Mein Vater liebte die Musik, spielte selbst Klavier und beherrschte auch die Geige ziemlich perfekt. Im Krieg war er Sanitäter gewesen und da muss es wohl möglich gewesen sein, seine Geige mitzunehmen. Jedenfalls existiert ein Kriegsfoto, auf dem er mit seinem Instrument einen Klavier spielenden Kameraden begleitet.

Ich sehe Vater noch im Botanischen Garten, Teil des münsterschen Schlossgartens, vor mir, wie er als Geigensolist im Konzert mitspielt. Auch in der damals noch bestehenden Theaterruine spielte er in den ersten Nachkriegsjahren, im Winter im ruinösen Konzertsaal, im Sommer auch im Botanischen Garten, wo es eine Bühnenanlage gab. Jeden Dienstagabend kam unser Organist der Liebfrauen-Kirche und die Zwei machten Hauskonzert.

Selbstverständlich bekamen wir Klavierunterricht und hatten Jede täglich eine Stunde zu üben. Oft genug stand Vater dann am Wochenende mit seiner Geige hinter mir und begleitete mein Spiel, und wehe, ich vergriiff mich bei einem Ton! Seither weiß ich, wie schmerzhaft ein Hieb mit dem Geigenstock ist!

Als ich das vor kurzem meiner jüngeren Schwester erzählte, war sie "baff"! Davon hatte sie nie etwas mitbekommen, er hat auch nie versucht, ihr durchaus sehr gutes Spiel ebenfalls auf seiner Geige zu begeiten.

Gerade sah ich im TV des NDR eine solch musikalische Situation, allerdings zwischen zwei erwachsenen Musikern, die ihr Spiel auf dem jeweiligen Instrument beherrschten. Solche Situationen bringen mir dann prompt Erinnerungen!

Als ich verheiratet war, war es meinem Mann nicht so angenehm, all die vielen klassischen Musikstücke und mein Geklimper hören zu müssen. Ein Onkel hatte ihm in Teenagertagen Schlagzeug spendiert, da war Tanzmusik für ihn interessanter. Die aber durfte ich zuhause nie einüben! Also gab es da auch keine Übereinstimmung für uns zwei. Nur in der Adventszeit hörte er es gern, wenn ich die Weihnachtslieder mal wieder übte.

Geblieben ist davon, dass ich zwar ein elektrisches Klavier zuhause stehen habe, aber dem fehlen zwei halbe Oktaven, je eine halbe im Bass- und eine halbe im oberen Violinschlüssel-Bereich. Und viele Klavierstücke gehen auch da bis an ihre nutzbaren Genzen! Ergebnis: es machte nicht mehr so viel Freude, Klavier zu spielen. Meine Kinder haben es nie gelernt.

Meine Tochter hat sich allerdings als Teenie in der Ausbildung ein Harmonium gekauft, auf dem sie damals spielte und ihren Gesang begleitete. Aber auch das ist längst Vergangenheit. Von uns drei Mädchen spielt nur unsere Jüngste noch auf einem "vollständigen" Klavier, dass ihr Mann ihr einmal kaufte. Und vor allem ihr Jüngster wollte es erlernen.


Anzeige

Kommentare (0)


Anzeige