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Aktuelle Themen Auffällig viele Neugeborene mit Fehlbildung an oder komplett fehlender Hand in Deutschland

Karl
Karl
Administrator

RE: Auffällig viele Neugeborene mit Fehlbildung an oder komplett fehlender Hand in Deutschland
geschrieben von Karl

Ich möchte noch einmal auf die Fehlbildungen zurück kommen, die diese Diskussion ausgelöst haben. Ich hatte bereits dafür plädiert, dass ein zentrales Register benötigt wird, um Häufungen von Missbildungen systematisch feststellen zu können. Diese meine Äußerungen möchte ich aber um einige Punkte ergänzen.
 

  1. Entwicklungsstörungen wie die beschriebenen sind in Deutschland sehr selten und betreffen weniger als 1% der Geburten.
     
  2. Als ehemaliger Entwicklungsgenetiker weiß ich, dass embryonale Entwicklungsprozesse auch von Zufallsereignissen betroffen sein können. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Sehr sichbar wurden mir diese, wenn genetische Mutationen bei Drosophila zuverlässig dazu führten, dass jedes Individuum anders aussah und auch die Seitensymmetrie verloren ging. [Nur für Interessierte: Eine solche Mutation bei der Fliege Drosophila ist z. B. sine oculis, bei der die Komplexaugen unterschiedlich viele Facetten tragen können, von 0 - 800. Ein Auge kann, muss aber nicht normal sein, während das andere winzig sein kann. Die Unterschiede zwischen links und rechts sind so groß wie zwischen dem linken oder rechten Auge unterschiedlicher Individuen. Das bedeutet, dass normalerweise intakte Erbanlagen den Zufall gut im Zaum halten können, dass aber genetische Mutationen die immer wirkenden Zufallsprozesse im Entwicklungsprozess freilegen können].
     
  3. Nicht jede Häufung seltener Ereignisse muss deshalb notwendigerweise eine vermeidbare Ursache haben. Wir kennen das alle von Würfelspielen. Wir würfeln lauter Einsen und Zweien in Serie, aber der Gegner lauter Sechsen. Wenn wir allerdings lange genug spielen, d. h. oft genug würfeln, gleicht sich diese "Ungerechtigkeit" aus (was zugegeben Betroffene nicht trösten kann, denn im Bereich des Kinderkriegens haben wir es mit Einzelschicksalen zu tun).
     
  4. Es wird also so sein, dass Missbildungen niemals ausgeschlossen werden können. Ursachen können Infektionen der Mutter sein oder - wie manchmal beschrieben wird - verursacht eine unglückliche Lage der Nabelschnur, dass sie die Entwicklung einer Gliedmaße behindert. Es können aber auch genetische Ursachen vorliegen (s. oben).
     
  5. Theoretisch kann auch Alkohol- oder Rauschgiftgenuss der Mutter eine Rolle spielen - oft noch zu einer Zeit, bei der eine Frau nicht einmal davon ausgehen muss, dass sie schwanger ist. Nicht nur solche selbstgewählten Umweltgifte können Ursache sein, sondern - und das ist jetzt der Punkt, für den ein zentrales Register notwendig wäre - auch echte Umweltgifte, die durch die Industrie, Kernkraftwerke oder Deponien freigesetzt werden. 
     
  6. Ein solches Register halte ich für notwendig, um rechtzeitig aufmerksam auf statistische Zusammenhänge zu werden. Solche Register wären umso wertvoller, je mehr Details über die betroffenen Eltern bekannt wären. D. h., nicht nur der aktuelle Wohnort wäre interessant, sondern auch die vergangenen, ihr Reiseverhalten und ihre Lebensweise.
Es sollte deshalb jedem bewusst sein, dass solche Register eine sehr genaue Datenerhebung zu den Lebens- und Reisegewohnheiten der Eltern benötigen, um tatsächlich wirksam zu sein. Hier muss Datenschutz mit Kinder- und Elternschutz ausbalanciert werden.

Karl
olga64
olga64
Mitglied

RE: Auffällig viele Neugeborene mit Fehlbildung an oder komplett fehlender Hand in Deutschland
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 24.09.2019, 12:43:31

 

Es sollte deshalb jedem bewusst sein, dass solche Register eine sehr genaue Datenerhebung zu den Lebens- und Reisegewohnheiten der Eltern benötigen, um tatsächlich wirksam zu sein. Hier muss Datenschutz mit Kinder- und Elternschutz ausbalanciert werden.

Karl
geschrieben von karl
Das ist ein sehr wichtiger Hinweis. Insbesondere sollte jetzt nicht von medizinischen Laien bemängelt/gefordert werden,dass solche Register fehlen, bzw. erstellt werden müssen, um evtl. die Gründe für solche Missbildungen zu finden.

Bei einer notwendigen Datenerhebung der Betroffenen ist dann natürlich auch sehr wichtig, dass diese die Wahrheit zu den Lebensgewohnheiten, den genetischen Dispositionen und vor allem zu Einnahmen evtl. Suchtmittel, Medikamenen, falscher Ernährung sagen. Und genau hier dürfte das Problem liegen, weil ein Teil der betroffenen Mütter (Eltern) dies nicht machen wird, bzw. sich vielleicht gar nicht erinnert. Immerhin beträgt eine Schwangerschaft ja medizinisch gesehen 10 Monate und da kann viel passiert sein.
In jedem Falle sollte man Abstand nehmen, beim Grad der Unwssenheit schon die Schuld anderen zuzuschreiben, z.B. den Ärzten, der Pharmaindustrie oder wem auch immer.
Als mein Bruder 1948 geboren wurde, war das ein wunderschönes Baby, nur der kleine Finger seiner rechten Hand war verbogen (was er bis heute ist). Damals, so kurz nach Krieg, wurde das auch nicht gründlich eruiert   - die Menschen hatten noch andere Sorgen.
Mein Bruder unterhielt sich als ERwachsener später darüber mal mit einem Arzt, dessen Vermutung war, dass er im Mutterleib falsch auf seinen kleinen Händchen gelegen hatte, die noch formbar waren und dies über einen längeren Zeitraum.
Gestört hat es ihn in seinem ganzen Leben nie - nur als wir grausame Kinder waren, verspiottete ich ihn natürlich als ältere SChwester, was er aber auch gut überlebte. Olga

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