Geisteswissenschaft / Philosophie Was ist Aufklärung?

Vor allen Dingen: Der Threadtitel hat ein Fragezeichen.
Weilmeiers Vortrag könnte eine gute Hilfe sein für den Einstieg.
Solche Themen lassen sich im Vorfeld nicht eingrenzen.
Hauptziel : Ins Gespräch kommen.

Meine ursprüngliche Ideeen dazu haben sich im Grunde schon verflüchtigt, sind unwichtig geworden, weil es neue Gedankenanstöße gibt.

Lieber DW,

mir geht es ähnlich. aber ich sehe in dem neuen Thread weniger einen philosophie- theoretischen Zweck, als vielmehr einen praktischen, i.S. von Freiheit UND  Verantwortung, wie es ja Kant auch versteht (s. Imperativ).

Selbst die großen Liberalen, die den 'freien' ja Markt schufen, sahen in ihm ja noch eine ethische Verpflichtung für das Wohlergehen, auch der Armen,  einer Gesellschaft, die sich aus der Befreiung der Aufklärung, der Befreiung des Menschen als Ware/Untertan/Sklave ergibt.
Ich würde sagen, individuelle Freiheit bedeutet nicht, dass ich jetzt als Freier anstelle des alten Unterdrückers, andere durch mein Handeln und neue Entwürdigungen  unterdrücke, ausbeute ..

Oder auf die Ukraine bezogen, Putins Handeln war m.E. nur möglich, weil Russland keine erfolgreichen Aufklärer und keine Aufklärung als solche hatte, die ihren Kant (o.ä.) gelesen und verstanden hätten. Dazu fehlte es an den nötigen (Bildungseliten aus den herrschenden Kreisen, dem Klerus und einem selbstbewussten und eigen-verantwortlichen Bürgertum).
Da geht eine Linie von Marx über Lenin und die Sozialrevolutionäre : was letztlich raus kam blieb autoritäres Herrscherdenken, das jegliche Selbstbedienung evt.vorhandenen Verstandes unterbinden musste.

Etwas 'ärgern' tu ich mich 😉, weil das Thema mich, trotz Geh-hilfen als Gehilfen, veranlasst, nach einem schon vor einiger Zeit gekauften, aber irgendwie zur Seite gelegtem (und dann verlegtem)  Buch zu suchen, veranlasst, der Titel bzw, Inhalt sollte Kant mit dem Klimawandel verknüpfen und die Frage stellen, ob Freiheit und echte Nachhaltigkeit im Widerspruch stehen, wie mir das derzeit bei der Mehrzahl der Politikapologeten der Fall zu sein scheint.

Aber ich will hier keine Politik rein bringen, um zu vermeiden, dass es geht wie dem armen Zauberlehrling, der die Geister,  die er (ungewollt) rief (bzw.die auch ohne Rufen aufscheinen werden)  nicht wieder los wird und er vergeblich bzw. zu lange auf den rettenden Hexenmeister warten muss.

Aber lauschen "wir" (=ich)   mal erst Mareikens link ...


 

Für mich ist der Denkprozess vor allem ein kreativer Prozess: Es wird irgendetwas in meinem Innern angestoßen und schon geht es los...
Ich bin auch  nicht verwundert, wenn man mir vorhält, dass ich vom Hölzchen aufs Stöckchen komme - bei mir ist das nun mal so. So entstehen auch meine Ölbilder und Enkaustikbilder. Der Prozess interessiert mich. Schön ist es, wenn ich zu einem Ergebnis komme .. aber dieses Ergebnis ist immer nur eine Zwischenstation.

 

Der Prozess interessiert mich. Schön ist es, wenn ich zu einem Ergebnis komme .. aber dieses Ergebnis ist immer nur eine Zwischenstation.

 

Ein Ziel gibt es dann nicht?

 

Schwierig zu beantworten.
Ich würde sagen: Mein Ziel ist Erkenntnisgewinn.
Wenn ich ein festgelegtes konkretes Ziel habe, habe ich nur wenig Spielraum.
Noch schlimmer ist es, wenn Andere mir vorschreiben (wollen) wie und was ich zu denken habe.

Mir kommt jetzt eine Frage von Alkmar in den Sinn, es hat nur am Rande was mit dem Thema Aufklärung zu tun, es könnte vielleicht aber verdeutlichen, was ich meine.
Alkmar wollte wissen, welche Anforderungen ich als Lehrerin an meinen Schülern gestellt habe beim Schreiben von Aufsätzen.

Es wäre eine längere Geschichte 😄, ich bin mir noch nicht schlüssig, ob ich sie erzählen soll, weil abweichend vom eigentlichen Thema ...

Ich bin für mein Alter reichlich auf- und abgeklärt. Ob das wohl genügt?

Ich denke, das muss genügen! 😄 "Auf- und ab" ... so ist schließlich das Leben ...

Wenn ich ein festgelegtes konkretes Ziel habe, habe ich nur wenig Spielraum.
 

Das kann ich verstehen, liebe Mareike. Aber ich denke z.B. ergebnisoffen, und dann ist auch der Spielraum offen. Meine beiden philosophischen Basen sind allgemeine buddhistische Philosophie und die Zen-Philosophie. Innerhalb derer versuche ich, eigene Probleme (durchaus auch psychologischer Art) zu lösen. Aber das Ergebnis bzw. das Ziel ist immer offen.

LG

DW

versuche ich, ... Probleme ... zu lösen. Aber das Ergebnis bzw. das Ziel ist immer offen.

Ich verstehe Dich so, dass Du eben doch ein Ziel hast, nämlich über Probleme nachzudenken, die Dich beschäftigen, Dich umtreiben, nicht loslassen, dabei aber Deinen Gedanken 'freien' Lauf lässt (persönliches 'brain-storming' sozusagen betreibst) in der Hoffnung, zu einer Erkenntnis zu kommen, die ist dann das Ergebnis. Aber auch keine Erkenntnis zählt als ein Resultat des 'Nachdenkens'.

Bei Mareike könnte ich mir so etwas vorstellen wie 'Tagtäumerei' im weitesten Sinne,- von 'Stimmungen', Ereignissen, Handlungen getragen, initiiiert oder gar getrieben - quasi ein Potpourri von Gedanken, von Erinnerungen, Gefühlen, Vorstellungen, ohne Rahmen, durchaus sprunghaft, und deshalb mit dem Potential für etwas künstlerisch Schöpferisches , die dann entsprechend mit dem Eisen auf Papier gebrannt (=verewigt)  werden
Das kann zu einer 'Erkenntnis ' kommen muss aber auch nicht. Dann war halt das "sich auf den Weg" machen das (temporäre) Ziel. In 'Gedanken versunken' sein ohne zu wissen in welche, kann das Gehirn ganz schön entspannen.

Hauptsache denken und nicht der permanenten Ablenkung frönen - auch das ist ein bisschen Kant, obwohl ich zu wenig weiss, ob und falls ja wie , Kant sich überhaupt abgelenkt hatte - durch Spazierengehen. Da kommen mir viele Gedanken ...

Schön beschrieben Aixois.
Ist es nicht so, dass all das - vor allem Erfahrungen - sich in unserm Gehirn einbrennen und uns so nach und nach formen?
Ich bin noch nicht mit Daniel Dennett durch - er redet von einer Arena mit Spielmöglichkeiten. Da kommt auch die Frage nach dem freien Willen.

  Was sind wir Menschen?

Ich habe mir dieses Gespräch mit Daniel Dennett gerne  - sogar 2 mal - angehört.
Bei vielem kann ich mitgehen, wenn ich persönlich auch nie auf die Idee gekommen wäre, dies alles rein materialistisch zu betrachten.
Ich bin mir bewusst, dass ich mehr als ein Computer bin.
Ich bin Akteur auf der Spielwiese.
Durch meine Lebensweise kann ich in meinem Rahmen, mit meinen Fähigkeiten gewissermaßen mit - bestimmen, was auf meiner Festplatte gespeichert wird und worauf ich zugreifen kann.
In diesem beschriebenen Rahmen habe ich die Möglichkeit meinen Verstand zu nutzen, mich zu bilden, meine Fähigkeiten zu erweitern, autentisch zu sein oder zu werden, eigene Entscheidungen zu treffen und mir ein Urteil zu bilden.

Und die Frage nach dem möglichen Über-Natürlichen ist mir mit den Jahren zumindest weniger wichtig geworden.
Hauptsache ich spüre (m?)eine innere Kraft, die es mir ermöglicht authentisch, selbstbestimmt, eigenverantwortlich zu entscheiden, zu urteilen, zu handeln.

Mareike