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Aktuelle Themen Wie geht es eigentlich Flüchtlingen, wie fühlen sie sich, was können wir tun?

myrja
myrja
Mitglied

Wie geht es eigentlich Flüchtlingen, wie fühlen sie sich, was können wir tun?
geschrieben von myrja
Es ist erschütternd! Immer mehr Flüchtlinge landen in Italien, größtenteils aus dem vom Bürgerkrieg arg geschüttelten Syrien, allein in den letzten 24 Stunden über 3000 Menschen.
in 24 Std. 3000 Flüchtlinge gelandet in Italien

Was passiert mit diesen Menschen? Es ist für mich unglaublich schwer vorstellbar, wie die Flüchtlinge sich fühlen wenn sie an Land gelangt sind und sicherlich bald bemerken, dass sie keineswegs willkommen sind.

Sicherlich sind sie traumatisiert durch den Krieg und auch die lebensgefährliche Flucht über das Mittelmeer. Sie hofften auf ein ruhigeres Dasein, ohne in ständiger Angst zu leben.

Aber was erwartet sie wirklich? Ein Leben in total überfüllten Lagern, umgeben von Stacheldraht und mit der Ungewissheit wie es weitergeht.

Einige von ihnen dürfen nach Deutschland ausreisen, aber ohne freie Ortswahl. Auch wenn Verwandte hier leben, sind sie oft hunderte Kilometer von ihnen getrennt.

Ich habe mir viele Gedanken gemacht, wie man als Einzelner zumindest ein kleines bischen ihr Schicksal erträglicher machen kann.
Ich konnte eine handvoll Leute gewinnen, die nicht nur Kleiderspenden sammeln, sondern auch Patenschaften übernehmen. Das heißt, es gibt regelmäßige Kontakte, kleine Erkundigungen in die Umgebung ihres momentanen Zuhauses, mal gemeinsam irgendwo einen Kaffee trinken (sie werden eingeladen), kleine Feste in ihren Unterkünften mit ihnen gemeinsam organisieren, Hilfe bei Behördengängen etc.

Im Juni werden wir damit anfangen. Natürlich beziehen wir die zuständigen Sozialarbeiter mit ein. So hoffen wir, den erwachsenen Flüchtlingen und auch den Kindern zeigen zu können, dass sie hier willkommen sind.

Es wäre super, wenn viele ähnliche oder andere kleine Flüchtlings-Projekte auf die Beine stellen würden.

Myrja
Edita
Edita
Mitglied

Re: Wie geht es eigentlich Flüchtlingen, wie fühlen sie sich, was können wir tun?
geschrieben von Edita
als Antwort auf myrja vom 31.05.2014, 18:32:38

Aber was erwartet sie wirklich?
Myrja


Die gleiche Hölle wie zuhause, nur mit anderen Tapeten und mit anderer Ausstattung! Ich denke manchmal, daß, müßten wir wegen Krieg in ein außereuropäisches Land flüchten, wir dort besser behandelt werden würden!

Edita
ehemaligesMitglied33
ehemaligesMitglied33
Mitglied

Re: Wie geht es eigentlich Flüchtlingen, wie fühlen sie sich, was können wir tun?
geschrieben von ehemaligesMitglied33
als Antwort auf myrja vom 31.05.2014, 18:32:38
hallo liebe myrja,

dein beitrag berührt mein herz.
dein thema ist seit langem akut.

helfen können wir nur vor ort, da
ist eine mächtige organisation angesagt.
ich denke an einen von mir verehrten
mann, der von vielen angegriffen wird.
er könnte es meistern und wir könnten
ihm helfen.

schade, ich glaub, ich hab in den wind
gesprochen. die zeit wird es richten.
bin immer wieder entsetzt, wenn ich diese
piefkes und raffkes sehe.

ich gehöre bestimmt nicht dazu.

der zeitgeist muss sich ändern, sonst kracht
es irgendwann gewaltig.

es tut mir leid, ich leide mit, wäre ich mutter
theresa, ich würde mitkämpfen, mithelfen,
soweit es geht, mach ich das schon.

wir werden noch viel erleben grüße

witta

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Re: Wie geht es eigentlich Flüchtlingen, wie fühlen sie sich, was können wir tun?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf myrja vom 31.05.2014, 18:32:38
Ich unterbreche meine Schreibpause, weil das Thema mir am Herzen liegt.
Vor meinem Umzug lebte ich in einer kleineren Stadt, alles war überschaubar und es war leicht, zu agieren. Die Anzahl der Asylbewerber war klein, die Stadtverwaltung auch.

Mit meiner Interessengemeinschaft gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit lag unser Schwerpunkt bei den Asylbewerbern. Was verstehst Du konkret unter Patenschaften?
Wenn ihr je eine Person je einem Asylbewerber zuordnen wollt, halte ich das für ungünstig. Was ist mit denen , die leer ausgehen? Eitelkeiten und Eifersüchteleien gibt es auch unter Flüchtlingen. Finanzielle Unterstützung ist noch ungünstiger. Wenn ihr euch aber als Gruppe einer Gruppe zuwendet, ist das o.k.
Macht euch ein Konzept was ihr genau machen wollt und wie ihr euch abwechselt.
Wir haben z.B. abends das übrig gebliebene Brot bei den Bäckern eingesammelt und in die Unterkünfte gebracht. Darüber hinaus natürlich auch Behördengänge begleitet.

Das setzt aber voraus, sich intensiv mit den gesetzlichen Bestimmungen auseinander zu setzen, sonst hat es keinen Sinn.
Ich empfehle eine gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung (dort sitzen nicht immer nur Feinde, mit der städtischen Betreuungskraft für Asylbewerber, dem Flüchtlingsrat und anderen Initiativen vor Ort. Die anderen Initiativen vor Ort verfügen schon über Erfahrung und ihr verhindert ein Konkurrenzdenken, welches es bei der "guten Tat" häufiger gibt, als man glauben möchte. Baut einen guten und offenen Kontakt zur lokalen Presse auf.

Wichtig ist auch besonders die theoretische Arbeit. Ich habe jeweils einmal im Jahr öffentliche Veranstaltungen durchgeführt. Je nachdem, wie das Thema war, habe ich Vertreter der Stadtverwaltung (Kämmerer oder Bürgermeister), Vertreter der Kirche, des Ausländeramtes, des Arbeitsamtes und Landespolitiker eingeladen.
Ich habe es der Presse zu verdanken, dass bei meinen Veranstaltungen der Saal gefüllt war. Die Menschen in deiner Stadt müssen mitkriegen, was Sache ist. Öffentlichkeitsarbeit ist also enorm wichtig. Aber wie gesagt, wenn das was bringen soll, müsst ihr alles wissen über Rechtsgrundlagen.

Ganz wichtig: Sozialromantik ist fehl am Platze.Ihr müßt Durchsetzungsvermögen besitzen. Und vergesst die Menschenwürde nicht. Asylbewerber sind keine Kleinkinder, drängt euch nicht auf. Ich habe bei meinen Kontakten nie Fragen nach dem persönlichen Schicksal gestellt. Über das mussten sie, bis zur Ankunft in meiner Stadt, schon so und so oft berichten. Bei praktischen Hilfestellungen z.B. Fahrräder reparieren, immer sehen, ob es nicht bereits organisiert ist in einer Unterkunft. Nicht blind loslegen.
myrja
myrja
Mitglied

Re: Wie geht es eigentlich Flüchtlingen, wie fühlen sie sich, was können wir tun?
geschrieben von myrja
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.05.2014, 19:35:29
Hallo Pagena,

was Du alles aufführst, was man beachten soll, ist mir bekannt.

Ich lebe in Bremen und leite für das DRK einen Bewohnertreffpunkt im Stadtteil. Seit vielen Jahren bin ich im sozialen Bereich hier tätig und habe reichlich Erfahrungen, auch mit Flüchtlingen, sammeln können. Selbstverständlich habe ich auch einige "Offizielle" mit ins Boot geholt.

Unter unseren Patenschaften verstehe ich nicht Einzelperson für Einzelperson, sondern unsere Gruppe für ein kleines Flüchtlingsheim, das vor Kurzem hier eingerichtet wurde. Wir wollen auch nicht "Große Politik" machen. Dafür gibt es die Flüchtlingsorganisationen. Wir wollen den Menschen helfen und mit kleinen Schritten Menschlichkeit zeigen und zudem unsere schöne Stadt näherbringen.

Was Du schreibst mit Veranstaltungen usw. ist uns eine Nummer zu groß. Dafür fehlt uns die Zeit, da wir alle noch andere Verpflichtungen haben.

Myrja
myrja
myrja
Mitglied

Re: Wie geht es eigentlich Flüchtlingen, wie fühlen sie sich, was können wir tun?
geschrieben von myrja
als Antwort auf Edita vom 31.05.2014, 18:46:18
Liebe Edita,

es ist die Hölle in ihrem Inneren, in ihrer Seele.

Und Du hast recht, wir würden mit Sicherheit in ihren Ländern, wenn Frieden herrscht, wesentlich offener und freundlicher aufgenommen werden.

Myrja

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Re: Wie geht es eigentlich Flüchtlingen, wie fühlen sie sich, was können wir tun?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.05.2014, 19:35:29
Danke, Pagena ,für Deinen Beitrag,klingt doch gleich alles etwas realistischer.
"Natürlich beziehen wir die zuständigen Sozialarbeiter mit ein." klingt wirklich nett,nur ohne diese Kontakte geht es nicht.Pagena hat es gut beschrieben.
Was wissen wir,was die Flüchtlinge erwarten,fühlen u.s. w.
Ich denke,sie sind erst einmal froh,nicht beschossen,verfolgt u.s. w.
werden,dass sie zur Ruhe kommen,..dann können Kontakte aufgebaut werden,aber sicher nicht von einer Handvoll lieber Frauen..sorry,klingt alles sehr blauäugig,Sozialromantik eben...
Gutes tut man...und spricht nicht drüber..
myrja
myrja
Mitglied

Re: Wie geht es eigentlich Flüchtlingen, wie fühlen sie sich, was können wir tun?
geschrieben von myrja
als Antwort auf ehemaligesMitglied33 vom 31.05.2014, 19:33:22

.....
es tut mir leid, ich leide mit, wäre ich mutter
theresa, ich würde mitkämpfen, mithelfen,
soweit es geht, mach ich das schon.

wir werden noch viel erleben grüße

witta
geschrieben von witta


Hallo Witta,

wenn jeder das tun würde, was er kann, wäre schon Manches vielleicht nicht mehr ganz so schlimm.
Schön, dass Du Dein Mögliches tust!

Myrja
margit
margit
Administrator

Re: Wie geht es eigentlich Flüchtlingen, wie fühlen sie sich, was können wir tun?
geschrieben von margit
Liebe Myrja, liebe Pagena,

ich finde den Thread sehr wichtig. Einmal, weil er auf das Schicksal der Flüchtlinge hinweist und zum anderen, weil er zum Engagement aufruft und Möglichkeiten wie Schwierigkeiten anspricht.

Es ist wichtig, an Orten, an denen es Lücken in den Hilfsangeboten gibt oder keine vorhanden sind, ein Netzwerk aufzubauen. Nicht jeder ist aber in der Lage, eine eigene Initiative ins Leben rufen, doch gibt es an vielen Orten bereits amtliche, soziale, kirchliche und private Initiativen, die für Verstärkung dankbar sind. Mit Google ist es leicht, vorhandene Angebote zu finden, bei denen ehrenamtliche Mitarbeiter willkommen sind und sich je nach Zeit, Interessen und Fähigkeiten einbringen können.

Für Freiburg z. B. finden sich mit den Suchbegriffen "Flüchtlinge Ehrenamt" allein auf der Seite der Stadt acht Adressen von Organisationen, die ehrenamtliche Mitarbeiter suchen. Eine Vielzahl weiterer Initiativen, die sich über Leute freuen, die mithelfen wollen, wird bei Google angezeigt.

Vielleicht kann der Thread einige von uns dazu animieren, aktiv zu werden.

Margit
myrja
myrja
Mitglied

Re: Wie geht es eigentlich Flüchtlingen, wie fühlen sie sich, was können wir tun?
geschrieben von myrja
als Antwort auf margit vom 31.05.2014, 20:26:52
Liebe Myrja, liebe Pagena,

ich finde den Thread sehr wichtig. Einmal, weil er auf das Schicksal der Flüchtlinge hinweist und zum anderen, weil er zum Engagement aufruft und Möglichkeiten wie Schwierigkeiten anspricht.
.....
Vielleicht kann der Thread einige von uns dazu animieren, aktiv zu werden.

Margit


Liebe Margit,

genau das war meine Absicht als ich den Thread eröffnete.

Myrja

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