Geisteswissenschaft / Philosophie Eine andere Perspektive

Bias
Bias
Mitglied

RE: Eine andere Perspektive
geschrieben von Bias
als Antwort auf Der-Waldler vom 15.01.2022, 13:30:56
 
Liebe Mareike,

aber das ganze Gespräch (ja, ich hab's mir angeschaut) ist doch überwiegend ein gesellschaftspolitisches und kein geisteswissenschaftliches. Maaz verwendet seine psychoanalytischen Kenntnisse, oder das, was er dafür hält, an, um GESELLSCHAFT und POLITIK zu kritisieren. Also darf er hier in diesem Thread doch auch politisch kritisiert werden. Und wer für Pegida wirbt und quasi zu Demonstration gegen demokratische Entscheidungen aufruft, nun, wie soll man den "geisteswissenschaftlich" bewerten?
DW
Ja, der Psychiater, Autor und Psychotherapeut skizziert aus seinem Blickwinkel ein gesellschaftspolitisches Problem. Er wechselt damit die Perspektive.
Niemand ist verpflichtet dessen Betrachtung zu teilen. Schon gar nicht, wenn sein Standort eine bessere Übersicht erlaubt.

Ich geh dann mal dabben und die Lunge lüften. Kommt relaxed durch den heutigen Sonntag.
 
BerndHeinrich
BerndHeinrich
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RE: Eine andere Perspektive
geschrieben von BerndHeinrich
als Antwort auf Bias vom 14.01.2022, 19:02:28
. . aus welcher der Psychiater und Psychotherapeut, Hans-Joachim Maaz das aktuelle Geschehen in Deutschland betrachtet.
Aus seiner Profession heraus greift er Aspekte auf, die in der aktuellen Diskussion untergehen oder aber in einer Art von stillschweigender Übereinkunft keine Rolle spielen.
geschrieben von Bias
Ich hab mir das Video nun mehrmals angesehen.
Einer der Schllüsselsätze (am Anfang und sinngemäß): es sei schwer Ferndiagnosen zu stellen. Dem stimme ich ausschließlich zu möchte ergänzen, dass es mir ganz und gar unmöglich erscheint, eine Ferndiagnose zu erstellen, insbesondere, wenn sie auf ganze Gruppen von Menschen bezögen, die jeweils andere psychische Entwicklungen durchlaufen haben.
Im weiteren Verlauf des Gespräches höre ich dann aber fast nur noch Ferndiagnosen, die sich z.B. auf sog. Eliten beziehen, die an einer narzistischen Störung litten ...
Eine Aussage, die sich mir, als Psychotherapeut, nicht zu erschließen vermag. Ich würde da sagen, zu weit gegriffen und übers Ziel hinaus geschossen.
Vermutlich kann es psychische Phänome geben, die nicht nur persönlich wirken, sondern darüber hinausgehen könnten. Stavros Mentzos hat dies, in seiner Schrift, " Interpersonale und institutionalisierte Abwehr", m.M.n., recht gut beschrieben.
Maaz macht aber, in dem Gespräch etwas anderes! Er beschreibt feststellend und nicht annehmend/vermutend, wie es, m. E., wissenschaftlich seriös wäre.
Ich empfinde das Video annähernd als gefährlich. Da wird die Fachkompetenz (Psychiater/Psychoanalytiker) mit transportiert, so als sei eine Ausbildung, die, wie auch immer erworben wurde (soll keine Herabsetzung sein, sondern ich weiß es, im Einzelnen nicht), ein Garant für die Richtigkeit von HYPOthesen. Auch Psychiater können irren!
Was mich am meisten stört ist übrigens die HYPOthese einer "kollektiven Psychose". Jeder, der sich, fachlich fundiert, mit Psychopathologie beschäftigt hat, müsste da, beinahe ununterbrochen, mit dem Kopf schütteln. Ggf. wäre ja eine (verbreitertere) kollektive neurotische Entwicklung denkbar (siehe Stavros Mentzos) aber glleich eine Psychose?????

Ich hoffe, dass ich es geschafft habe, alles austauschgeeignet und nicht diskussionsfreudig, formuliert zu haben ....
Juro
Juro
Mitglied

RE: Eine andere Perspektive
geschrieben von Juro

Hallo und Guten Morgen,
nun habe ich mir das gesamte Interview reingezogen. (Tief ein- und ausatme.)
Das ist ja immer ein Wechselspiel von Frage und Antwort und Interviewer-Kommentaren. Ich habe den Eindruck, dass der Professor sein Forschungsgebiet sehr ernst nimmt und nach Deutungen und Erklärungen für gesellschaftliche und politische Phänomene sucht. Dabei muss er ja die Einzelperson betrachten, wenn er zu den Wurzeln kommen will. Aber auch die quantitative und qualitative Erscheinung dieser Zusammenhänge in der modernen Gesellschaft versucht er zu erfassen. Das ist natürlich eine sehr rutschige Angelegenheit. Wie er dabei feststellt, wird ein Politiker nie sagen: "Ich habe mich geirrt." Um diese Forschungen zu einem "Lehrgebäude" zu fügen, muss man sich wesentlich tiefer in die Materie einarbeiten. Ich finde das, was man hierzu im Internet finden kann, außerordentlich spannend.
Was seine Pandemie-Einlassungen betrifft, möchte ich ihm nicht folgen. Aber nicht, weil ich es besser weiß, sondern weil ich nicht glauben möchte, dass wir uns eine solch hinterhältige Politikerkaste gewählt hätten.
Juro
 


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Lorena
Lorena
Mitglied

RE: Eine andere Perspektive
geschrieben von Lorena
als Antwort auf Juro vom 16.01.2022, 12:18:56
Hallo und Guten Morgen,
nun habe ich mir das gesamte Interview reingezogen. (Tief ein- und ausatme.)
Das ist ja immer ein Wechselspiel von Frage und Antwort und Interviewer-Kommentaren. Ich habe den Eindruck, dass der Professor sein Forschungsgebiet sehr ernst nimmt und nach Deutungen und Erklärungen für gesellschaftliche und politische Phänomene sucht. Dabei muss er ja die Einzelperson betrachten, wenn er zu den Wurzeln kommen will. Aber auch die quantitative und qualitative Erscheinung dieser Zusammenhänge in der modernen Gesellschaft versucht er zu erfassen. Das ist natürlich eine sehr rutschige Angelegenheit. Wie er dabei feststellt, wird ein Politiker nie sagen: "Ich habe mich geirrt." Um diese Forschungen zu einem "Lehrgebäude" zu fügen, muss man sich wesentlich tiefer in die Materie einarbeiten. Ich finde das, was man hierzu im Internet finden kann, außerordentlich spannend.
Was seine Pandemie-Einlassungen betrifft, möchte ich ihm nicht folgen. Aber nicht, weil ich es besser weiß, sondern weil ich nicht glauben möchte, dass wir uns eine solch hinterhältige Politikerkaste gewählt hätten.
Juro
 
geschrieben von Juro
Guten Tag, @Juro

Dein Beitrag gefällt mir und ich stimme auch Deinem letzten Satz voll zu.
Denn es würde ja bedeuten, dass alle Politiker der Welt sich hinterhältig in Sachen Pandemie verhalten und besonders auch die Wissenschaft alles krass gesagt Idioten oder böse Menschen seien, die sich gegen ihren Berufsethos verhalten und uns Menschen alle an der Nase herumführen. Das ist doch absurd und wäre böswillig unterstellt. 

Egal wie es ist, ich werde Herrn Maaz trotzdem zukünftig weiter hören oder lesen, nur nicht was das Thema Pandemie anlangt. Dass die Pandemie und die Maßnahmen Spuren bei den Menschen hinterlässt ist doch klar, da braucht man gar keinen Analytiker dafür, da reicht der Menschenverstand und seine eigenen Erfahrungen voll aus. Der eine verkraftet diese Zeit besser, der andere leidet mehr. Aber irgendwann ist der Spuk vorbei. Mit weniger Widerständen vielleicht sogar schneller. 

Lorena
Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Eine andere Perspektive
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Juro vom 16.01.2022, 12:18:56

Das Thema in diesem Interview ist an erster Stelle ANGST, mit der Fragestellung: "Wie geht der Mensch mit Angst um, wie reagiert der Einzelne und wie reagiert ein Kollektiv auf Bedrohungen.

Maaz schrieb dazu Bücher u a auch: Corona-Angst- was mit unserer Psyche-geschieht

Wenn solche Reflexionen in ein 60 Minuten Interview gepackt werden, entstehen notgedrungen Formulierungen, die hinterfragt werden müssen und auch hinterfragt werden können.
Das kann aber nur gelingen, wenn dafür die notwendige Bereitschaft und Offenheit vorhanden ist, oder wie @BerndHeinrich es formuliert:  Austausch statt Diskussion stattfindet:
Zitat: " Ich hoffe, dass ich es geschafft habe, alles austauschgeeignet und nicht diskussionsfreudig, formuliert zu haben .... "

Wer meint nach 5 Minuten bereits zu wissen, dass hier Verschwörungstheorien verbreitet werden und dies auch so als Stellungnahme "hinschmettert", zeigt deutlich, dass ein Gedankenaustausch nicht gewolltt ist.

Für mich sind die 5 Punkte - ab ca 35. Minute - geeignet, zu einem Gedankenaustausch zu kommen.
Auf Grund meiner Negativ-Erfahrungen hier und anderswo, werde ich jedoch zunächst mal abwarten, was da so noch an Beiträgen kommt.

Ich hatte heute bereits ein 2 Stunden-Telefonat, wo es um den Umgang mit Krankheit und Tod ging angesichts einer unheilbaren Erkrankung im Endstadium. Auch da war und ist ein ständiger "Perspektivwechsel" erforderlich: Was empfinde ich? Was empfindet der Kranke? Ist es mir überhaupt möglich, mich in den unterschiedlichsten Gefühlslagen, Ängsten, Hoffnungen und Denkweisen hinein zu versetzen?

Ja, es ist möglich, aber nur dann, wenn ich bereit bin meine Vor-Urteile auszuschalten und die Bereitschaft habe mitzufühlen.

Schönen Sonntag

Mareike

Edita
Edita
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RE: Eine andere Perspektive
geschrieben von Edita
als Antwort auf Mareike vom 16.01.2022, 13:05:13

Was kann es gegeüber einem Patienten mit einer Krankheit im "Endstadium" für VORURTEILE geben? 
So einen Fall mit der Maazschen Aussage in einem Verschwörungskanal zu vergleichen, dazu gehört schon viel unbändige Phantasie ........

Edita


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Mareike
Mareike
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RE: Eine andere Perspektive
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Edita vom 16.01.2022, 13:28:51

Wenn Du ohne Deiner - wie üblich - Abwertung gefragt hättest, hätte ich es gelassen und freundlich beantworten können.

Ja, es gibt in dem von mir erwähnten Fall ein sehr großes Problem, wo Perspektivenwechsel notwendig ist, denn der Kranke hat sich in seiner Verzweiflung der Bruno- Gröning-Sekte angeschlossen.

Reicht Deine Fantasie um beurteilen zu können, was das für die Angehörige bedeutet?

Mareike

Lorena
Lorena
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RE: Eine andere Perspektive
geschrieben von Lorena
als Antwort auf Edita vom 16.01.2022, 13:28:51

Insgesamt hat Herr Maazen mit seinem Interview ein Eigentor geschossen.

Denn er und so einige viele andere schüren doch noch mehr Ängste mit ihren Theorien.
Herr Maazen als Fachmann in Psychoangelegenheiten müsste das eigentlich am besten wissen.

Vielleicht sollte er sich auf die Couch eines Analysekollegen legen und aufspüren lassen, woher seine eigene Angst kommt, andere für die Pandemie verantwortlich zu machen oder zu leugnen.

Analytiker überprüfen sich oft selbst in bestimmten Fällen bei ihren Analyse-Kollegen, wenn sie ihre Distanz zu ihren Themen verloren haben. Ist ein ganz normaler Vorgang bei Psychoanalytikern. Gibt einen bestimmten Namen dafür, sorry, er fällt mir grad nicht ein. 

Lorena
Edita
Edita
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RE: Eine andere Perspektive
geschrieben von Edita
als Antwort auf Mareike vom 16.01.2022, 13:39:59

Für solche Fälle habe ich tatsächlich mehr Phantasie und Verständnis als für Gesunde, die ganz ohne Grund und ohne Not einem Dr.Schiffman, Wodarg oder Prof. Bhakdi hinterher hecheln!

Edita

Mareike
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RE: Eine andere Perspektive
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Edita vom 16.01.2022, 14:01:09

Meiner Meinung nach, kann man auch die von Dir Genannten möglicherweise dann annähernd verstehen, wenn man sich für deren Gründe interessiert.

Aber Du weißt selbstverständlich, dass "die ganz ohne Grund einem Dr.Schiffman, Wodarg oder Prof. Bhakdi hinterher hecheln."

Siehst Du, drum ist ein Gedankenaustausch zwischen uns Beiden schon mal nicht möglich.


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