Schwarz-rote Abstimmung



Schwarz-rote Abstimmung

Es ist schon ein paar Jährchen her. In Köln war wieder mal die Optica, eine Fachmesse für die Optiker, zu der mein Mann mich als Brillen-Model mitgenommen hatte. Wir fuhren damals privat einen roten Scirocco mit schwarz abgesetzten schmalen Streifen. Ich selbst hatte mich für dieses Treffen der Geschäftsführer der Filialen gut mit einem neuen roten Blazer zum schwarzen schmalen Rock sowie farblich passend schwarz-roten Stiletto-Pumps gekleidet. Die roten Farbtöne von Pkw, Blazer und Schuhe waren sogar identisch.

Da ich seit meinem zehnten Lebensjahr Brille trug, war mir gar nicht klar, dass meine Brille sehr gut auf meine Kleidung und sogar auf unseren Wagen abgestimmt war. Ich trug sie ja täglich, hatte auch nicht als Optikerfrau zig Brillen zur Auswahl liegen, da meine Gläser nicht so ganz billig waren. Das war einfach ich, meine gerade beste Kleidung, meine aktuelle Brille und unser Wagen.

Mir war es nicht wirklich bewusst gewesen, was ich da provozierte, schließlich wollte ich meinen Mann nicht blamieren, hatte mir extra für diese Messe den roten Blazer passend zu meinen Schuhen gekauft! Aber ich fiel dem Konzernchef auf! Schließlich war ich die Frau eines seiner Filialisten, wollte einen guten Eindruck hinterlassen. Ich wurde mit einem Kompliment begrüßt – beim gemeinsamen Abendessen verkündete er, die Damen seiner Filialen sollten sich ein Beispiel an mir nehmen! Doch mir – „nur“ der Frau eines Filialleiters – war seine besondere Begrüßung recht peinlich. Hatte ich doch nicht wirklich für ihn zu arbeiten, war nur als die Frau eines seiner Filialleiter mitgekommen. Und auffallen wollte ich schon gar nicht!

Aber meine von oben (rot-schwarze Brille über das schwarz-rote Kostüm bis hin zu den passenden schwarz-roten Pumps) bis unten farblich abgestimmte Aufmachung entlockte ihm ein Kompliment, womit dieser Chef ansonsten recht sparsam war. Zu allem Überfluss trieb mir das auch noch die Röte ins Gesicht – passend zu meinen damals noch dunklen Haaren! Wäre mir da bewusst gewesen, was ich eher zufällig gemacht hatte, ich hätte wohl ein anderes Outfit gewählt.

Ob diese Auffälligkeit meinem Mann beruflich zugute kam – ich habe es nie erfahren. Mir war es einfach durch mein Leben als Friseurstochter, die niemals mit zotteligen ungepflegten Haaren herumlief, wichtig, auf mein Äußeres zu achten. Dass ich nun so – wenn auch angenehm – auffiel, passte mir überhaupt nicht. Doch diese „Kröte“ musste ich schlucken! Ich fühlte mich zurückversetzt in eine Zeit, als ich mit meinen neuen Winterstiefeln als junges Mädchen meinem Arbeitgeber (Kleidungs-Kaufhaus) auffiel, weil ich auch da eine der ersten war, die in unserer Stadt offensichtlich solche chicken Stiefel passend zum winterlichen Outfit trug. Mir scheint, die „Kunst“-Gene meiner elterlichen Familien haben sich doch auch bei mir versteckt! Es war ja keine Kunst, sich hübsch zu kleiden. Doch die Anpassungen diverser Kleidung fiel schon auf ...

 


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