Innenpolitik Der Atomausstieg

pharaox
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Der Atomausstieg
geschrieben von pharaox
Der Energiekonzern Vattenfall steht wegen der Vorgänge in den Atommeilern Krümmel und Brunsbüttel in der Kritik. Und nicht zum ersten Mal geben Atomstromerzeuger nur scheibchenweise die Wahrheit preis!
Die m.E. aufgebauschte Debatte um den CO2 – Ausstoß hat die Atomindustrie in letzter Zeit frohlocken lassen, den unter Rot/Grün beschlossenen Atomausstieg wieder kippen zu können. Dabei steht nicht einmal der Bau neuer Meiler zur Debatte, weil selbst die Befürworter dieser Technologie wissen, dass ein Neubau nicht durchzusetzen wäre!
Die Konzerne setzen darauf, wenigstens die Restlaufzeiten der bereits vorhandenen Meiler verlängern zu können. Unter großem politischen Druck unterschrieben sie zwar die Verträge zum Ausstieg, diese sind aber Teil ihrer langfristigen Kalkulation. Allerdings ein paar Jahre mehr, oder weniger, mit dem ein, oder anderen Meiler ließen sich gut rechnen, solange nichts passiert. Zwar stellt sich die Bundeskanzlerin noch hinter die geltende Rechtslage, weil mit ihrem Koalitionspartner SPD eine Abkehr vom Ausstieg ausgeschlossen ist. Aber ihre Sympathie, den Atomausstieg hinauszuzögern ist bekannt, auch wegen der eingegangenen Klimaversprechungen.
Vorfälle wie in den Meilern von Vattenfall erhöhen aber das Vertrauen in die Branche nicht. Es ist ja möglich, dass die Gefahr einer Katastrophe, weder in Krümmel, noch in Brunsbüttel bestand. Dennoch hinterlassen die Berichte, über die aufgekommene Hektik im Leitstand und die Überreaktionen beim schnellen Abschalten, wie die zurückhaltende und zum Teil widersprüchliche Art der Informationspolitik, einen schalen Beigeschmack und verstärken das Gefühl, die Branche scheue die Öffentlichkeit! Das Vattenfall erst unter Druck reagiert hat, nervt mittlerweile auch die anderen Betreiber. Ein gutes Krisenmanagement sieht anders aus, als dass Lavieren der schwedischen Betreiber.
Die Atomstromerzeuger werben gern damit, dass die in Deutschland verwendete Technik, der in Osteuropa angewendeten, überlegen und weniger riskant sei. Das stimmt zwar, fest steht aber auch, dass auch unsere Meiler in die Jahre gekommen sind. Besser werden sie nicht, erst recht nicht, wenn auch noch gepfuscht wird! In Biblis z. Bsp. Müssen 15.000 Dübel ersetzt werden, weil die Qualitätssicherung versagte.
Vorsicht und Offenheit ist geboten
Meint

pharaox
eko
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Re: Der Atomausstieg
geschrieben von eko
als Antwort auf pharaox vom 16.07.2007, 19:50:59
@ pharaox:

Diese ganze Aufregeung um Krümmel und Vattenfall kann ich nicht nachvollziehen. Nicht etwa, weil ich dazu leichtfertig eingestellt wäre oder das Ganze nicht ernst nehmen würde. Nein, das ist es nicht.

Ich kann leider nicht in vortragsreifer Art und Weise schreiben, sondern ich schreibe so, wie mir der Schnabel gewachsen ist.

Da wird in Deutschland von gewissen Kreisen ein Brimborium veranstaltet, als seien diese Störfälle nur und ausnehmend ein deutscher Fall. Liest man aber, wieviel neue Kernkraftwerke überall in der Welt gebaut werden, dann frage ich mich, was diese aufgeregte Diskussion bei uns in Deutschland eigentlich bezwecken soll.

Wäre es ein rein deutsches Problem, könnte ich es noch verstehen und nachvollziehen. Und wären eventuelle Störfälle wie Tschernobyl bei uns möglich und dann auch nur auf Deutschland beschränkt, könnte ich die Sorgen nachvollziehen. Ich könnts auch nachvollziehen, wenn es ausser Tschernobyl noch mehr solcher tragischer Unfälle gegeben hätte. Dem aber ist nicht so (man braucht mir jetzt nicht alle Störfälle, die es je gegeben hat, einzeln aufzuzählen!), ganz im Gegenteil, deutsche Sicherheitstechnologie ist ganz sicher eine der weltweit besten. Und ausgerechnet Deutschland steigt aus! Da komme ich nicht mit!

Dass Atomenergie nur eine Übergangsrolle spielen kann und wohl auch spielen wird, hängt u.a. ja auch mit dem beschränkten Vorkommen von Uran zusammen. Aber selbst die überall so sehr propagierte Stromgewinnung per Windmühlen findet irgendwo ihre Grenzen, denn zur Herstellung eines Windrades braucht man ja schließlich auch fossile Energie und ewig halten die Dinger ja auch nicht.

Ich meine, dass wir die Kernenergie durchaus noch eine Weile brauchen, sollten uns aber nicht darauf ausruhen, sondern die Forschung über alternative Energie vorantreiben. Ich denke, auf diesen Dreh werden die Stromkonzerne ganz sicher auch von allein kommen, denn denen wird es ja ganz gewiss am Ehesten bewusst werden, dass sie nicht auf Zeit und Ewigkeit auf Kohle und Atom setzen können.
--
eko
Karl
Karl
Administrator

Re: Der Atomausstieg
geschrieben von Karl
als Antwort auf eko vom 16.07.2007, 23:27:59
Die Atomkraftwerke vor Ort, sollten sie denn hochgehen, werden uns noch größere Probleme als Tschernobyl bereiten, obwohl uns die Winde von dort auch erreicht haben.

Der Satz "Die deutschen Kernkraftwerke sind sicher" könnte einer der berühmten letzten Worte sein.

Probleme in AKW Krümmel sind größer als angenommen
--
karl

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dmz
dmz
Mitglied

Re: Der Atomausstieg
geschrieben von dmz
als Antwort auf eko vom 16.07.2007, 23:27:59
-
.... im Grunde genommen geht's mir auch so.
Bei unseren Nachbarn in Frankreich oder in der Schweiz
vernimmt man solche 'Katastrophen-Meldungen' nicht.
Ist die Technik dort besser ?
In Deutschland wird eine Hilfsbuehne zum Sicherheitsproblem des ganzen Kraftwerkes gemacht.
Wenn es nun ein erkanntes Befestigungsproblem gibt,
dann muss es aus der Welt geschaffen werden;
- wo liegt das Problem ?
Das Problem steht realiter fuer das Umsetzen einer politischen Zielsetzung:
Ausstieg aus der Atomkraftwerkstechnik.
MfGdmz.
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Der Atomausstieg
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf pharaox vom 16.07.2007, 19:50:59
ich habe noch keine feste meinung zur atomenergie - das gebe ich ehrlich zu. prinzipiell bin ich der meinung, daß es falsch ist, aus einer zukunftstechnologie auszusteigen. kernspaltung und -fusion beeinhalten eine gewaltige effiziens, die wir uns erschliessen müssen!

andererseits sind wir bei diesen techniken noch im stadium des kindes, das sich am streichholz die finger verbrennt, bevor es lernt den ofen anzuzünden. sollte man deshalb aufgeben? wüsste ich, daß diese kraftwerke in absolut vertrauensvollen händen geführt werden, so würde ich wohl atomkraft-befürworter sein.
hugo
hugo
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Re: Der Atomausstieg
geschrieben von hugo
als Antwort auf dutchweepee vom 17.07.2007, 05:14:33
ist doch eigentlich alles ja soo einfach, man muss nur wissen was man will,,pardon,,nicht will.

Also, ich will keine Kohelkraftwerke (Dreckschleudern)
-ich will keine Biodiesel und Abfall Kraftwerke usw. die stinken
-ich will keine Windmühlen, die versauen die Sicht und den Vogelzug und die Fische,,
-ich will keine Pipeline durch die Ostsee, dadurch werden die Strände versaut, wenns ,,
-ich will keine Erdgaslager in meiner Nähe
-ich will keinen teuren Strom aus weiter Entfernung (die störenden Masten)
-ich will kein Blockkraftwerke im Wohnviertel (wer soll den Lärm aushalten?)
-ich will nicht auf die gewohnten schönen roten Ziegeldächer verzichten
-ich will keinem Atomklostrom usw.

ich will einfach nur sauberen, sicheren, billigen Ökostrom aus meiner Steckdose *g*
hugo

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kagula
kagula
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Re: Der Atomausstieg
geschrieben von kagula
als Antwort auf eko vom 16.07.2007, 23:27:59
Da wird von den deutschen Sicherheitsstandards - einer der besten der Welt - geredet: Stimmt. Da wird der Ausstieg aus dieser Technik bedauert.
Aber keiner der Beiträge aus diesem Themenkreis befasst sich mit der Entsorgung der ausgedienten Brennstäbe, des radioaktiv verstrahlten Mülls!
Das so oft in den Medien besprochene Plutonium (Pu) hat eine Halbwertszeit von 24.110 Jahren und wird unseren Nachkommen bestimmt noch einiges Kopfzerbrechen bereiten. Nur einfach still gelegte Bergstollen damit zu füllen ist in unserer dichbesiedelten Region wohl keine Lösung - also wohin damit?
--
kagula
hugo
hugo
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Re: Der Atomausstieg
geschrieben von hugo
als Antwort auf kagula vom 17.07.2007, 08:39:37
--kagula, musste Dir tatsächlich soo viele Gedanken um die paar Brennstäbe machen ?

das ist doch das Verrückte in der heutigen Debatte in Deutschland. Nur um sich zu profilieren um zu demonstrieren um zu politisieren und zu meckern werden immer und immer wieder gerade die deutschen Atomabfälle in den Vordergrund geschoben, werden Ängste geschürt,,(damit meine ich jetzt nicht Dich)

Ich will Dir mal was sagen, gerade um die deutschen Kraftwerke und deren Abfälle mach ich mir die allerwenigsten Sorgen. Was da bisher an Geldern eingeflossen ist, an Forschungsleistungen, Entwicklung, Now How, in Sachen Zwischen-, und Endlagerung., welcher Aufwand betrieben wird um die Bevölkerung zu informieren, welches Spektakel dazu die Medien und die Politiker veranstalten und die damit gutverdienende "Ökoinstitute" usw,,

Nein, meine Bedenken gehen eher in die Richtung das durch diese ständige Nabelschauen dieses auf Deutschland bezogene Problemhochbauschen die wahren und echten Atomausstiegsprobleme verdrängt werden.

Nicht die modernsten und sichersten Anlagen sind das Hauptproblem, sondern die alten, die weniger überwachten in einigen Ländern welchen die Mittel fehlen um mit größtem Aufwand die höchste Sicherheit zu garantieren. Das trifft aufs Betreiben und das Entsorgen zu.

Wir kämpfen hier auf einem unbedeutendem Nebenschauplatz Schaukämpfe aus und übersehen dabei die tatsächlichen Gefahren. Wenn ich bedenke was wohl mit den alten Brennstäben in Russland passiert in China, Indien, Korea, wenn das so endet wie die U-boote in Murmansk (ehe sie von der EU in Schlepp genommen wurden) wie die Amis Freiläger in der Wüste einrichten, andere vom Versenken auf den Meeresgrund schwafeln,,,und, das allerwichtigste: die militärischen Überbleibsel, Restmüll, atomarer, biologischer und chemischer Waffen da sollten wir anfangen uns Gedanken zu machen und nicht ablenken auf die -wie oben gesagt- zivilen Nebenschauplätze,,

falls Du mal die Möglichkeit hast, eines der vielen Infozentren eines deutschen KKW zu besuchen, dann solltest Du nicht abwinken,,,ich gehe regelmäßig mit meinen Besuchern aus Ost und West, wenn es deren Zeit erlaubt zu solch einem Infotrip nach Lubmin und bisher hat es noch keiner bereut. Dümmer wird man davon nicht. *g*

hugo
rolf †
rolf †
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Re: Der Atomausstieg
geschrieben von rolf †
als Antwort auf kagula vom 17.07.2007, 08:39:37
Die Zulassung der AKW wurde nur durch einen Trick möglich.
Da Gesetz verlangt zwar den Nachweis für die sichere Entsorgung, läßt aber Zwischenlager und Planung an Stelle der endgültigen Lösung zu.
Ohne diese Krücke hätte kein AKW gebaut werden können.
--
rolf
kagula
kagula
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Re: Der Atomausstieg
geschrieben von kagula
als Antwort auf hugo vom 17.07.2007, 10:16:41
@hugo
"....die paar Brennstäbe..?
Eine lange Zeit meines Berufslebens (auch wenn das nun schon eine Weile her ist) war ich in der Kerntechnik tätig und kenne einige deutsche und europäische KKW´s nicht nur von außerhalb des Zaunes.
Aber lassen wir "die paar Brennstäbe" (immerhin einige tausend pro KKW) außer Acht, nur - was geschieht mit dem Core, dem Reaktorbehälter mit seinem Inneren aus Pumpen, Wärmetauschern und diversen Rohrleitungen des sogenannten Primärkreislaufes? Die kann man nicht versenken wie ausgediente U-Boote (was dieses Verfahren bringt ist auch bei Fachleuten umstritten)! Solche Anlagen werden in Riesenbetonsärgen eingemottet und "verschönern" fortan die Landschaft als Industrieruinen.
Und dann - Nebenschauplätze - da fällt mir immer Tschernobyl ein, als in weiten Teilen der westlichen Nachbarländer die Erde verstrahlte und vor dem Verzehr von Pilzen und Wildbret gewarnt wurde, auch hier in Deutschland. Ob du dir das merken willst oder nicht - es gibt im dichtbesiedelten Europa keine "Nebenschauplätze", im Falle eines Super-GAU sind wir alle betroffen, auch wenn gewisse Kreise das herunterspielen und verniedlichen wollen.
--
kagula

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