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Innenpolitik Der Streit um das Betreuungsgeld

olga64
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Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von olga64
als Antwort auf Grenzlandfrau vom 04.04.2012, 18:52:30
Studiengebühren sind nicht per se falsch; sie ermöglichen verschuldeten Universitäten, dass gute Dozenten und Professoren angeheuert werden können. Wir sehen dies in Bayern sehr gut - wir haben in München einige Elite-Unis, die Nachfrage exzellenter Professoren und Dozenten aus der ganzen Welt ist enorm. Dies dürfte in anderen, verschuldeten Bundesländern mit Unis ohne Studiengebühren völlig anders sein. Und so gewaltig sind diese Gebühren ja wirklich nicht; meist werden Studenten ja von sehr gutverdienenden Eltern gesponsert, die dann auch diese Kosten von der Steuer absetzen.
Kostenlose Kitas finde ich grundsätzlich gut - aber aber einer gewissen Gehaltsgrösse der Eltern nicht mehr. So sehe ich dies auch bei Kindergeld - Grossverdiener brauchen dies nicht. Und so sehe ich es auch beim Betreuungsgeld, das ich generell unsinnig empfinde und insbesondere z.B. bei der Frau eines gutverdienenden Arztes, die es kassiert, obwohl sie es nicht nötig hat.
Was mich ein wenig an Ihrer Replik stört, ist Ihr Angriff auf Ingo. Kann es sein, dass er Dinge einfach anders erlebte oder beurteilt als Sie? Dies ist die Grundlage von Demokratie - vermutlich werden Sie mich jetzt auch gleich anpfeifen, obwohl ich ja in den Grundpunkten mit Ihnen fast einer Meinung bin. Aber vielleicht sind Sie ja heute besser aufgelegt - who knows? Olga
Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 05.04.2012, 17:24:00
Vielleicht sollte man sich einmal bei unserem westlichen Nachbarn schlau machen!

http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89cole_maternelle
Grenzlandfrau
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Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von Grenzlandfrau
als Antwort auf olga64 vom 05.04.2012, 17:24:00
Ja Olga,
gegen das enorme Selbstbewusstsein der Bayern ist kein Kraut gewachsen.
Es lag nicht in meiner Absicht, Ingo ob seiner Haltung anzugreifen. Ich bin sicher, dass er vieles anders erlebt hat als ich, sonst würden unsere Ansichten nicht dermaßen auseinander driften.
Haben Sie, liebe Olga, jemals an einer Universität studiert? Dort vielleicht unterrichtet oder auch nur in der Finanzverwaltung gearbeitet? Es ist es einfaches Rechenexempel: multiplizieren Sie die Anzahl der (zahlungspflichtigen) Studenten mit der Summe der Studiengebühren, ziehen Sie davon die Anteile für Stupa und andere Gebühren ab. Dann errechnen Sie den Aufwand, diese Gelder zu verwalten. Ob da soviel Geld für externe Profs - die übrigens auch nach Tarif bezahlt werden - übrigbleibt?

Leider können sehr viele Eltern die Studiengebühren nicht aufbringen, was zu einer Abwanderung der Studenten in studiengebührenfreie Bundesländer führt und die dort heimischen Studierwilligen in wiederum andere Bundesländer
zwingt, wo die Eltern nicht nur die Studiengebühren, sondern auch Mietkosten übernehmen müssen.

Bildung ist eine vornehmlich staatliche Aufgabe.

Was das Kinder- und Betreuungsgeld betriff, gehe ich ebenfalls nicht mit Ihnen konform:

1. Betreuungsgeld ist m.E. eine Fehlinvestition. Und es ist lumpig. Wenn eine Frau (Mutter) oder ein Mann (Vater) für die Erziehungsarbeit (Betreuen - das macht ein Babysitter, aber Eltern haben Erziehungsarbeit!) 150 € monatlich bekommen soll, zeugt das von einer maßlosen Unterschätzung der Elternarbeit.

2. Kindergeld: jede Familie hat (sehr hohe) zusätzliche Ausgaben für Kinder, da spielt es keine Rolle, wie hoch das Einkommen ist. Vor etwa 30 Jahren lagen mir Berechnungen vor, die damals (!) von 500 DM monatliche Kosten eines (eines!) Kindes ausgingen. Das ist natürlich ein Durchschnittswert.
Wer die Auffassung vertritt, dass Kinder ein hohes Gut sind, dass sie den Fortbestand unserer Gesellschaft (unseres Landes ...) sichern, sollte sich dieses Gut etwas kosten lassen.

Leider sind wir hier gezwungen, einen Großteil der verfügbaren Ressourcen in Flickschusterei zu stecken: z.B:
Schulsozialarbeiter, die nötig sind, um das, was im Elternhaus verpasst wurde, halbwegs in Ordnung zu bringen, Deutschkurse für in Deutschland geborene Erstklässler bis hin zur fragwürdigen Resozialisierung von Straftätern.

Deshalb finde ich eine gute Bildung (inkl. Kita) so wichtig und den Ansatz des Betreuungsgeldes falsch.

Grenzlandfrau


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olga64
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Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von olga64
als Antwort auf Grenzlandfrau vom 10.04.2012, 18:31:48
Ich habe nach einem zweijährigen Auslandsaufenthalt (als Au Pair) Mitte der 60er Jahre in München studiert und dieses Studium mit Diplomarbeit abgeschlossen. Es gab damals keinerlei Bafög - meine Mutter war Witwe, ein Bruder wuchs ebenfalls heran, der dann studierte.
Es war für mich völlig normal, neben dem Studium zu arbeiten (in Kneipen, an einer Tankstelle usw.), um mir im teuren München meinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Ich wusste ja, dass es sich "nur" um einige Jahre handelt, in denen ich tapfer sein musste - später hatte ich dann gute Chancen, gute und gutbezahlte Jobs zu bekommen ,die mich reichlich dafür entschädigten.
Was ist daran schlimm?
Gearbeitet habe ich nie in Universitäten - ich wollte in die freie Wirtschaft, weil diese besser zahlen und ausserdem mehr Entfaltungsspielraum gewährleisten. Genau so war es auch. Olga
Grenzlandfrau
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Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von Grenzlandfrau
als Antwort auf olga64 vom 11.04.2012, 16:20:54
Nein Bafög gab es nicht, aber dessen Vorläufer, das so genannte Honnefer Modell (ab 1957).
Heute bzw. in den letzten Jahrzehnten stellt sich die Situation an den Unis anders dar als in den 1960er Jahren.
Für die unzureichende Finanzausstattung gibt es viele Gründe, allerdings sehe ich nicht, dass Studiengebühren die Situation spürbar entlasten sollten.
Heutzutage ist die freie Wirtschaft oftmals nicht mehr die bessere Wahl - das hängt von den Fachbereichen ab und auch von der individuellen Karriereplanung.

Das war jetzt ziemlich off topic

Für ein paar Betreuungskröten bleibt sicher kaum eine Akademikerin zu Hause. Wer länger als 1/2 Jahr vom Arbeitsplatz fernbleibt ("Elternzeit"), verpasst den Anschluss.

Grenzlandfrau
myrja
myrja
Mitglied

Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von myrja
Wo bitte geht's zum Betreuungsgeld?

Nach dem ernsten Thema mal etwas nicht ganz ernst zu Nehmendes.

Myrja

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urmelviech
urmelviech
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Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von urmelviech
als Antwort auf Grenzlandfrau vom 11.04.2012, 18:11:06
1. Betreuungsgeld ist m.E. eine Fehlinvestition. Und es ist lumpig. Wenn eine Frau (Mutter) oder ein Mann (Vater) für die Erziehungsarbeit (Betreuen - das macht ein Babysitter, aber Eltern haben Erziehungsarbeit!) 150 € monatlich bekommen soll, zeugt das von einer maßlosen Unterschätzung der Elternarbeit.


Das ist die neue Form des 1€ - Job ( Hartz IV).
Den es ja auch nicht mehr gibt.
Ist es Absicht diese Form den "gleichen" Clientel um die Ecke eine Brücke zu bauen?

Übrigen der Kindergrippennotstand wird so nicht schmackhafter. Wahrscheinlich muss man es nur drehen wie man es gerade braucht.

Nun Gott sei Dank, hilft meiner Tochter auch die Firma bei der Beschaffung von einen Krippenplatz. Das ist aber garanitiert die Ausnahme. Und wenn man 2 - 3 Jahre zu Hause bleibt, hat hat den Karrieresprung vom Abteilungsleiter zur Hof und Putzkolonne in der Tasche. Welches Unternehmen leistet sich den Luxus eine Stelle bis 3 Jahre mit befristeten Leuten zu besetzen.

Es geht hier nicht um Job's mal ebenso vom Verdienst und Rentenansprüchen ganz zu schweigen. ( 150 € ) Null Rentenbeitrag.

Das können sich nur Beamte oder die Dummen Der Republik in Berlin ausdenken und natürlich die Bayern.

Carla21
Carla21
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Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von Carla21
als Antwort auf trux vom 04.04.2012, 13:24:32
Ich meine, diese Mütter haben einen moralischen Anspruch auf Betreuungsgeld, denn es ist Arbeit auch für die Allgemeinheit.
Trux

geschrieben von trux

Das Betreuungsgeld lässt Kinder der Unterschicht dumm bleiben.

Ach Trux, was meinst Du, wer noch alles „moralischen“ Anspruch wegen irgendwas auf Ausgleich in Geld erheben könnte?
Vor allem hat der Durchschnittsbürger Anspruch darauf, dass er – bei der geforderten Beweglichkeit im Arbeitsleben - seine Kinder in vernünftige öffentlich Betreuungs- bzw. Erziehungseinrichtungen schicken kann. Das brächte außerdem die gesamtgesellschaftliche Entwicklung in Schwung und vermehrte die Arbeitsplätze. Wer das partout nicht möchte, kann er das gern auf eigenes Risiko lassen. Das Daheimerziehen ist ein alter Hut, der zu der jetzigen miesen gesamtgesellschaftlichen Entwicklung mit beigetragen hat.

Nur die wenigen Frauen der Oberschicht könnten sich samt ihrer Kinder emanzipieren. So wie alle vom Bundespräsidenten gepriesenen Freiheiten nur von vermögenden Menschen wahrgenommen werden können -. Alle anderen sind ausgeschlossen. Und daran, dass die mangelnde Freiheitswahrnehmung durch eigene Schuld bedingt ist, sollen alle nicht zu den Top-Verdienerinnen zählenden Frauen glauben, damit das politische System möglichst reibungslos weiterdümpeln darf.

Der Gegenpol für die Verschwendung des Betreuungsgelds an Familien für daheim gebliebene Kinder von eh schon vermögenden Menschen, die zur der Verarmung des öffentlichen Erziehungssystems führt, ist die Herausnahme armer Kinder aus dem Kindergarten, damit das zu geringe Haushaltsgeld etwas aufgestockt werden kann. Hier in Berlin wird es hauptsächlich die Kinder des Prekariats treffen, die es besonders nötig hätten, eine vernünftige Erziehung zu erhalten, die im Elternhaus fehlt.

M. E. eine gewollte Sache, damit der dt. Wirtschaft möglichst lange dumme und billige Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Schon (1970), vor mehr als 40 Jahren, belief sich die Anzahl der Menschen, die keinen Hauptabschluss hatten, in Berlin auf 33%. Ca. 30%, das ist wohl der Durchschnittsbedarf an ungelernten, billigen Handlanger(inne)n.

Mir ist bewusst, dass damit ein Standardbild einer Familie entsteht, in der beide Ehepartner arbeiten müssen, um – bei Ausbildung - einen durchschnittlichen Lebensstandard zu erreichen. Das muss vor allem Arbeitgeber freuen. Dennoch beiße ich – um der Weiterentwicklung und Selbstständigkeit der Menschen (hauptsächlich der Frauen) willen – in diesen sauren Apfel.

Deshalb: Kein Betreuungsgeld, sondern Ausbau eines öffentlichen Kinderbetreuungssystems mit qualifiziertem Personal, in das auch Besserverdiener ihr Kind guten Gewissens schicken können.
olga64
olga64
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Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von olga64
als Antwort auf Carla21 vom 19.04.2012, 13:18:05



Deshalb: Kein Betreuungsgeld, sondern Ausbau eines öffentlichen Kinderbetreuungssystems mit qualifiziertem Personal, in das auch Besserverdiener ihr Kind guten Gewissens schicken können.

Natürlich muss die Höherqualifizierung der ERzieher und Erzieherinnen vorangetrieben werden - immerhin sind sie die Lehrenden der Vorstufe zu den Schulen und Universitäten.
Aber "Besserverdiener" wussten sich schon immer zu helfen (und brauchen auch die Herdprämie nicht, obwohl sie sie natürlich auch bekommen werden!). Sie engagieren ein Au Pair (ist gut für die frühzeitige Fremdsprachen-ERziehung der Kids), schicken die Kinder auf Internate usw.usw.
Eine gute Idee finde ich, dass eine höhere Anrechnung der Entgeltpunkte für die Eltern bei der Rentenversicherung erfolgen soll. Diejenigen, die jetzt wegen der Herdprämie zu Hause bleiben, sind im Alter wieder Sozialfälle, die auf die Transferleistungen von Steuerzahlern angewiesen sind. Und so kann es ja bitte auch nicht immer weitergehen. Olga
Re: Der Streit um das Betreuungsgeld
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ingo vom 04.04.2012, 16:26:36
Nach über dreissig Jahren als Stellenleiter im Sozialamt sage ich mal etwas sarkastisch: Träum' weiter, trux! Das ist nicht abfällig gemeint; aber die Zahl derer, die das Geld "unsachgemäss verwenden" hat sich in den letzten 20 Jahren vervielfacht. Glaub's mir einfach oder geh' mal mit offenen Augen durch die (Grossstadt-)Strassen.


Würde ich heutzutage vor der Qual der Wahl "Kinder-Krippe oder daheim" stehen,
würde ich mich für "mein Kind und ich daheim" entscheiden,
Die sogenannte "Herdprämie" halte ich - wie Trux - für gerecht.

Auch käme ich ernsthaft in's Grübeln, bei der Frage "Kindergarten oder nicht",
bei einem Einzelkind würde ich mich wohl für den Kindergarten entscheiden,
bei mehreren Kindern wohl nicht.

MargArit


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