Sonett für den ertappten Lügner




Bevor du heimgehst, brich dein dunkles Schweigen,
sprich offen, schau mir direkt ins Gesicht.
Warum dein Mund wohl nie die Wahrheit spricht?
Du sollst nicht lügen, sondern ernste Reue zeigen.

Wie oft Ertappte ihre Blicke neigen,
gerad, als stünden sie schon vor Gericht
und doch bekennen sie die Schuld noch nicht,
sie tanzen weiter in dem Höllenreigen.

Ich will dein Stillsein länger nicht ertragen,
leck still die Wunden, die du mir geschlagen
und warte, dass der Schmerz verblasst.

Dann, irgendwann, werd‘ ich ganz ohne Fragen,
und ohne mich darüber zu beklagen,
erkennen, du warst meiner Seele Last.

floravonbistram 1994

Kreativ(floravonbistram)



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Kommentare (6)

HeCaro Es tut immer weh, angelogen zu werden aber wenn man den Lügner liebt,
ist es besonders schmerzhaft. Man spürt die Lüge nahezu körperlich.

Dein Gedicht ist zwar nicht neu, aber es ist
immer während aktuell.
Liebe Grüße, Carola
lillii das war sie doch schon die "Vorausschau"
und zwar um 1994..vor über 20 Jahren.

Dann, irgendwann, werd‘ ich ganz ohne Fragen,
und ohne mich darüber zu beklagen,
erkennen, du warst meiner Seele Last.


ich weiß, es klingst so nach Floskel dieses

nicht ständig zurückzublicken und den Blick nach vorne richten

von der Vergangenheit lernen für die Zukunft ist immer gut.
Trotzdem kann man durchaus den gleichen Fehler mehrmals begehen und was lehrt uns das?

Den Menschen steht es nicht vor dem Kopf geschrieben, wenn sie nicht wahrhaftig sind

meint lillii
ehemaliges Mitglied Auch ich habe es zeitweilig an mir, dass ich länger still bin/bleibe. Das ist auch von Dir schon auf dezente Weise gerügt worden.
Aber ich will Dein Sonett nicht verwässern...
Meine Hochachtung vor allem dazu, dass Du Dich an diese Gestaltungsform traust. Mei..., i net!

Ich werde mich wahrscheinlich auf absehbare Zeit, zumindest mittelfristig, gar nicht mehr getrauen, was auch immer in meinen "dichten" Blog einzustellen, ein Sonett schon gar nicht. Daran scheiterte ich gleich recht...

Insofern bist Du gut dran, was das Trauen betrifft und Deine Dichtkunst.

Mit LG *Ramires*
floravonbistram wenn es heißt, man muss nach vorne schauen, nicht zurück...
Es liegt doch so viel hinter uns, das kennen wir, wir wissen es einzuordnen, doch nach vorne? Was sehe ich denn da? Nichts, da ich kein Hellseher bin. Dennoch kann man im Hier und Jetzt leben.
Darum denke ich, man soll zurückschauen und dadurch entdecken, dass man oft Situationen heute anders werten kann, als früher und das finde ich auch wichtig für die seelische Reifung.

Danke Euch für Eure Kommentare
Flo
lillii wird jeder im Leben schon erlebt haben, da heißt es...
nicht ständig zurückzublicken und den Blick nach vorne richten.
Und... besser ein Schrecken mit Ende als ein Schrecken ohne Ende, denn das ist das kleinere Übel..

ist nur so mein Gedanke,

mit liebem Gruß luzie
Bruno32 Jeder Mensch hat schon bestimmt eine ASusrede gebraucht,
aber man sollte niemals wirklich lügen.

Ein Gedicht das zum Nachdenken uns anregt.

Viele Grüße Bruno

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