„Ein herrlicher Weihnachtsgesang des deutschen Volkes“



„Ein herrlicher Weihnachtsgesang des deutschen Volkes“
Das Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ wird 200 Jahre alt
Ein Lied, dessen Inhalt und Melodie nahezu jedem bekannt sein dürfte, wird in den Weihnachtstagen des Jahres 2018 zweihundert Jahre alt. Entstanden ist dieser zu Herzen gehende Gesang in dem an der bayrisch – österreichischen Grenze liegenden Dorf Oberndorf an der Salzach, das 2001 zur Stadt erhoben wurde und heute fast 6000 Einwohner zählt. Zur Christmette in der Pfarrkirche St. Nikolai des Weihnachtsfestes 1818 erklang hier erstmals das Lied. Da dieses Lied Weltbedeutung erlangte,  wurde nach 1880 der Kapelle ein Stille Nacht – Museum angegliedert, das heute Tausende Interessenten zur Weihnachtszeitanzieht.
Geschaffen wurde das Lied von dem 1792 in Salzburg geborenen und 1818 in Oberndorf als Hilfsgeistlicher eingesetzten Joseph Mohr. In seinen Erinnerungen schilderte Mohr, dass ihm der Text anlässlich eines beschwerlichen Gangs zu einem Kranken in einer Winternacht eingefallen sei. Der tägliche Gang zu dem Kranken habe ihm diese Anregung gegeben. Die musikalische Weise schuf der damals in Oberndorf ansässige Lehrer Franz Xaver Gruber. Gruber, Sohn eines armen Leinewebers, galt bereits in der Jugendzeit als musikalisch begabt. In der Tradition des damaligen Lehrerberufs wurde er in Oberndorf zugleich auch Kirchenorganist.
Das einhundertjährige Jubiläum des Liedes, das nach 1835 in Sachsen heimisch wurde, fasste der Radeberger Kantor Werm anlässlich der ersten Friedensweihnacht nach dem Ersten Weltkrieg in die Worte „Ein herrlicher Weihnachtsgesang des deutschen Volkes“. Zeitbezogen auf das Weihnachtsfest 1918 sagte Werm: „Vier Jahre war der Friedensschein dieses Liedes erloschen. Aber heute soll es wieder erklingen, kein Schuss soll am heiligen Weihnachtsfest den Frieden stören!“
Sicher hat fast Jeder eine Beziehung zu diesem Weihnachtslied. Mein Grunderlebnis hierzu fand zu den Christvespern zu Beginn der 1960er Jahre in der Langebrücker Kirche statt. Da meine Schwester in beiden Vespern Flöte spielte, die Weise „Vom Himmel hoch…“, war ich im Gemeinderaum der Kirche Zeuge der Christvesper. Für mich jedes Mal ein emotionales Erlebnis, wenn Pfarrer Hering mit zwei Kirchenhelferinnen am Ende der Vesper zum Christbaum schritt, der neben dem Altar platziert war und einige Minuten brauchte, sämtliche Kerzen, damals noch „lebendes Licht“, löschte. Nur eine Kerze blieb symbolisch im Lichterglanz. Dann ertönte die Orgel und alle Strophen von „Stille Nacht, heilige Nacht“ wurden gesungen. In der mit dem Schein der einzigen Kerze starken Dunkelheit des Kirchraums ein wirklich emotionales Erlebnis, das ich immer noch in mir trage.
Meinem Vater kamen jedes Mal die Tränen, wenn er am 24. Dezember das Lied im Radio hörte. Auf mein späteres Befragen, erhielt ich Auskunft über seine Rührung und Erinnerung. Er hat das Lied richtig bewusst am 24. Dezember 1945 im sowjetischen Kriegsgefangenenlager Morchjansk bei Orenburg wahrnehmen müssen. Er sagte wirklich „müssen“. Gegen 20 Uhr zog die extra im November zusammengestellte Lagerkapelle, vorwiegend aus ungarischen Offizieren bestehend, um die in eisiger Kälte liegenden Baracken. Es ertönte „Stille Nacht, heilige Nacht“ und ein nicht aufhörendes Schluchzen und Weinen erfasste die deutschen Kriegsgefangenen. In der Nacht nahmen sich über sechzig kriegsgefangene deutsche Offiziere das Leben, sodass in den Folgejahren diese Art der Musik zum Weihnachtsfest sich nicht wiederholte. Mein Vater war bis November 1949 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.

Diese Geschichte habe ich am 22. Dezember geschrieben und bindanach verreist, zur jüngeren Tochter, deswegen jetzt als Nachtrag.


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