Forum Politik und Gesellschaft Diskussion historischer Ereignisse Angenommen das Attentat vom 20.7.1944 wäre geglückt und Hitler wäre getötet worden ............

Diskussion historischer Ereignisse Angenommen das Attentat vom 20.7.1944 wäre geglückt und Hitler wäre getötet worden ............

carlos1
carlos1
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Re: Angenommen das Attentat vom 20.7.1944 wäre geglückt und Hitler wäre getötet worden ............
geschrieben von carlos1
als Antwort auf miriam vom 23.07.2010, 12:25:09
"Nicht zu vergessen: wenn in Folge des Attentates Hitler getötet gewesen wäre – und dadurch die Geschichte einen anderen Kurs genommen hätte, wären es die Deutschen selber gewesen, die dieser Katastrophe ein Ende bereitet hätten.
Ich unterstreiche dies: angenommen, dass das geglückte Attentat, auch das Ende des Krieges bedeutet hätte." miriam


Hall miriam,
schade, dass bis jetzt niemand darauf geantwortet hat. Der Wille aus eigener Kraft einen Schlussstrich unter das NS-Regime zu setzen, wäre ein Zeichen gewesen. Anfang 1943 erfolgte die Erklärung der Westmächte, dass sie nur eine bedingungslose Kapitulation Deutschlands als Kriegsziel gelten ließen. Sie machten damit deutlich, dass sie für alle Zukunft weiteren Kriegen vorbeugen wollten, dass sie die Deutschen bestrafen wollten. Auch ein erfolgreiches Attentatg hätte nichts mehr daran geändert. Es hätte aber weniger Opfer gegeben, wäre der Krieg vorzeitig beendet worden.

Dein Hinweis auf Giraudoux finde ich interessant. Ich ging natürlich nicht davon aus, dass ein Roman geschrieben wird darüber, was hätte geschehen können, wenn das Attentat gelungen wäre. Genau solche Überlegungen finden sich jedoch häufig in ähnlihcer Form in der historischen Literatur. Im Englischen gibt es dafür das Wort assessment, mit dem eine Schaden-Nutzeneinschätzung im Gefolge einer bestimmten politischen Maßnahme erfolgt. Ein gängiger Topos.

Die Fragen, die sich bei der Diskussion des Widerstand im Hitlerreich ergeben können, lenken auf das hin, was du Verblendung nennst. War das NS-Herrschaftssystem 1944 gefestigt genug, um einen Umsturz bei Hitlers Tod scheitern zu lassen? Eine Streitfrage, die schwer zu beantworten ist, zumal Hitlers Paladine wie Himmler, Göring, Goebbels noch lebten, die Fronten noch (scheinbar) weit entfernt waren und die Ansicht, dass den Feinden nur durch gemeinsames Zusammenstehen begegnet werden könnte weit verbreitet und verständlich war. Die Forderung nach bedingungsloser Kapitulation stärkte das NS-Regime im Innern. Das Ansehen des NS-Regimes hatte jedoch auch auch durch Versprechungen gelitten, die nicht eingehalten werden konnten. Kein feindliches Flugzeug sollte deutschen Boden erreichen können, wurde von Göring hianusposaunt. Er wolle Maier heißen, sollte das eintreten.

Viele Grüße
c

eko
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Re: Angenommen das Attentat vom 20.7.1944 wäre geglückt und Hitler wäre getötet worden ............
geschrieben von eko
als Antwort auf carlos1 vom 28.07.2010, 19:35:43
Hallo carlos und auch hafel:

Eure Ausführungen habe ich mit großem Interesse gelesen. Ich denke aber, die blosse Zusammenfassung der verschiedenen "Widerstandsnester" allein genügt nicht, um das Phänomen Nationalsozialismus richtig zu beleuchten. Als immer deutlicher wurde, dass es sich um ein verbrecherisches Regime handeln könnte, war die Idee dieses Nationalsozialismus bereits schon so in der Bevölkerung verankert, dass Umsturzversuche, so sie denn geglückt wären, nicht von allen Bevölkerungsteilen mitgetragen worden wären. Zu viele Menschen waren bereits zu sehr infiziert. Dazu beigetragen haben vor allen Dingen von den Nazis aufgebaute Sozialeinrichtungen wie etwa das WHW, bekannt als "Winterhilfswerk", das unter dem Slogan "Keiner soll hungern und frieren" Sozialleistungen unter das Volk verbreiteten und dieses in dem Wahn hielten, dass dies alles zu ihrer eigenen Besserstellung beitragen würde.

Von einem solch verführten Volk, das gerade eben dem Elend und dem Hunger des ersten Weltkrieges und der nachfolgenden Inflation entronnen war, zu erwarten, dass es sich gegen seine (scheinbaren) Wohltäter erheben sollte, ist doch ein bisschen viel verlangt.

Dazu kommt, dass die Widerständler, die Ihr alle aufgelistet habt, untereinander keinen Kontakt hatten und zudem völlig unterschiedliche Meinungen darüber vertraten, was nach dem Tod Hitlers kommen sollte. Der Nazi-Machtapparat war zu jener Zeit bereits schon so mächtig und so etabliert, dass dagegen wohl kaum anzukommen gewesen wäre. Man hätte die Idee des Nationalsozialismus wohl kaum ernsthaft infrage gestellt. Möglicherweise wäre es sogar zu einem Bürgerkrieg im Land mitten im Krieg gegen die Alliierten gekommen.

Doch diesem allem hätten die Alliierten sowieso nach Beendigung des Krieges den Garaus gemacht.

Eines ist allerdings unbestritten: Die vielen Millionen von Toten, die es nach dem missglückten Attentat noch gegeben hat, die wären mit Sicherheit noch am Leben geblieben.

e k o
hafel
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Re: Angenommen das Attentat vom 20.7.1944 wäre geglückt und Hitler wäre getötet worden ............
geschrieben von hafel
als Antwort auf eko vom 29.07.2010, 09:21:25
Moin moin, eko!

Natürlich hast Du da vollkommen Recht, dass die Zusammenfassung der einzelnen Widerstandsgruppen gegen Hitler, das "Phänomen Nationalsozialismus" nicht abarbeitet. Carlos und ich (wenn ich hier mal für Carlos sprechen darf) haben sich hier an das vorgegebene Thema gehalten. Wir konnten jedoch darlegen, dass es 1) viele Widerstandsgruppen (auch außerhalb des 20ten Juli 1944) aus allen möglichen Bereichen gab und 2), dass diese Gruppen weitgehend unterschiedliche Ziele hatten. Wichtig ist dabei die Erkenntnis 3), dass es eben in Deutschland nicht NUR Nazis gab, sondern auch mutige und beherzte Menschen, die gegen das Nazi-Unrecht aufgestanden sind.

Eine vertiefende Diskussion, "wie kam es dazu ?", "wer unterstützte Hitler ?" oder "wie war die Wirtschafts- und Sozialpolitik der Nazis ?" sind Fragen die weitgehend außerhalb des vorgegebenen Themas stehen. Sie können auch nur einigermaßen befriedigend beantwortet werden, wenn Bezug auf die Weimarer Republik genommen wird.

Der Nazifaschismus war in seiner Art einzigartig, Der italienische Faschismus z.B. kannte weder Rassenlehre noch Antisemitismus. Insofern ist der deutsche Nationalsozialismus eine Sonderform des Faschismus.

Hafel

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eko
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Re: Angenommen das Attentat vom 20.7.1944 wäre geglückt und Hitler wäre getötet worden ............
geschrieben von eko
als Antwort auf hafel vom 29.07.2010, 13:04:03
Zitat hafel:

" Wichtig ist dabei die Erkenntnis 3), dass es eben in Deutschland nicht NUR Nazis gab, sondern auch mutige und beherzte Menschen, die gegen das Nazi-Unrecht aufgestanden sind."


Daran, hafel, dass es das gegeben hat, habe ich nie gezweifelt ! Sie waren aber leider allesamt zum Sc heitern verurteilt, weil es die heutigen Mittel der Kontakte untereinander damals noch gar nicht gab.

Und wie ich schon schrieb, die einzelnen Widerstandsgruppen hatten z.T. völlig unterschiedliche Vorstellungen über das "danach". Im Grunde lief es darauf hinaus, dass die Siegermächte schlussendlich zeigten, wo es langzugehen hat. Und selbst die waren sich nicht einig. Der "Morgenthau-Plan", wenn ich das richtig interpretiere, sah sogar vor, aus Deutschland ein reines Agrarland zu machen. Da hatten die Amis allerdings viel dagegen, weil sie wussten, dass Deutschland ein interessanter Handelspartner war. Und die Sowjets hatten ja völlig andere Vorstellungen.

Dennoch bleibt die Erkenntnis, dass der Blutzoll, den das deutsche Volk noch zu tragen hatte, sicher nicht so entsetzlich ausgefallen wäre.

e k o
hafel
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Re: Angenommen das Attentat vom 20.7.1944 wäre geglückt und Hitler wäre getötet worden ............
geschrieben von hafel
als Antwort auf eko vom 29.07.2010, 19:55:33
@ eko:

1944 wurden verschiedene Möglichkeiten verhandelt, wie man das besiegte Deutsche Reich zerschlagen sollte. Am 02. September legte der amerikanische Finanzminister Morgenthau seinem Präsidenten ein "Programm, um Deutschland an der Entfesselung eines 3. Weltkrieges zu hindern" vor, den so genannten Morgenthauplan. Dieser Plan sah die Zerstörung der deutschen Industriemacht und die Rückführung eines in zwei selbständige Staaten geteilten, im Ruhrgebiet internationalisierten Deutschlands in einen Agrarstaat vor.

Bereits auf der Konferenz von Teheran (28.-11. bis 02. 12. 1943) gaben die westlichen Alliierten Stalins Forderung nach einer Verschiebung der polnischen Ost- und Westgrenze nach und erzielten im Prinzip Einigkeit darüber, dass das künftige Deutschland in mehrere souveräne Kleinstaaten zu teilen sei, um eine dauerhafte Schwächung Deutschlands zu erreichen.

Zum Glück ist alles anders gekommen

Hafel
schorsch
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Re: Angenommen das Attentat vom 20.7.1944 wäre geglückt und Hitler wäre getötet worden ............
geschrieben von schorsch
als Antwort auf hafel vom 29.07.2010, 20:15:52
@: "....Bereits auf der Konferenz von Teheran (28.-11. bis 02. 12. 1943) gaben die westlichen Alliierten Stalins Forderung nach einer Verschiebung der polnischen Ost- und Westgrenze nach und erzielten im Prinzip Einigkeit darüber, dass das künftige Deutschland in mehrere souveräne Kleinstaaten zu teilen sei, um eine dauerhafte Schwächung Deutschlands zu erreichen.

Zum Glück ist alles anders gekommen

Hafel...."

Ich denke, auch die Unterteilung in ein "kapitalistisches und kommunistisches Deutschland" war schon schlimm genug. Wenn ich einige Aussagen hier richtig beurteilen kann, (wieder-)käuen viele Deutsche heute noch daran.

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hafel
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Re: Angenommen das Attentat vom 20.7.1944 wäre geglückt und Hitler wäre getötet worden ............
geschrieben von hafel
als Antwort auf schorsch vom 30.07.2010, 09:34:03
Schorsch: wir weichen jetzt immer mehr vom eigentlichen Thema "Widerstand gegen Hitler" ab.

Die endgültige Teilung Deutschlands wurde im Sommer 1945 auf der Potsdamer Konferenz beschlossen. Anwesend waren da Pr. Truman USA, Marsch. Stalin SU, Pm Churchill GB und Allee Frankr., als Beobachter. Im Potsdamer Abkommen einigten sich die Regierungschefs über die Teilung und die Gründung eines Alliierten Kontrollrates. So wurde das deutsche Reichsgebiet bekannter Weise (in den Grenzen von 1937, aber ohne die Gebiete östlich der Oder und Neiße) in vier Besatzungszonen aufgeteilt.

Sehr schnell nach dem Kompromiss von Potsdam stellte sich heraus, dass die Alliierten gleiche Ziele, aber sehr unterschiedliche Vorstellungen über die Zukunft der deutschen Gesellschaft und der Organisation des Staatswesens hatten. Die SU förderte dabei in ihrer Zone den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaftsordnung. Die USA dagegen strebte eine liberal – privat – kapitalistische Ordnung an. Großbritannien, welches zu dieser Zeit von der sozialistischen Labour Party regiert wurde, wollte zeitweise eine Sozialisierung der deutschen Großindustrie nach englischem Vorbild erreichen. Die in Potsdam noch nicht voll vertretene Siegermacht Frankreich, wehrte in den alliierten Gremien zunächst alle Versuche ab, die deutsche Einheit zu wahren, um so ein Erstarken des "Erzfeindes" zu verhindern.
Es gab also in Potsdamm sehr unterschiedliche Vorstellungen!
Bis 1948 wurden die Gegensätze in der Besatzungspolitik zwischen den drei westlichen Mächten schrittweise ausgeräumt. Der Konflikt mit der Sowjetunion weitete sich dagegen zum "Kalten Krieg" aus.

Hafel
rollystone
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Re: Angenommen das Attentat vom 20.7.1944 wäre geglückt und Hitler wäre getötet worden ............
geschrieben von rollystone
als Antwort auf hafel vom 25.07.2010, 12:09:51
Ist es denn so sicher, dass das Attentat mißglückte? In den USA tauchen immer mehr Verschwörungstheorien auf, das Hitler bei dem Attentat ums Leben kam. Es gibt unzählige "Beweise": Bei dem kurz nach dem Attentat gezeigten Wochenschaufilm (Hitler begrüßt Mussolini) sieht man, dass Hitler von der Körperstatur einen Kopf größer als der italienische "Führer" ist! Seltsam oder? Hitler war in Wirklichkeit viel kleiner! Bei der anschließenden Radiorede fanden Forscher heraus, die Worte des "Führers" wurden zusammengefügt, er konnte nicht mehr sprechen, da tot! Bei den wenigen Filmen, die danach erschienen, erscheint ein völlig anderer Hitler. Seine engsten "Freunde" Keitel, Göring und Jodel sagten im Nürnberger Prozess aus:"Hitler starb nicht in Berlin!" Ein US Aufseher gab viele Jahrzehnte kund, ein hochrangiger Nazi habe ihm erzählt, Hitlers "Doubel" hätte seine Aufgabe >meisterlich< gelöst, bis zum bitteren Ende. Selbst Eva Braun und die nahestehenden bemerkten den Unterschied nicht, kein Wunder denn:"Johann Jakob Fiedler hatte nicht nur einen ähnlichen Namen, nein er glich dem "Gröfaz" bis auf's Haar. Warum ließ Hitler seinen SS-Schergen und Schwager der Eva Braun so plötzlich hinrichten? Hatte er das Schurkenspiel durchschaut? Warum mußte Stauffenberg und andere am selben Tag (20.Juli 44) so schnell sterben? Waren es Augenzeugen? Tja Leute, ich überlasse es jedem einzelnen darüber nachzudenken. In den USA jedenfalls glaubt kaum einer an den Selbstmord des "Führers"!
schorsch
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Re: Angenommen das Attentat vom 20.7.1944 wäre geglückt und Hitler wäre getötet worden ............
geschrieben von schorsch
als Antwort auf rollystone vom 06.08.2010, 22:26:33
Hitler ist überhaupt nicht gestorben; er spielt seit Jahren in den Anden mit Elvis Presley Skat!!!
rollystone
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Re: Angenommen das Attentat vom 20.7.1944 wäre geglückt und Hitler wäre getötet worden ............
geschrieben von rollystone
als Antwort auf schorsch vom 07.08.2010, 11:55:26
dann müßte er uralt sein und Elvis haßte "Marschmusik"!

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