ob Pferd, ob Maus,
ob Löwe, Elefant, ob Strauß……
ich knotter' unentwegt sie an,
dann traut sich keiner näher ran.
Genauso halt ich's, wenn es schellt:
der Klingelmensch wird laut verbellt,
doch wenn ihr ihn dann lasst herein
darf er mich streicheln – das ist fein!

Das Julchen und die andern Schönen,
die wollte immer ich verwöhnen,
doch leider wollt' mich keine lassen,
ich armer Hund konnt' es nie fassen.
Inzwischen, das muss ich gesteh'n,
freu' ich mich schon, sie nur zu seh'n;
man wird halt ruhiger mit den Jahren,
das hat so mancher schon erfahren.

Bei jeder Mahlzeit sitz' ich dann
brav unter'm Tisch wie'n Unschuldslamm.
Ein jeder weiß: ich bettel' nie –
ich stoß nur sanft an Frauchens Knie,
damit es manchmal an mich denkt
und mir ein leck'res Häppchen schenkt,
denn Menschenfutter schmeckt so gut –
viel besser als es meines tut!
Das weiß ich schon seit eh und je,
denn ich bin schließlich ein Gourmet.
Drum freu' ich täglich mich aufs Essen
und hoffe auf Delikatessen.

Nur manchmal kann ich's nicht versteh'n:
wie könnt ihr einfach weg hier geh'n
und lassen mich allein zu Haus,
wenn ihr geht in die Welt hinaus?
Dann lieg ich traurig rum im Flur
und wart' auf eure Rückkehr nur.
Wenn ihr dann kommt zur Tür herein,
dann lass ich Trauer Trauer sein,
vollführe einen Freudentanz
und wedel' stürmisch mit dem Schwanz,
denn ich wollt' euch schon immer sagen:
"Ich hab' euch gern an allen Tagen"!!!



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Kommentare (1)

tranquilla hast du das für uns, lalelu.

ich konnte den kleinen so richtig herum tollen sehen und auch warten, denn das bild untersreicht die wirkung des gedichtes.
feine Arbeit.

liebe grüße
tranquilla

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