Selbstgespräche 8.Buch,17


Selbstgespräche 8.Buch,17


--- Mark Aurel, 121-180 n.Ch. [Der "Philosoph auf dem Kaiserthron" war der letzte Adoptivkaiser Roms. Wie seine Vorgänger Nerva, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius und sein Mitkaiser Lucius Verus verfolgte auch Marc Aurel eine Politik der Vernunft und des Ausgleichs.]
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Steht es in deiner Gewalt, warum tust du es? Steht es bei einem anderen, wem machst du Vorwürfe? Den Atomen und den Göttern? Beides ist unsinnig. Hier ist niemand anzuklagen. Denn kannst du, so bessere den Urheber, kannst du das aber nicht, so bessere wenigstens die Sache selbst; kannst du aber auch das nicht, wozu frommt dir das Anklagen? Denn ohne Überlegung muss man nichts tun.
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Eine wahrhaft schwierige Formel, die der gute Mark Aurel uns da vorträgt. Du tust etwas, das gegen alle Vernunft und alle Vorgaben der Gesellschaft verstößt - oder du widersetzt dich einer Angelegenheit, die dem Wollen und Wissen der Allgemeinheit widerspricht; dich dabei zu einem reaktionären Teil eben dieser Gesellschaft macht.
 
Nun stehst du völlig allein einer Macht gegenüber, der du nicht gewachsen bist, die dich von jetzt an kontrollieren, beeinflussen und steuern kann. Die Kernfrage ist also (lt.Aurel): »warum tust du es?« Kann es sein, dass ein anderer dir etwas angetan hat? Dann kannst du es ja nicht mehr beeinflussen. Du kannst es ja nicht einem Schicksal anlasten. Dein Schicksal bist immer du selbst! Es wird durch Gegebenheiten zwar beeinflusst, auch ausgelöst - aber den Knoten lösen kannst nur du allein.
Wenn es nun in deiner Macht steht, sollst du versuchen, mit dem Urheber des Zerwürfnisses eine Übereinkunft zu erzielen. Wenn hierbei keine Einigung erzielt werden kann - ist es eventuell möglich, das leidige Thema auf eine andere Grundlage zu stellen und dadurch eine Änderung herbeizuführen?
Sollte alles Vorstellbare zwecklos und unwirksam sein - warum musst du dich dann weiter darum kümmern? Was bringt es dir? Weitere Sorgen und Ärger sind vorprogrammiert. Dein eigenes »EGO« wird bis zur Erschöpfung missbraucht und ohne dein weiteres Zutun in eine gedankenlose Mattigkeit überführt!
Darum ist es stets wichtig, vorher zu prüfen, ob der Sinn dem Zweck dient - und nicht umgekehrt!
 
 


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Kommentare (4)

Rosi65


Marc Aurel war ein römischer Kaiser und Philosoph. Er lebte nach der Ethik der Stoiker, die besagt, dass nur derjenige ein tugendhaftes Leben führen kann, der seiner Leidenschaft nicht nachgibt. Zu dieser Basis gehörte auch eigener Herr über seine Gedanken und Gefühle zu sein, und sich dabei zielstrebig Wissen (eigenständiges Denken) anzueignen.

Da der Mensch, nach dieser Ansicht, durch sein Schicksal gesteuert wird, sollte er ein sinnvolles und beherrschtes Leben führen und sich für die Gemeinschaft einsetzen, da alles in der Welt in einer bestimmten Beziehung zueinander steht.
Vieles davon hat, laut den Geschichtsbüchern, Marc Aurel wohl auch beherzigt und umgesetzt.

Trotzdem hat er (für meine Begriffe) die Weisheits-Meisterschaft nicht erreicht, sonst hätte er in seinem heidnischen Reich die blutigen Christenverfolgungen nicht geduldet.

Rosi65

Pan

@Rosi65     >>> Marc Aurel war ein römischer Kaiser und Philosoph.<<<
Danke, ich dachte schon, ich hätte etwas vergessen? Aber Wiederholungen
verkürzen manchmal das Suchen
Horst

Syrdal



Ein guter Rat ist‘s, Sinn und Zweck
akribisch vor der Tat zu prüfen,
sonst ist dann zu schwer das Gepäck,
das du auflädst, dich könnt‘s erdrücken!

...lernt aus deiner philosophischen Betrachtung
Syrdal

Pan

Wie wahr, wie wahr! Mögen es andre Leute ebenso sehen ...

Florea_151.JPGmeint mit österlichen Grüßen
Horst


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