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Aktuelle Themen Was treibt Menschen freiwillig in den (Mont Blanc)-Tod?

ingo
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Was treibt Menschen freiwillig in den (Montblanc)-Tod?
geschrieben von ingo
Ich begreife das nicht; aber vielleicht sind unter uns ja Bergsteiger, die es mir erklären können. Da steigen Menschen massenweise in die höchsten Berge, wohlwissend, dass ihr Risiko, zu sterben, bei ca. 2 % liegt. Vergleichbar ist das vielleicht mit jemandem, der mit 300 km/h auf der Autobahn fährt; wobei diese Leute noch den Tod anderer Menschen riskieren; also ein echter Vergleich ist das nicht. Ich gestehe, dass ich mit jedem desorientierten Rentner, der vor eine Strassenbahn läuft, Mitleid habe; mit den Bergsteigern aber nicht.[left][/left]
Drachenmutter
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Re: Was treibt Menschen freiwillig in den (Mont Blanc)-Tod?
geschrieben von Drachenmutter
als Antwort auf ingo vom 12.07.2012, 19:01:20
Ingo, das sehe ich auch so.

Warum muss man in den Bergen herumklettern? Das Risiko ist doch bekannt. Solche Leute tun mir auch nicht Leid, wenn sie dann zu Schaden kommen.

Leid tun mir die Angehörigen, die nun mit dem Verlust und vermutlich mit den Folgekosten leben müssen.

ingo
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Re: Was treibt Menschen freiwillig in den (Mont Blanc)-Tod?
geschrieben von ingo
als Antwort auf Drachenmutter vom 12.07.2012, 19:05:23
Stimmt, Wölfin! Wir werden wohl nie erfahren, ob und wie Angehörige versucht haben, ihre Leute davon abzuhalten. Ich würde als Familienmitglied meines Lebens nicht mehr froh, wenn ich jemanden so dämlich verloren hätte. Aber, nochmal gesagt, vielleicht sind ja Bergsteiger unter uns, die mir diesen Akt vermitteln können.

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Re: Was treibt Menschen freiwillig in den (Montblanc)-Tod?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ingo vom 12.07.2012, 19:01:20
bei dem jüngsten unglück handelt es sich - nach berichten der agenturen - um

erfahrene bergsteiger. also keinesfalls touries, die ein riskantes manöver

vorhatten.

bergsteigen ist eine leidenschaft. wer davon gepackt ist, geht immer vom besten aus,

also, daß NICHTS passiert.

risiken sind bei allen sportarten, man kann also unglücke niemals, nirgends, ausschließen.

wieso fährt ein rennfahrer wie der teufel?

auch das ist fahrlässig - irgendwie. oder etwa nicht?

als außenstehender wird man das wohl nie verstehen können.

Re: Was treibt Menschen freiwillig in den (Montblanc)-Tod?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ingo vom 12.07.2012, 19:01:20
...Ich begreife das nicht; aber vielleicht sind unter uns ja Bergsteiger, die es mir erklären können....

Erkären kann man das nicht. Das sollte man mal gemacht haben.
Es gibt Bergwanderer und Bergkletterer.
Bergwandern ist einfach einfach grandios, gigantisch und anstrengend.
Man muss die Berge, die Massive nur einmal gesehen, erlebt haben. Dann rufen die Berge förmlich.
Beispielsweise Piz Kesch (Engadin), Morteratsch, Säntis und das Berner Oberland.

Man muss aber jederzeit wissen was man macht, keinerlei Risiko eingehen, auch keine zu großen Strapazen. Und gute Ausrüstung. Kondition ist selbstverständlich.

Die absolute Ruhe, Luft und nachts Unmengen an Sternen, die Gruppen der anderen Massive... hat was.

Klettern würde ich niemals anfangen, weil das wirklich eine Nummer zu gefährlich ist.
fenna
fenna
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Re: Was treibt Menschen freiwillig in den (Montblanc)-Tod?
geschrieben von fenna
als Antwort auf ingo vom 12.07.2012, 19:01:20
Ich bin kein Bergsteiger, war aber mit einem befreundet. Er hat sich keine Montblancbesteigung leisten können, hätte es aber sehr gerne gemacht. Er sagte das sei wie eine Sucht und wie schwer Süchte zu bekämpfen sind wissen wir ja alle.

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Re: Was treibt Menschen freiwillig in den (Montblanc)-Tod?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich bin einfach entsetzt, wie hier über Bergsteiger, also andere Menschen, geurteilt wird, weil man nichts davon versteht.

Karin2 hat Recht. Was ist mit den anderen Risikosportarten, die ebenfalls immer auch damit rechnen müssen, dass ihr Tun ihr Ende sein kann?
Da wird doch begeistert zugeschaut.

Und was heißt hier "freiwillig"?

Sie sind wohl kaum aufgebrochen in der Hoffnung, dass diese Lawine sie erwischt.

Zur falschen Zeit am falschen Ort, das kann jedem überall passieren.

Auch in einem "normalen" PKW auf einer simplen Landstraße.

Meli

silhouette
silhouette
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Re: Was treibt Menschen freiwillig in den (Montblanc)-Tod?
geschrieben von silhouette
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.07.2012, 20:00:47

Nachts die absulute Ruhe und Unmengen an Sternen, die Gruppen der anderen Massive... hat was.

Klettern würde ich niemals anfangen, weil das wirklich eine Nummer zu gefährlich ist.

Was verstehst du unter Klettern? Ich mach's nochmal komplizierter: Es gibt Wandern, Bergsteigen, Klettern in Fels oder Eis.
Geht man in den Dolomiten die Felswände senkrecht hoch, ist das Klettern. Geht man auf einer der "Normalrouten" auf den Mont Blanc oder sonst einen hohen Alpengipfel, dann ist das Bergsteigen, wobei es dabei reine Eistouren, kombinierte Fels- und Eistouren und wenige reine Felstouren gibt.

Grobes Unterscheidungsmerkmal außerdem: zum Bergsteigen und Klettern geht Otto-Normalverbraucher am Seil.

Ich gebe zu, die Abgrenzung ist in der Theorie schwer zu erklären. Aber du hast recht, wenn du schreibst: man muss es gemacht haben.

Gefährlich? Es gibt objektive und subjektive Gefahren. Also die momentanen oder permanenten Verhältnisse vor Ort einerseits und das eigene Können, vor allem die richtige Selbsteinschätzung des eigenen Könnens, Ausrüstung, Vorbereitung usw. andererseits.

Solche Unglücke wie jetzt lassen sich nie ausschließen. Dabei kommen meistens objektive und subjektive Gefahren als Ursachen zusammen. Ein Fehler (Können!), ein unbekannter Untergrund (Vorbereitung!!), ein gegenüber den "Normalverhältnissen" veränderter Untergrund (objektive Gefahr) haben andere Folgen als bei einer Radtour. Und trotz der Unglücke mit Bussen, wo dann viel mehr Tote zu beklagen sind, wird ja auch weiter Bus gefahren. Oder etwa nicht?

Wer einmal oder häufiger bei Nacht mit der Taschenlampe von der Hütte weg Richtung Gletscher aufgestiegen ist, das Klappern der diversen metallischen Ausrüstungsteile der vorausgehenden oder nachkommenden anderen Seilschaften im Dunkeln gehört, den Sonnenaufgang gesehen hat, der im ersten Tageslicht mit der goldenen Einfärbung der umstehenden Gipfel in der Reihenfolge ihrer Höhe wie eine Inszenierung eines Films in Zeitlupe abläuft, und wer über 20 Jahre lang, wenn nötig mit einheimischen diplomierten Bergführern, nie im Geringsten in Gefahr war - aber auch nicht bei beliebigen Wetterprognosen losgehen durfte - der mag sich nicht weiter zum Thema auslassen.

Das Mont-Blanc-Gebiet hat mich im Sommer wegen des Andrangs und der ungepflegten Hütten nie angezogen.

Das rein statistisch gefährlichste an meinen regelmäßigen Ausflügen dort hin waren die Autofahrten. Da gab es auch mal kritische Momente. Davon haben sich auch meine Eltern, geübte Bergwanderer ohne jegliche Bergsteigererfahrung, die ich wenige Jahre vor ihrem siebzigsten schön langsam und sachte auf den leichtesten Viertausender der Schweiz mitgenommen habe, überzeugen lassen. Mein Vater hat noch kurz vor seinem Tod davon geschwärmt.

Goethe im ersten Akt des Faust: "Wenn Ihr's nicht fühlt, Ihr werdet's nie erjagen"
hobbyradler
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Re: Was treibt Menschen freiwillig in den (Montblanc)-Tod?
geschrieben von hobbyradler
Im Jahr 2007 nutzte ich bei einer Radltour durch Griechenland die Gelegenheit um im Olymp eine Bergwanderung zu unternehmen. Der Olymp besteht aus mehreren nahe beieinander liegenden Gipfeln. Jeder ist einfach zu besteigen. Die Wirtin der Hütte, aus der ich aufstieg, warnte mich allerdings vor Nebel, Nieselregen und Steinschlag.
Nachdem ich bereits drei Gipfeln erklommen hatte wollte ich noch auf den Hauptgipfel Mytikas. Urplötzlich wurde der Nebel dichter, kein Blick zur Spitze und rutschendes Geröll.

So hart die Entscheidung für mich auch war, ich kehrte um. Erst Stunden danach kam ich mir mutiger vor, als wenn ich gegen jede Vernunft weiter nach einem Aufstieg gesucht hätte. Bei großen Touren die man im Leben vielleicht nur einmal machen kann, stelle ich mir die Entscheidung umzukehren noch viel schwieriger vor.
Ich nehme an, manche guten Bergsteiger die umkehren, glauben eine Niederlage erlitten zu haben.

Ciao
Hobbyradler

Hier auf dem Skala war das Wetter noch einigermaßen erträglich

Karl
Karl
Administrator

Re: Was treibt Menschen freiwillig in den (Montblanc)-Tod?
geschrieben von Karl
als Antwort auf ingo vom 12.07.2012, 19:01:20
@ ingo*,


würden alle so denken, wäre Amerika nie entdeckt worden. Die eigenen Grenzen ausloten kann glücklich machen. Es gehört zum Menschsein auch dazu, sich nicht von jedem Risiko zur Untätigkeit verdammen zu lassen.

Ich bin kein Kletterer, ich bin nicht schwindelfrei, da ich wegen meines Ohrproblems ein Labyrinth verloren habe. Aber ich kann Bergsteiger verstehen.

Karl


P.S.: Im vergangenen Jahr gab es in D wieder mehr als 4000 Verkehrstote.

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