Eigene Gedichte P A R O D I E N

miriam
miriam
Mitglied

Re: Lynkeus der Türmer (von Johann Wolfgang von Goethe)
geschrieben von miriam
als Antwort auf na-und vom 18.05.2012, 11:06:29
Ganz toll Roland, deine Zeilen fassen so gekonnt den jetzigen Zustand des Forums zusammen - dass diese Parodie eigentlich auch bei den "Diskussionen" stehen sollte.

Es könnte ja ein sehr positiver Denkantstoß werden, für einige die ihr Schreiben überdenken sollten.

Danke dir


Miriam
Emmalotta
Emmalotta
Mitglied

Re: Lynkeus der Türmer (von Johann Wolfgang von Goethe)
geschrieben von Emmalotta
als Antwort auf miriam vom 18.05.2012, 11:26:57
Osterspaziergang [/b](Johann Wolfgang von Goethe) - Gartenspaziergang[b] (Emmalotta)

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in raue Berge zurück.
Von dorther sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur;

Aber die Sonne duldet kein Weißes:
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlt's im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurückzusehen.
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.

-------------

Sich nur, sich! wie behänd sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluss, in Breit' und Länge,
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und bis zum Sinken überladen
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein.
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!

Vom Unkraut befreit sind alle Beete.
Unter des Gärtners strengem, entschlossenen Blick
Grünet im Garten Hoffnungsglück;
Der mutige Einsatz vieler Geräte
Drängte selbst wuchernden Giersch zurück.
Im Boden trauen sich, mickrig nur,
Vereinzelte Reste krautiger Blätter
Ersterbend aus der gepflegten Flur.

Aber das Unkraut liebt Sommerwetter,
Überall regt es sich bald darauf wieder –
Hier im Gemüse, dort unterm Flieder.
An Blumen fehlt es nicht im Revier,
Doch schauen sie bald kaum noch herfür!
Knie dich, Gärtner, rasch auf die Erde,
Auf dass daraus kein Urwald werde.
Aus dem Boden, armer Tor,
Dringt ein grünes Gewimmel hervor!

Sieh nur, sieh! Wie behänd jede Menge
Von Winden schon zartes Gemüse umschlingt,
Wie der Giersch in Breit und Länge
All deine schönen Stauden durchdringt.
Und wieder musst du niederknien,
So sehr der Rücken dich auch plagt,
Musst Unkraut aus der Erde ziehen –
Es rächt sich, wenn man das vertagt!
Denn nur den Gärtner, der sich mühte,
Belohnt am Ende reiche Blüte.
Stolz stellt im Garten sich dann ein:
Da bist du Chef, da darfst du’s sein!



PS. Falls das schon mal jemand in einer deutschen Wochenzeitung gelesen hat - es ist trotzdem von mir ...
pippa
pippa
Mitglied

Re: Lynkeus der Türmer (von Johann Wolfgang von Goethe)
geschrieben von pippa
als Antwort auf Emmalotta vom 05.12.2012, 16:50:53
Gestern hörte ich im Radio von Arnims Gedicht und es animierte mich, auch mal so eine Parodie zu wagen. Ich bitte um Nachsicht, denn dies ist mein erster Versuch.

Mir ist zu licht zum Schlafen......

Mir ist zu licht zum Schlafen,
Der Tag bricht in die Nacht,
Die Seele ruht im Hafen,
Ich bin so froh erwacht.

Ich hauchte meine Seele
Im ersten Kusse aus,
Was ist's, dass ich mich quäle
Ob sie auch fand ein Haus.

Sie hat es wohl gefunden
Auf ihren Lippen schön,
O welche sel'gen Stunden,
wie ist mir so geschehn!

Was soll ich nun noch sehen?
Ach, alles ist in ihr.
Was fühlen, was erflehen?
Es ward ja alles mir.

Ich habe was zu sinnen,
Ich hab', was mich beglückt:
In allen meinen Sinnen
Bin ich von ihr entzückt.

Achim von Arnim

_._._._._._._._._._._._._._._._._._._._.

Mir fällt so schwer, das Schreiben

Mir fällt so schwer, das Schreiben,
bei Tag, auch in der Nacht,
ich will doch gar nicht leiden,
will tun, was Freude macht.

Und doch versuch ich's immer,
und wieder Stund' um Stund',
ich sitze hier im Zimmer,
schreib' mir die Finger wund.

Manchmal ist's mir gelungen,
zu schreiben einen Reim,
dann habe ich gesungen,
und konnte fröhlich sein.

Was kann mir schon passieren,
ich brauch' ja keinen Ruhm,
will nur mich amüsieren,
und mir was Gutes tun.

Mein Hirn hat was zu denken,
die Zellen wachsen auch,
ich muss mich nicht verrenken,
und gut fühlt sich mein Bauch.

Pippa

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justus39
justus39
Mitglied

Faustmonolog (von Johann Wolfgang von Goethe)
geschrieben von justus39
Faust Monolog

Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh' ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!
Heiße Magister, heiße Doktor gar,
Und ziehe schon an die zehen Jahr'
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum -
Und sehe, daß wir nichts wissen können!
Das will mir schier das Herz verbrennen.
Zwar bin ich gescheiter als alle die Laffen,
Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;
Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,
Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel -
Dafür ist mir auch alle Freud' entrissen,
Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen,
Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren,
Die Menschen zu bessern und zu bekehren.
Auch hab' ich weder Gut noch Geld,
Noch Ehr' und Herrlichkeit der Welt;
Es möchte kein Hund so länger leben!
Drum hab' ich mich der Magie ergeben,
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund;
Daß ich nicht mehr mit sauerm Schweiß
Zu sagen brauche, was ich nicht weiß;
Daß ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält,
Schau' alle Wirkenskraft und Samen,
Und tu' nicht mehr in Worten kramen.

Johann Wolfgang von Goethe


Des Ossis - Elegie

Habe, wie es sich gebührt,
Marx und Engels brav studiert,
lernte Sinuskurven und Parabeln,
gar viele russische Vokabeln,
Mathematik, Physik, Chemie
und sozialistische Ökonomie.
Da steh ich nun ich armer Tor
und komm mir sehr besch..eiden vor.
Da glaubte ich, ich wäre wer,
bin Techniker, bin Ingenieur
dekoriert als Aktivist,
bin Komödiant und Humorist,
doch das wenige, was ich geschafft,
ward über Nacht dahingerafft.
Zwar leb ich besser als geplant
und hatte nicht einmal geahnt,
dass ich hier auf diese Erde
noch mal so gut versorgt sein werde.
Nur frag ich mich, jetzt schon betagt,
warum hab ich mich so geplagt?
Fast alles, was jetzt meine ist
wuchs doch nicht auf meinem Mist,
Was ich auch schuf ist nichts mehr wert
und was ich bin, wird nicht begehrt.
Es möchte kein Hund so länger leben,
fast will ich mich dem Trunk ergeben.
Ob mir nicht des Weines Geist
meinen Selbstwert neu beweist.
Doch Weingeist ist Mephisto gleich
sein Pakt führt nicht ins Himmelreich.
Darum habe ich mir geschworen,
ich schreib im Forum der Senioren.
justus39
justus39
Mitglied

Der volle Sack (Wilhelm Busch)
geschrieben von justus39
Der volle Sack

Ein voller Sack - den Bauer Bolte,
Der ihn zur Mühle tragen wollte,
Um auszuruhn mal hingestellt
Dicht an ein reifes Ährenfeld, -
Legt sich in würdevolle Falten
Und fängt ′ne Rede an zu halten.
Ich, sprach er, bin der volle Sack.
Ihr Ähren seid nur dünnes Pack.
Ich bin′s, der Euch auf dieser Welt
In Einigkeit zusammenhält.
Ich bins, der hoch vonnöten ist,
Dass Euch das Federvieh nicht frisst,
Ich, dessen hohe Fassungskraft
Euch schließlich in die Mühle schafft.
Verneigt Euch tief, denn ich bin Der!
Was wäret ihr, wenn ich nicht wär?

Sanft rauschen die Ähren:
Du wärst ein leerer Schlauch, wenn wir nicht wären.

Der alte Sack

Ein alter Sack, geziert mit Orden,
der durch Wucher reich geworden
lebt luxuriös und ganz ungeniert
von Zinsen, die er einkassiert
Ich sprach er, bin es, der das Geld
der Banken fest zusammenhält,
ich hortete dort meine Scheine
damit des Volkes arme Schweine
Kredite können konsumieren
um ihr Leben so zu finanzieren
wo nähmen die das Geld wohl her
wenn ich als Finanzier nicht wär.

Das Volk sprach, ganz ohne zu fluchen:
Du lebst doch nur von unsern Bürden
und könntest Zinsen nicht verbuchen
wenn wir sie nicht bezahlen würden.

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