Familiäre Zuwendung


Eben las ich hier die Lebensgeschichte einer anderen Userin. Auch diese war für mich prompt wieder ein Stichwort zu meinem eigenen Leben.

Wie man so als Kind erfährt, gab es auch in meiner Familie Verwandte, über die fast nie gesprochen wurde, weil sie im 1. Weltkrieg oder in den Jahren zwischen den Kriegen schon ihr Leben verloren. Und ich weiß, auch da gab es Geschwister meines Vaters, die bevorzugt oder abgelehnt wurden.

Vom 6. bis 16. Lebensjahr erhielt ich Klavierunterricht. Täglich eine Stunde zu üben war Pflicht. Doch wenn es mir langte, spielte ich gern auch mal das Lied  von der Wolga, es stand in einem meiner Klavier-Übungshefte. Einerseits war es so schön emotional, traurig, andererseits hatte ich manchmal das Gefühl, dieser Pflicht Klavier zu üben nicht mehr nachkommen zu wollen. Ich wusste, dass ein Bruder meines Vaters, wohl ein Lieblingssohn seiner Mutter, unserer Oma, im Krieg an der Wolga gefallen war und unsere Oma prompt in Tränen ausbrach, wenn sie daran erinnert wurde. Also spielte ich das Wolga-Lied, wenn ich gelegentlich nicht daran gehindert werden wollte, mit dem Üben aufzuhören! Ich weiß, das war boshaft! Aber Teenager-Kinder sind manchmal so ... Dann konnte ich mich bei schönem Wetter fluchtartig aufs Fahrrad schwingen und eine sonnige Tour durchs Münsterland fahren und dabei meinen Träumen nachhängen.

Würde mein  Enkel mir heute so etwas bieten, würde ich das Gespräch mit ihm suchen. Aber weder erhält er Klavierunterricht, noch neigt er zu solch kleinen Gemeinheiten! Als ich heute zum Einkauf los wollte, entdeckte ich, dass er mein eingeschneites Auto schneefrei geräumt hatte! Ich war ihm nicht nur dankbar, weil es mir selbst große Mühe gemacht hätte, ich belohnte ihn auch finanziell - und er strahlte!


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Kommentare (1)

nnamttor44

Wenn ich mir meine Oma (väterlicherseits) auf dem eingestellten Foto so anschaue, mir meine beiden Schwestern vorstelle, sehe ich mich als "Nachfolgerin" dieser unserer Oma.

Die Oma mütterlicherseits war klein und natürlich auch rund, wie alte Leute oftmals eben sind, so dass ich sie fast als lebendiges "Osterei" in Erinnerung habe! Meine ältere Schwester geht heute im Alter auf unwere mütterliche Oma.

Vaters Mutter konnte die "Osterei-Form" nicht gelingen, denn sie war - für eine Frau der 1950er Jahre (Generation 1900) mit 171 cm - relativ groß, stand ihrem Sohn, meinem Vater darin kaum nach! Und wenn ich dabei auf mich selbst zurückgreife, weiß ich, dass meine ältere Schwester kleiner ist, meine jüngere Schwester zwar Omas Umfang nachkommt, ich aber zwischen den beiden "stecke"(wohl typisch für mittlere Nachkommen?!).

Und was unsere Kids angeht, ist mein Sohn wohl längenmäßig der mit 187 cm am größten geratene Nachkomme. Die Mädels unserer Ältesten sind genau richtig, die Jungs und ihre Schwester unserer jüngsten Schwester alle keine Riesen oder Zwerge. Nun bin ich mal gespannt, ob ich meinen Enkel (Sohn meiner "kleinen" Tochter) als Erwachsenen noch sehen werde, ob er "in den Himmel schießt" und welches "Maß" er erreicht. Mein Sohn hat es bis heute vermieden, Vater zu werden ...

Aber das alles ist relativ unwichtig! Wichtig ist, daß Jeder sein Leben so leben darf, dass er / sie zufrieden und glücklich sein darf!!

Allen ein schönes Osterfest wünscht

UschiFoto 39 Pfingstspaziergang zu Onkel Eugens Schrebergarten.jpg


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