Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Einigung zum Thema "Kindergrundsicherung" oder doch nur eine Verschnaufpause...

Innenpolitik Einigung zum Thema "Kindergrundsicherung" oder doch nur eine Verschnaufpause...

ingo
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RE: Einigung zum Thema "Kindergrundsicherung" oder doch nur eine Verschnaufpause...
geschrieben von ingo
als Antwort auf Elbling vom 15.04.2024, 18:37:06
"""" Ich denke mal das die 'jamernden' eher aus der Bildungsfernenschicht kommen...
Die Menschen aus "bildungsfernen Schichten" haben, sinnbildlich gesprochen, 25 Beratungsstellen, die ihnen bereitwillig helfen. Deshalb glaube ich auch nicht, dass soooooo viele Eltern die Leistungen nicht in Anspruch nehmen. Diese politische Behauptung wird durch ständige Wiederholung auch nicht wahrer.
Dieser Personenkreis weiß übrigens schon durch Mund zu Mund Propaganda sehr genau, wo man Geld bekommen kann. Das behaupte ich mal ganz dreist aus meiner Berufserfahrung im Sozialamt. Auch wir haben diese Menschen beraten.
MarkusXP
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RE: Einigung zum Thema "Kindergrundsicherung" oder doch nur eine Verschnaufpause...
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf werderanerin vom 15.04.2024, 13:39:45
Ja, lieber Elbling...natürlich unterliegen ja solche Projekte immer auch missbräuchlichen Möglichkeiten, da kennen ja diejenigen oft auch die Schlupflöcher und all die Herankommensweisen.

Mir geht es um die Kids, die es brauchen...ja, ich weiß, vielleicht schlägt eben da mein Herz für Kinder voll durch, es ist wohl so und deshalb sollte, nein MUSS solch ein Gesetz mehr als gut gemacht sein, incl. Kontrollen u.a.m.
Dazu gibt es die Fachleute, das aber die Ministerin nicht in der Lage scheint, das Ding endlich auf den Tisch zu hauen, zeigt nur, dass man sich "Zeit" gönnt...

Ich weiß noch, nicht lange her..., als Frau Verteidigungsministerin wegen Unvermögen (so hieß es natürlich nicht offiziell...) endlich rausgejagt wurde, ein guter Pistorius folgte....da ging plötzlich alles.

Na klar, es ist die Bundeswehr, zwar noch lange nicht da, wo sie sein müsste, aber unsere Jugend hats eben schwer in Deutschland. 

Kristine
Ich kann da nur zustimmen: eine gute, fähige Besetzung eines Ministeriums macht eine Menge aus. Stimmt die Planung, stimmen die Budget-Zahlen, wird schlüssig argumentiert ... und natürlich auch um die Ziele gekämpft und gestritten, dann ist auch was erreichbar. Dies gilt für alle Ministerien, dein Vergleich von AKK und Lambrecht zu Pistorius ist also sehr treffend.

Es gibt bei allen Transferleistungen einen Bodensatz von Betrug ( im weiteren Sinne ). Wer eine  Gesellschaftsform wie die unsrige will, muss damit leben. Dieser muss nur eine noch zu akzeptierende Größenordnung haben, also sind Kontrollen mit Sanktionen notwendig ... aber nicht solche Leistungen einzustellen, weil es vereinzelt Betrug gibt.

Ingo weiß das aus seiner Praxis sicher besser als ich wie hoch diese Quote ist, mir fehlt ein Gefühl für die Größenordnung. Eine generelle Skepsis habe ich allerdings auch, ob alle Eltern auch so sind wie Eltern sein sollten ... 

Mir scheinen beim Stichwort "Chancengleichheit" nach wie vor Ganztagsschulen eine mögliche Lösung, mit Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe wo notwendig und kostenfreier Beköstigung der Kinder. In unserem föderalen System ist dies als Einheitsschule wohl nicht möglich. Das hängt auch mit dem konservativen Familienbild einzelner Länder zusammen. Ich bin also kein großer Freund von "Kultur ist Ländersache".

Es ging ja wieder durch die Presse: Jahr für Jahr verlassen um die 50.000 Kinder bzw. Jugendliche ohne Abschluss die Schule. Viele landen gleich in Helfertätigkeiten, da ist dann nur sehr schwer wieder raus zu kommen. Ich bin davon überzeugt, mit einer engeren Betreuung wäre da viel Positives zu bewegen.
MarkusXP
Elbling
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RE: Einigung zum Thema "Kindergrundsicherung" oder doch nur eine Verschnaufpause...
geschrieben von Elbling
als Antwort auf ingo vom 15.04.2024, 18:50:49

Sehe ich etwas anders. Hier in meinem Wohnumfeld leben welche die haben diese Probleme. Die Ursachen sind sehr vielfältig und heute eher uninteressant.
Die eine Gruppe davon hat viel Ablehnung, Ausgrenzung und auch Erniedrigung erfahren. Sie stecken m.M. nach in einem Teufelskreis. Jedwedes wenden an staatliche Instituntionen betrachten sie als "sich ausliefern", sie haben schlichtweg Angst davor. Sie braucht die Unterstützung und auch die Ermutigung die Hilfe anzunehmen - für ihre Kinder, damit sie nicht auch in diesen Teufelskreis geraten.

Und dann ist da noch die andere Gruppe. Sie ist einfach nur dreist und nutzt alles aus bis auf den letzten Cent. Nur um die geht es mir nicht so sehr, sie "hilft" sich ja sehr gut allein. Die entsprechenden Gesetze kennt man dort aus dem 'ff'.


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olga64
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RE: Einigung zum Thema "Kindergrundsicherung" oder doch nur eine Verschnaufpause...
geschrieben von olga64
als Antwort auf ingo vom 15.04.2024, 18:50:49
"""" Ich denke mal das die 'jamernden' eher aus der Bildungsfernenschicht kommen...
Die Menschen aus "bildungsfernen Schichten" haben, sinnbildlich gesprochen, 25 Beratungsstellen, die ihnen bereitwillig helfen. Deshalb glaube ich auch nicht, dass soooooo viele Eltern die Leistungen nicht in Anspruch nehmen. Diese politische Behauptung wird durch ständige Wiederholung auch nicht wahrer.
Dieser Personenkreis weiß übrigens schon durch Mund zu Mund Propaganda sehr genau, wo man Geld bekommen kann. Das behaupte ich mal ganz dreist aus meiner Berufserfahrung im Sozialamt. Auch wir haben diese Menschen beraten.
geschrieben von ingo
Es gibt sie vermutlich, diese sog. "bildungsfernen" Schichten, wo schon die Eltern nicht von ihren Eltern so erzogen wurden ,dass sie im Erwerb von Bildung keine Schikane des Staates sehen, sondern die einzige, grosse Chance, aus einem so abhängigen Leben herauszukommen.
Zu viele junge Menschen verlassen Schulen ohne jeglichen Abschluss; viele davon waren in Förderschulen, wo sie m.W. besondere Aufmerksamkeit erhalten sollen - dann aber irgendwann morgens nicht mehr aufstehen wollen, um in die Schule zu gehen, wo sie alles zu langweilig empfinden.
Aufgrund des ARbeitskräftemangels in Deutschland bemühen sich jetzt Unternehmen,d iese jungen Menschen ohne Schulabschluss zurückzuholen, um dann zweigleisig bei Ausbildungsverhältnissen auch eine Möglichkeit zu schaffen,den Schulabschluss später nachzuholen. Das wäre eine Chance und eine gute Lösung sowohl für ARbeitgeber als auch für diese jungen Leute.
Aber wenn diese wieder nicht das Durchhaltevermögen haben, diese Chance konsequent zu nutzen, bleiben sie auf der Stufe, wo meist schon ihre Eltern waren: nur schlechtbezahlte Helfer-Jobs und später ein Leben im Alter in Armut. Und dann muss wieder der deutsche Steuerzahler einspringen, wenn das dann überhaupt noch finanzierbar ist.

Ich habe auch immer den Verdacht, dass es unter Bürgergeld-Empfängern (früher Hartz IV) schon recht viele geben dürften ,die sich diese staatlichen Transferleistungen durch Schwarzarbeit aufstocken. Die Schuld für dieses asoziale Verhalten gebe ich dann aber sicher nicht ausschliesslich den Transferleistungs-Empfängern, sondern auch denen, die solche Jobs anbieten und sich ihrerseits Steuern und Abgaben sparen wollen. Olga

 
ingo
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RE: Einigung zum Thema "Kindergrundsicherung" oder doch nur eine Verschnaufpause...
geschrieben von ingo
als Antwort auf olga64 vom 15.04.2024, 19:14:51

@olga64: Ich kann Dir in allen Dingen mehr oder weniger zustimmen und könnte eine DIN A4-Seite erläutern. Nur soviel: Was Politiker, an der Spitze derzeit Herr Heil, bei ihren tollen Plänen nicht begreifen, ist, dass von der zweiten, dritten etc. Generation der Dauerleistungsempfänger so gut wie niemand mehr "zurückzuholen" ist. Das ist der wesentliche Grund, warum ich gestern geschrieben habe, dass das Geld besser in die Bildung gesteckt würde......Aber auf mich hört ja niemand😞

olga64
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RE: Einigung zum Thema "Kindergrundsicherung" oder doch nur eine Verschnaufpause...
geschrieben von olga64
als Antwort auf ingo vom 16.04.2024, 11:23:30
@olga64: Ich kann Dir in allen Dingen mehr oder weniger zustimmen und könnte eine DIN A4-Seite erläutern. Nur soviel: Was Politiker, an der Spitze derzeit Herr Heil, bei ihren tollen Plänen nicht begreifen, ist, dass von der zweiten, dritten etc. Generation der Dauerleistungsempfänger so gut wie niemand mehr "zurückzuholen" ist. Das ist der wesentliche Grund, warum ich gestern geschrieben habe, dass das Geld besser in die Bildung gesteckt würde......Aber auf mich hört ja niemand😞
geschrieben von ingo
Bildungspolitik ist Ländersache (Sozialpolitik jedoch allgemeine Angelegenheit des Bundes).Ich bin auch der Meinung,dass wir als Deutschland es uns nicht leisten können ,dass evtl. Menschen hier verhungern. Dafür muss staatliche, solidarische Hilfe sein - aber was ich seit Anbeginn dieser H 4-Leistungen bemängle, ist,dass viele Empfänger einen Dauerzustand daraus machen,der nun schon in die nächsten Generationen reicht und das Prinzip (worauf diese Transferleistung mal aufgebaut war) "fördern und fordern" schon lange nicht mehr erfüllt wird.
Und das wäre wichtig. Deutsche Menschen fordern zu Recht auch von Geflüchteten und Ausländern,die bei uns leben (wollen),dass sie parallel zu staatlichen Leistungen arbeiten müssen - und sei es auf 1-Euro-Basis, bzw. gemeinnützigen Einrichtungen usw.
ABer das soll auch für deutsche Menschen gelten, die dann ja noch den Vorteil gegenüber Ausländern haben,dass sie evtl. unsere Sprache sprechen.

Bei Bildung ist es ja so,dass Unterschiede bei den einzelnen Bundesländern gut erkennbar sind: z.B. läuft es in Sachsen und auch Bayern gut - in Bremen und Berlin weniger gut.
Die Bundesländern, die grosse Defizite haben, sollten sich an denen,die erfolgreich sind, orientieren und entsprechend nachbessern. Das scheint aber "gegen dieEhre" von BildungsministerInnen in den einzelnen Bundesländern zu sein - was ich ebenfalls noch nie verstanden habe. Olga

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olga64
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RE: Einigung zum Thema "Kindergrundsicherung" oder doch nur eine Verschnaufpause...
geschrieben von olga64

In Deutschland gibt es auch verschiedene Meinungen dazu, ob für die Familien zu wenig oder zu viel getan wird.
Da ist es interessant, mal auf aktuelle Fakten und Zahlen zu blicken:
Rechnet man Steuervorteile und direkte Leistungen für Eltern und Kinder zusammen, stellt unser Staat (also die SteuerzahlerInnen)in diesem Jahr dafür 97 Mrd Euro zur Verfügung.
Das sind 40% mehr als noch in 2016.
Allein das Kindergeld schlägt demzufolge mit 55 Mrd Euro zu Buche.
Olga

 

Elbling
Elbling
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RE: Einigung zum Thema "Kindergrundsicherung" oder doch nur eine Verschnaufpause...
geschrieben von Elbling
als Antwort auf olga64 vom 17.04.2024, 17:15:23
In Deutschland gibt es auch verschiedene Meinungen dazu, ob für die Familien zu wenig oder zu viel getan wird.
Da ist es interessant, mal auf aktuelle Fakten und Zahlen zu blicken:
Rechnet man Steuervorteile und direkte Leistungen für Eltern und Kinder zusammen, stellt unser Staat (also die SteuerzahlerInnen)in diesem Jahr dafür 97 Mrd Euro zur Verfügung.
Das sind 40% mehr als noch in 2016.
Allein das Kindergeld schlägt demzufolge mit 55 Mrd Euro zu Buche.
Olga

 
Ist ja schön und gut, nur fehlt es hauptsächlich denen die bereits am untersten Ende der Gesellschafts-Skala leben.
Laut Familienportal.de:
'Haben reiche Anspruch auf Kindergeld?
Ja. Das Kindergeld hängt nicht davon ab, ob Ihr Kind ein eigenes Einkommen hat. Es kommt auch nicht darauf an, wieviel Ihr Kind verdient.'
Also jene die es eigentlich nicht nötig haben...... Sieht so Chancengleichheit aus..?
pippa
pippa
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RE: Einigung zum Thema "Kindergrundsicherung" oder doch nur eine Verschnaufpause...
geschrieben von pippa
als Antwort auf olga64 vom 17.04.2024, 17:15:23

Ich war schon immer gegen jegliches Kindergeld, und ich fände es wesentlich besser - jedenfalls für die Kinder - wenn bereits der Kindergarten einschließlich der Mahlzeiten kostenfrei wären und auch Pflicht.
Auch alle Schulen sollten einschließlich der Lehrmittel und Mahlzeiten kostenlos sein.

Schulausflüge sollten für Bedürftige frei sein einschließlich Taschengeld.

Ich bin auch für Schuluniformen, die ebenso für die Kinder  von Bürgergeld -Beziehern kostenfrei sein sollten.

Nur so kann wenigsten für Kinder eine gewisse Gleichheit erreicht werden., denn ich bin mir nicht sicher, dass es viele Familien gibt, die vom Kindergeld leben und die Kinder überhaupt nichts davon haben.

Das Bürgergeld sollte bei Familien mit Kindern oder auch für Alleinerzieher natürlich etwas höher ausfallen.
Pippa

 
 

Elbling
Elbling
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RE: Einigung zum Thema "Kindergrundsicherung" oder doch nur eine Verschnaufpause...
geschrieben von Elbling
als Antwort auf pippa vom 17.04.2024, 18:51:01

..dann käme das Kindergeld wenigstens da an wo es wirklich gebraucht wird.


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