Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik 3.10.2021 Tag der deutschen Einheit

Innenpolitik 3.10.2021 Tag der deutschen Einheit

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RE: 3.10.2021 Tag der deutschen Einheit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf CharlotteSusanne vom 03.10.2021, 14:29:55

Liebe CS, aus westdeutscher Sicht  ist das  bestimmt richtig, aber viele, viele Menschen aus der DDR sahen das sicher anders. Warum  hätte es schief gehen sollen. Jede einzelne Teilrepublik des ehem. Jugoslawiens hat es doch auch geschafft und das, obwohl dort im Gegensatz zur DDR sehr viel Blut geflossen ist. 

RE: 3.10.2021 Tag der deutschen Einheit
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Vielleicht eine nachdenklich stimmende Dokumentation *Wir Deutschen*.
*Ein-für-allemale* gibt es nicht.
Uber 2 Stunden, interessant.





 
Was genau wäre so schlimm gewesen, wenn sich eine offene, demokratische DDR neben der BRD entwickelt hätte, mit Anpassungen in einem für alle  erträglichen, aber selbst bestimmten  Rhythmus  ?
Es hätte in einem grandiosen (Verwaltungs-) Chaos (nicht) geendet. Ist EU-ropa schon fertig?
aixois
aixois
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RE: 3.10.2021 Tag der deutschen Einheit
geschrieben von aixois
als Antwort auf CharlotteSusanne vom 03.10.2021, 14:29:55

das mit dem "Zeitfenster" höre ich immer wieder.
Habe aber keine Anzeichen gefunden, wonach die alten Viermächte signalisiert hätten, sich einem - wann auch immer in freiem Entschluss erfolgenden - Zusammenschluss zweier Deutschen Staaten sich zu wiedersetzen.

Das Problem war damals schon die NATO Frage, die Präsenz russischer Truppen, die System- Überlegenheitsfrage.

Das Wiedervereinigungs "gebot" aus der Präambel des GG wurde nie auf den Prüfstand gestellt, es wurde nie gefragt, ob es nach  45 Jahren immer noch die gleiche Bedeutung hatte wie in den 1950-1960-er Jahren bzw. was es konkret noch bedeutete. 
Keiner hatte doch im Westen mit einer "Wiedervereinigung" gerechnet, oder gar sehnlichst darauf gehofft, sich gezielt darauf vorbereitet, darauf hingearbeitet hätte.
Es lief doch ganz gut auch ohne.

Was genau wäre so schlimm gewesen, wenn sich eine offene, demokratische DDR neben der BRD entwickelt hätte, mit Anpassungen in einem für alle  erträglichen, aber selbst bestimmten  Rhythmus  ?

Was war denn wichtiger, die Bürger mitzunehmen, ihre Lebensleistung zu respektieren und sie (auch ihre konkurrenzfähigen Betriebe) langsam an das Neue zu gewöhnen oder eine sofortige Wiedervereinigung ?

aixois
 


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lupus
lupus
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RE: 3.10.2021 Tag der deutschen Einheit
geschrieben von lupus
als Antwort auf freddy-2015 vom 03.10.2021, 14:22:27

Ja freddy, es gab natürlich Verlierer auf beiden Seiten wie ich es aus einem konkreten Fall kenne.
Ein Studienkollege von mir war Ing. in einem Zulieferbetrieb für den Maschinenbau im Harz. Der Betrieb wurde von einem ähnlichen Fertiger in München gekauft.
Der Ing. bekam den Auftrag die Produktion in München zu liquidieren, die Anlagen in den den Harz zu überführen und einzurichten.
Die Aufgabe war mit heftigen Anfeindungen in München verbunden.
Als die Fertigung auf der verlängerten Werkbank im Harz lief, wurde er nicht mehr gebraucht und entlassen.
Gewinner war der Unternehmer aus München.
Es gab eben bei allen positiven Entwicklungen auch Verlierer beiderseitig.
lupus

lupus
lupus
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RE: 3.10.2021 Tag der deutschen Einheit
geschrieben von lupus
als Antwort auf aixois vom 03.10.2021, 18:39:29

Das ist einfach zu beantworten:  Das vorhandene große Wohlstandsgefälle!

Wo würdest du lieber leben. in einem "armen Staat" oder in einem "reichen Staat"?

lupus

RE: 3.10.2021 Tag der deutschen Einheit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf lupus vom 03.10.2021, 18:46:38
Als die Fertigung auf der verlängerten Werkbank im Harz lief, wurde er nicht mehr gebraucht und entlassen.
geschrieben von lupus
Lupus, das ist der Trend schon seit über 1000 Jahren.
Ein Baumeister (Freimaurer) wurde für den Bau benötigt. Bau fertig, Baumeister zog weiter.
Dorthin wo es Arbeit gab. Mit seinem Gefolge. Ohne heutige soziale Absicherung. Die Besten (Altarschnitzer, Maler, ...) wurden weitergereicht.
In der Neuzeit wird das schon lange Zeit proklamiert. Gewerkschaften sehen das anders.

Mir ging es nicht anders. Ein Job (auch wochen-stunden-weise) getan, wurde ich gsd weitergereicht zum nächsten Unternehmen.
Dazu gehört allerdings gute und umfangreiche (Grund)Ausbildung. Um in der Lage zu sein, sein Wissen 'selbst und standig' zu erweitern und den verlangten Gegebenheiten anzupassen - noch besser ist, qualifizierte Vorschläge aus erworbenem Wissen an den Mann bringen zu können, was für alle  Beteligten lebensnotwendig ist. Damals waren das die Fahrenden Wandergesellen.
Die Zeit *lerne was, such dir nen guten Job (bei Krupp, als Beamter bei Staat und Armee oder im Bergbau), und bleibe dort bis zum Ende* ist schon, so lange ich denken kann, vorbei. Eine solche Laufbahn hätte mir auch gedroht, aber ich zog bewusst die Freiheit vor. Es gibt für mich nix zu bedauern.
Mein Vorwurf an das (Schul)'System' ist, dass es in dem Sinne nix taugt.

Diese grundsätzliche Chance für diese Neue Welt wurde nicht allen unseren ostlichen Landsleuten zuteil, falls überhaupt bewusst. Vielen blieb deswegen nichts anderes übrig, als sich (kurzfristig) in den 'Westen' zu verabschieden, wo es immer eine Chance gab - aber auch den 'Osten' 'ausdünnte'.

Niemand zahlt gern (nicht nur Steuern) für eine Sache, für die er nichts erhält.
Der 'Ossi' ist darauf angewiesen, der 'Wessi' sieht seinen Soli mit Unmut. Ja, ich weiss, dass auch der Ossi den Soli zahlt, falls er kann.
Eine Weile mag das aus sozialen Gründen und des Landfriedens wegen gut gehen. So langsam wird es aber Zeit, ... offenbar nehmen die Abgehängten (AfD) aber zu. Wo das hinführt, weiss jeder.

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aixois
aixois
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RE: 3.10.2021 Tag der deutschen Einheit
geschrieben von aixois
als Antwort auf lupus vom 03.10.2021, 18:54:26

Echt jetzt: ich zöge es vor,  in einem 'armen' Staat zu leben , wo ich Arbeit mit einem stabilen Einkommen von auskömmlicher, aber steigender Kaufkraft  habe, als in einem 'reichen' Staat auf Hartz IV Niveau,  ohne Aussicht in  meinem Alter je einen dauerhaften Job zu finden.

Denn auch in reichen Staaten sind nicht alle reich und leben in  Wohlstand und in armen Staaten, sind nicht alle 'arm' , sondern können auf einem akzeptablen Niveau leistbarer Lebenshaltungskosten, ohne Spekulationsmieten,  einen 'bescheidenen' Wohlstand,  in gewohnter Umgebung , geniessen,

aixois

MarkusXP
MarkusXP
Mitglied

RE: 3.10.2021 Tag der deutschen Einheit
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf aixois vom 03.10.2021, 19:36:19
Echt jetzt: ich zöge es vor,  in einem 'armen' Staat zu leben , wo ich Arbeit mit einem stabilen Einkommen von auskömmlicher, aber steigender Kaufkraft  habe, als in einem 'reichen' Staat auf Hartz IV Niveau,  ohne Aussicht in  meinem Alter je einen dauerhaften Job zu finden.

Denn auch in reichen Staaten sind nicht alle reich und leben in  Wohlstand und in armen Staaten, sind nicht alle 'arm' , sondern können auf einem akzeptablen Niveau leistbarer Lebenshaltungskosten, ohne Spekulationsmieten,  einen 'bescheidenen' Wohlstand,  in gewohnter Umgebung , genießen,

aixois
Was baust du denn da für Alternativen auf, lieber aixois? Wenn du das so isoliert darstellst, so wird dir wohl niemand widersprechen ... vermute ich jedenfalls!

Das sind und waren aber nicht die Alternativen, nicht heute und auch nicht vor 30 Jahren! In der DDR zu leben hatte weitaus mehr Konsequenzen als die von dir so plakativ beschriebenen.

Im persönlichen Bereich mag da ja alles im Lot gewesen sein, Freunde, Nachbarschaft, Hilfsbereitschaft in vieler Hinsicht, das Bierchen im Schrebergarten ... auch selbstverständlich die Fürsorge des Staates, keine Frage! Die Menschen waren unter dem Strich sicherlich nicht Glücklicher oder Unglücklicher als in der BRD, aber die Abstriche im außerprivaten Bereich waren enorm!

Dem einen ist dies eher schwer gefallen, dem anderen eben nicht ... und dann darf man die politischen Eliten nicht vergessen, denen es an nichts gefehlt hat
MarkusXP


 
CharlotteSusanne
CharlotteSusanne
Mitglied

RE: 3.10.2021 Tag der deutschen Einheit
geschrieben von CharlotteSusanne
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.10.2021, 18:30:05
Ich glaube, historisch gesehen, kann man das Staatsgebilde Jugoslawien
nicht mit Deutschland vergleichen, auch keinen Teil wie z.B. Kroatien mit
der DDR.

Helmut Kohl war noch ein Staatsmann - trotz aller Vorbehalte, die auch ich
gegen ihn habe - ,der STRATEGISCH denken konnte und die Gelegenheit
für die deutsche Einheit SCHNELL am Schopf ergriff.

Wenn man alle Deutschen in einer Volksbefragung hätte abstimmen lassen,
wäre der Riß mitten durch beide Länder gegangen, denn so viele es auch gab,
die den alten Status behalten wollten auf beiden Seiten, so viele gab es auch
in den alten Bundesländern, die sichere Arbeitsplätze, kostengünstige Mieten
und soziale Absicherung  toll fanden  -   unter der Voraussetzung, daß die
politischen Repressalien weggefallen wären. Aber es war  eine  Illusion ,
daß ohne "Mauer" 2 Staaten hätten existieren können...............

C.S.
Michiko
Michiko
Mitglied

RE: 3.10.2021 Tag der deutschen Einheit
geschrieben von Michiko
als Antwort auf MarkusXP vom 03.10.2021, 20:12:30
Im persönlichen Bereich mag da ja alles im Lot gewesen sein, Freunde, Nachbarschaft, Hilfsbereitschaft in vieler Hinsicht, das Bierchen im Schrebergarten ... auch selbstverständlich die Fürsorge des Staates, keine Frage! Die Menschen waren unter dem Strich sicherlich nicht Glücklicher oder Unglücklicher als in der BRD, aber die Abstriche im außerprivaten Bereich waren enorm!
 
Tatsächlich eine wunderbare Fürsorge des Staates, wo Du nicht einmal Deinen Vater besuchen durftest, als er im KH in Lindau/Bodensee operiert wurde, und ein paar Tage später war der Mann tot. Dann die große Gnade, dass Du die Urne mit der Asche nach Berlin-Ost überführen lassen durftest, um ihn bestatten zu können und ihn wenigstens auf dem Friedhof besuchen kannst.
Wer hier noch überlegen muss, ob zwei deutsche Staaten nebeneinander normal und der Weisheit letzter Schluß und Volkes Wille ist, der tut mir leid.

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