es war Ende der 70-ziger und frühen 80-ziger Jahren, als ich ständig und dauernd in meiner Heimat besuchsmäßig war und mich jedesmal an den Straßenhändlern erfreute.
Man hieß sie "Fidschis", es kamen alle aus Fernost. Sie saßen an allen belebten Straßenecken rum und was sie verkauften, sah man nicht. Ging man ca. 5x an ihnen vorbei, dann wurden sie munterer und holten aus ihren Gewändern, Zigaretten hervor und boten sie an.
Westmarken, die im Intershop sehr teuer waren und die man nur mit "Beziehungen" erwischen konnte. Das war auch egal- ich machte ein Spiel daraus und ging wieder an ihnen vorbei und ließ eine leere Schachtel Marlboro vor ihnen fallen. Blitzschnell war die Schachtel verschwunden und ich ging weiter, ich trödelte so rum. Ich bummelte bis zu dem Geschäft, das mein Großonkel einmal führte, blieb stehen und wie aus dem Nichts, stand ein "Fidschi-Mann" neben mir. Willdu? sprach er und zeigte mir eine Schachtel Marboro? Er schaute sich nach allen Seiten um - haddu? und machte ein Zeichen von Geld mit den Fingern. Ich nickte und hielt ihm natürlich Ostmark hin - er schüttelte den Kopf. Ich grinste und wußte Bescheid, der wußte genau, betreffs der Bekleidung, daß ich aus dem Westen kam. Ich zuckte mit den Schultern und ging weiter und er zog wieder zu seinem Stammsitz ab.
Für den nächsten Tag hatte ich vorgesorgt und 5 Mark-Scheine eingesteckt. Ich ging wieder vorbei und gab ein Zeichen, daß er mir folgen sollte. Ich ging wieder bis zu dem Geschäft und schwupps war er auch da und wir machten unseren Handel. Jedenfalls waren die noch billiger, als im westdeutschen Handel.
Als ich das meiner Cousine erzählte, fiel sie fast vom Stuhl - ihre Schwiegertochter kam an und meinte: kannste mir auch welche besorgen? Sie arbeitete in der gehobenen Gastronomie und bekam des öfteren Westgeld als "Trinkgeld"
zugesteckt, was sie fleißig sammelte um im Intershop einkaufen zu können. Ich machte mich wieder auf den Weg und zeigte mit 5 Fingern "Willdu" an, daß ich 5 Schachteln brauchte. Wir trafen uns am Eingang zum Friedhof - er brachte einen Kollegen mit, den ich dann "Haddu" taufte. Es waren sehr höfliche Menschen und jedesmal, wenn ich bei ihnen vorbei ging, bekam ich ein kleines Geschenk von ihren Frauen oder Kindern. Einen kleinen Stein und eine Holzperlenkette habe ich noch.
Der Schwiegertochter meiner Cousine habe ich "Willdu" und "Haddu" vorgestellt und somit war Absatz und Bedarf gesichert.
Aber meiner Cousine haben wir nichts erzählt.
Auch nach vielen Jahren lachen wir noch heute, wenn wir unser Geheimnis erzählen. Es ist eine sogenannte Familiengeschichte geworden, mit dem Tenor: ach, Moni war wieder zu Haus.

Gruß Finchen

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