Eigene Geschichten Der Schnauzer

schorsch
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Der Schnauzer
geschrieben von schorsch
Unser Zwergschnauzer

Als unser Langhaardaggeli mit zehn Jahren von einer Sekunde zur anderen die Dackellähmung bekam und wir es einschläfern lassen mussten, war unsere Trauer so gross, dass wir einhellig sagten: „Nie wieder einen Hund!“ Aber meine Frau war in der folgenden Woche so deprimiert, dass wir am Kiosk die „Tierwelt“ kauften und die Kleinanzeigen nach einem Hundeli durchforsteten. Und wir wurden fündig: Eine Familie offerierte Zwergschnauzerli im Alter von acht Wochen. Wir fuhren hin – und staunten nicht schlecht: Da kugelten und purzelten in der Stube gleich die Würfe von zwei Hündinnen geworfen übereinander! Eines der Hundebabys aber lag unter dem Heizkörper, ein farbiges Schnürchen um den Hals - und schlief. Als ich fragte, ob das Hundeli krank sei, sagte man uns, nein, dieses sei von jemandem bereits auserkoren und habe das im Gefühl. Darum tolle es nicht mehr mit den anderen herum.
Nun galt es also, auch eines der etwa 10 Hündchen auszulesen. Ich setzte mich auf den Boden und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Zuerst fielen alle Jungen „über mich her“ und beschnupperten und beleckten mich ausgiebig. Dann liefen sie wieder davon – bis auf eines. Dieses legte sich mir zwischen die Schenkel und schaute mir treuherzig in die Augen. Die Wahl hatten also nicht wir, sondern unser zukünftiger Begleiter getroffen!
Es war im Dezember. Als wir das erste Mal so gegen Abend mit dem Hundchen dem Bach entlang spazierten, kam von hinten – auf dem mit einem Fahrverbot belegten Weg! – ein Amerikanerwagen herangebraust. Wir erschraken. Aber nicht nur wir, sondern auch der kleine Vierbeiner. Er sauste vor dem Auto davon – und war nicht mehr gesehen! Es begann schon einzunachten. Ich sagte zu meiner Frau, sie solle weiter auf dieser Seite dem Bach entlang gehen und suchen. Ich aber lief zurück zu einem Steg, der über den Bach führte. Dort ging ich auf der Wiese und suchte mit einer Taschenlampe die beiden Ufer ab. Und plötzlich leuchteten auf der anderen Seite zwei kleine Lichtlein zurück. Ich zog Schuhe und Socken aus und watete durch das etwa zwanzig Zentimeter hohe Wasser. Es schien mir, dass sich unter meinen Füssen eisige „Stogeli“ bilden würden. Als ich auf der anderen Seite angekommen war, gewahrte ich, dass sich das Hundchen auf dürren Brennnesseln eingekugelt hatte. Ich nahm es auf den Arm – und stieg über diese dürren Brennnesseln das Bachbord hoch.
Das war so quasi der Einstand unseres neuen Mitbewohners. Es kamen noch viele lustige und weniger lustige Begebenheiten mit ihm. Aber keines hat sich so in mein Hirn – oder besser gesagt in die Fusssohlen – eingebrannt, wie das Abenteuer am Bach.

Lilith
Lilith
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Re: Der Schnauzer
geschrieben von Lilith
als Antwort auf schorsch vom 20.12.2010, 10:18:19
Was für eine hübsche kleine Geschichte!

Früher hatte ich auch mal einen Hund - einen Rauhaardackel - aber nun in meiner Dachwohnung geht das leider nicht mehr.....
liwo63
liwo63
Mitglied

Re: Der Schnauzer
geschrieben von liwo63
als Antwort auf schorsch vom 20.12.2010, 10:18:19
Danke für diese nette Geschichte....
Grüße von LILO

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