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Geisteswissenschaft / Philosophie Die Frage nach der Kontrolle über unser Denken

carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Die Frage nach der Kontrolle über unser Denken
geschrieben von carlos1
als Antwort auf miriam vom 29.03.2010, 13:55:00
"Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewinnen."

Ein großer Teil der Problematik ist ja schon kurz und twitterhaft darin ausgedrückt.
Natürlich ist dann das Buch (240 Seiten) alles andere als eine kurze Verkündung dessen was den Autor bewegt.

Laut Schirrmacher zeichnet sich unser Zeitalter auch dadurch aus, dass viele von uns das tun, was sie gar nicht tun wollen.“ miriam


Eine kleine persönliche Bemerkung am Rande: da ich ja die Tage über das Twittern geschrieben habe, fällt mir nun auf, dass auch der komplette Titel des Buches von Schirrmacher, sich fast wie ein Twitter-Text liest:..." miriam


Nur im Informationszeitalter konnte es jemand einfallen so zu tun, als gäbe es erst heute ein Informationszeitalter. Informationen gibt es seit der Zeit, da Menschen sprechen können. Schreiben lernten sie später auch und mit der Schrift veränderte sich die menschliche Denkweise auch. So viel zu der, wie miriam andeuten möchte, sehr subjektiven Erfahrungswelt von Herrn Schirrmacher.


Es handelt sich hier um einen alten Hut in der Geschichte der Philosophie, das Thema der Willensfreiheit. Hat der Mensch einen freien Willen oder nicht? Denkt unser ICH oder wird unser ICH von anderen Instanzen gelenkt. Die moderne Hirnforschung hat bisher kein ICH entdecken können. Arno bemüht die schon in früheren Beiträgen im ST erwähnten Experimente von Libet. Allerdings beziehen sich dessen Experimente – so weit ich mich entsinnen kann - auf Versuche mit einem Reiz-Reaktionsschema und nicht auf ethische Entscheidungsprozesse und Denkprozesse in unserem Hirn. Dazu sollte man lesen, was Libet selbst darüber gesagt hat. Manche übereilten Interpretationen könnten dadurch relativiert werden, so erstaunlich die Messreihen auch sein mögen.


Ich bin ganz sicher, dass Herr Schirrmacher in einer ihm zu gönnenden späteren Ruhestandsphase weniger das Handy nutzen wird, weniger emails empfangen wird. Als Googler und wikipedler wird er sich nicht mehr so sehr betätigen wie jetzt, sondern wird sich mit ernsthaften Themen intensiv beschäftigen und den PC nutzen, um sich von stumpfsinnigen Tätigkeiten zu entlasten. Wozu sind Algorithmen denn da? Dann wird er vielleicht ein neues Buch schreiben: „Abkehr vom Playback, wie ich lernte kreativ zu sein.“ Die Zeitungswelt wird erregt flattern und uns völlig neue Erkenntnisse im Seelenleben des Herrn Schirrmacher offenbaren. Twitter wird nach Herzenslust zwitschern. Die Anregung dazu wird er bei den großen Dichtern, Denkern und Wissenschaftlern finden. Aber vorher werden wir im ST üben über das Stöckchen zu hüpfen, dass miriam bei Schirrmacher gefunden hat und uns hinhält.

Eins und zwei und hopp …eins und zwei und hopp … ………. hopp ---etc.
c


Anmerkung: Das Thema Willensfreiheit nehme ich sehr ernst und ebenso die Hirnforschung. Die persönlichen Erfahrungen des Herrn Schirrmacher muss ich nicht so ernst nehmen.

miriam
miriam
Mitglied

Re: Die Frage nach der Kontrolle über unser Denken
geschrieben von miriam
Ohjeee - war einige Stunden nicht mit der großen weiten Welt des Internets verbunden - und schon wurden hier einige interessante Gedanken geäußert, auf die ich versuchen möchte einzugehen, auch wenn Einiges nur Kolaterlatgedanken zum eigentliche Thema sind.

Denn eigentlich geht es hier um die Art wie die neuen Möglichkeiten der Kommunikation via Internet, unser Denken beeinflussen – ich würde hier hinzufügen: trotz unseres freien Willens.

Da aber in fast allen Beiträgen das große und viel diskutierte Problem des freien Willens angesprochen wird, werde ich hier versuchen, so zu sagen als Nebengedanke zum Thema, einige Worte zum freien Willen bzw. zum Determinismus zu formulieren.

Zwischen den beiden Auffassung besteht bekanntlich eine kontroverse und endlose Debatte – wobei mir persönlich die Argumentation des Neurobiologen Manfred Spitzer einleuchtet.
M.E. setzt er in die Kontroverse den richtigen Akzent, indem er darauf hinweist, dass abstrakte Phänomene zu denen ja auch der freie Wille gehört, schwer zu erfassen sind.
Der Vergleich den er dabei macht, leuchtet mir völlig ein:

Zitat Manfred Spitzer:


"Wenn die Forscher von Neuronen ableiten und Scans machen, würden sie immer nur Zacken oder Zahlen oder bunte Bilder bekommen, je nachdem wie Sie die Daten aufbereiten.[...] Sie kriegen aber immer nur die Daten - sie kriegen nie die Schmerzen, weil sie naturwissenschaftlich vorgehen. Aber dann zu sagen, es gibt die Schmerzen nicht oder es gibt den blauen Himmel nicht, nur weil das nicht zu sehen ist, wenn man ins Gehirn schaut, das ist Unfug. Und genauso ist es Unsinn, zu sagen, es gibt den freien Willen nicht, nur weil man ihn nicht findet, wenn man da mit Elektroden rumstochert".

Ende des Zitats.

Hier fängt mit anderen Worten der große Irrtum an, also in der Vorstellung, dass Gehirnvorgänge immer auch bildhaft oder durch Messungen anderer Art darzustellen wären. Dafür sind sie doch viel zu komplex und lassen sich nicht auf Gehirnströme oder andere messbaren, erfassbaren Vorgänge des Gehirns reduzieren.

Adam - du schreibs: "Sein Grundmuster setzt der Mensch am Computer sicher fort."

Doch auch dieses Grundmuster wird vom Computer mitbeeinflusst - bzw. von den Anwendungsmöglichkeiten die unsere Kommunikation stark geprägt haben.

Das Grundmuster ist auch nicht ein Wert der unveränderbar determiniert ist.

Miriam - sagt gute Nacht
nasti
nasti
Mitglied

Re: Die Frage nach der Kontrolle über unser Denken
geschrieben von nasti
als Antwort auf carlos1 vom 29.03.2010, 22:47:46
Wolfgang Tress
Rudolf Heinz

Willensfreiheit zwischen Philosophie, Psychoanalyse und Neurobiologie


Ob es den freien Willen des Menschen gibt, ist nach wie vor eine heiß umstrittene Frage.

Die Frage der Willensfreiheit hat eine leidenschaftliche Debatte in der Öffentlichkeit entfacht, seitdem Hirnforscher behaupten: »Wir tun nicht, was wir wollen, sondern wir wollen, was wir tun.« Der freie Wille ist zwar nirgendwo in unserem Nervensystem zu orten, doch können wir uns unsere menschliche Existenz schwerlich ohne ihn denken und müssen ihn in unserem Handeln sogar voraussetzen. In der Auseinandersetzung von Philosophie, Psychoanalyse und Neurobiologie geht es um das Zentrum unseres abendländischen Selbstverständnisses.

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Mein Unterbewusstsein wahrscheinlich raubt meine freie Wille, ich ertappe mich wie ich etwas tue was ich nicht ahne. Mit PC. Vor 11 Jahren erklärte kurz mein Sohn wie das mit Google eigentlich funktioniert.
Das Wort und ein plus + dazu. Das warst. Ich könnte mich damals nur in PC einwählen, mehr nicht. Gerade bekam ich eine Einladung zum ein malerisches Wettbewerb mit Thema Metall. Binnen eine Sekunde war mir klar — ich muss aus Google etwas rausholen. Ich klickte Metall + Bibel. Sofort erschien
ein Artikel über erste archaischen Metall Flugzeug –erwähnt in Bibel und damit verbundene fantastische Geschichte über die geheimnisvolle Gerät -Manna Maschine , welcher ernährte die Juden wie Sie pilgerten 40 Jahre lang durch die Wüsste zum Sinai .Ich hatte das Thema!!! Ich malte eine Bild
-Die Manna Maschine—und ich gewann ein Preiß damit. Mein Sohn war verblüfft , und fragte wie ich dazu gekommen bin, wen ich das PC Technik überhaupt nicht verstehe.
Keine Ahnung —sagte ich. Und fügte ich zu:
Ich MUSS meine Kenntnissen in dreidimensionale verwandeln. Also. In mir funktioniert etwas was ich nicht kenne. Wenn ich schreibe, möchte ich am bestens ein Buch schreiben—verwandeln auf dreidimensionale - leider ist mir diese Schreibfähigkeit nicht gegeben. Aber mit Papier und Farbe kann ich etwas dreidimensionales erschaffen, ausstellen und manchmal auch verkaufen.
Frage mich. Was funktioniert in mir das ich so praktisch denke, obwohl ich lebe in einem fantasie Welt meistens?? Als Kleinkind habe schon gezeichnet, verkaufen - das war mir unbekannt. War das mein Großvater — welcher verkaufte meine Porträts als ich schon 8 Jährige war? Und das war gut?`?? Hat mich gelobt und Bonbon gekauft? Oder etwas anderes steckt dahinter?
Summa Sumarum, tue ich menge Dinge welcher ich nicht verstehe, nur wenn ich darüber lange nachdenke, erschien mir plötzlich eine Situation aus der Kindheit. Ich versuche es bewältigen, geht schwer.
Die Google Maschine benütze ich meistens sehr effektiv in meinem Beruf ganz praktisch. Für die Grammatik habe ich keine Zeit, kann ich nicht dreidimensional umsetzen. *g*

Nasti

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