Innenpolitik Erika Steinbach

heinzdieter
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von heinzdieter
als Antwort auf JuergenS vom 09.01.2010, 16:09:12
Zitat:

Ich bin nach wie vor der Meinung, obwohl mir Steinbach nicht liegt, in Ruhe die beste Lösung aus deutscher Sicht zu finden, ohne Berücksichtigung der Befindlichkeiten des Nachbarn Polen.

Alle Staaten in der EU sind souverän und es darf nicht um Aufrechnung gehen, aus der man dann ableitet, was der jeweilige Nachbarstaat machen darf und was nicht.

Und die Schuld, die Schulden der Deutschen sind nun genügend aufgearbeitet, das hat kein Land bisher so gründlich und ehrlich getan.


Weise Worte !!

Ich bin der gleichen Auffassung,Es wäre das Beste den Bau dieses Mahnmals in Berlin in dieser Form aufzugeben.

Es ging über 60 Jahre auch ohne einer Gedenkstätte/ Mahnmal.

Ein Rückzug ist immer noch besser, als das zurzeit stattfindende Hichhack über Frau Steinbach, wobei mit einem Nachgebnen unserer Regierung zu rechnen ist.

Muss nicht sein, kann aber:
Es ist doch naheliegend dass die Polen weitere Sonderwünsche äussern und dann wieder in der gleichen Weise versuchen diese durchzusetzten.


Gruß
heinzdieter


bernhard
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von bernhard
als Antwort auf JuergenS vom 09.01.2010, 16:09:12
Guten Abend 5js4,

Du sprichst mir aus der Seele. Und ein wenig mehr Selbstbewusstsein täte den Deutschen doch nun - 64 Jahre nach Kriegs- (und Kriegsschuld) Ende - wirklich not. Warum immer noch kriecherisch auf jedes Stirnrunzeln eines jeden EU-Nachbarn schauen. Nationalstolz - das ist ein Wort, das offenbar aus dem deutschen Wortschatz gestrichen wurde. Aber die Polen haben ihn, die Tschechen, die Franzosen - am meisten die Amis. Nur wir sollen immer als der böse Bube in der Ecke stehen. Ich hatte mir nun von der neuen Regierung etwas in der Richtung erhofft - aber da kam dann eine tsunamiartige Westerwelle ...und Pustekuchen.

Wenn Du im Übrigen mehr erfahren möchtest, als das , was Du bisher hier erfahren hast, wende Dich an mich. Ich habe allein vom Sudetenland nach dem Mai 45 etwa 120 Augenzeugenberichte in meinem PC.

LG bernhard

hugo
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von hugo
als Antwort auf bernhard vom 09.01.2010, 15:51:58


noch etwas, als du in sachsenhausen (ddr) gedient hast, hast du da auch dieses erfahren,,,,?(bernhard)

ja hab ich,,es war zwar als Fakt bekannt, wurde damals jedoch nicht informativ ausgewalzt

So wusste ich auch das es in der SBZ mehrere sowjetisch "geführte Speziallager gab,,also ehemalige KZ und Gefängnisse (Fünfeichen Sachsenhausen, Hohennschönhausen, Bautzen, Mühlberg Torgau Buchenwald ,,,) und das darüber -über Allem- noch "Sibirien" thronte,,,ohne das damals darüber exakte Internas sondern mehr Grüchte bekannt waren.

Sachsenhausen hab ich sehr bewusst erlebt, zumal uns ein sehr aktiver und irgendwie besonders interessierter "Kulturoffizier" immer wieder mit der Gedenkstätte und allem was damit als KZ gewesen war konfrontierte.

Bei der Einweihung im Frühjahr 1961 stand ich als frischgebackener Muschkote am Haupteingang für internationale Gäste in Paradeuniform -welche an die der Wehrmacht erinnerte- und mit einer russischen Mpi (PPSh 41), was doch einige ehemalige KZ Insassen, jetzt Ehrengäste, etwas irritierte. (die Uniform der Peiniger und die Waffe der Befreier,,)

Deine andere Frage: "gesetz den fall, ein täter massakriert deine ganze familie, würdest du dann im gegenzug die familie des täters umbringen? "
will ich hier mal nicht beantworten,,,,wir hatten und haben derzeit gerade Diskussionen über die Zweckmäßigkeit und/oder Entsetzlichkeit/Sinnlosigkeit von Selbstmordanschlägen als Echo auf vorangegangene Übeltaten und Unrecht und da möchte ich keine Verbindung oder Vermischung mit damaligen -mehr auf die zivile Bevölkerung ausgerichtete- furchtbaren "Begebenheiten" herbeiführen.

hugo

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hugo
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von hugo
als Antwort auf arno vom 09.01.2010, 13:44:18
hallo arno,
bezüglich Frau Schwan,,da ist mir folgende Seite aufgefallen, vielleicht hilft uns die weiter,,

zumindest ihre Sicht auf den Verzicht der polnischen Seite auf das Abdrängen einiger -der deutschen Seite nicht passenden- Leute und das Gegenüberstellen nur einer Nichtwunschkandidatin (Steinbach) auf polnischer Seite spricht doch für sich,,oder ?
carlos1
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von carlos1
als Antwort auf hugo vom 08.01.2010, 08:26:21
„…wenn ich mir nur ein bestimmtes Zeitfenster oder eine lokale Situation oder nur einzelne Personen/Gruppen herausnehme und betrachte, dann kann ich sehr schnell zu der einseitigen Schlussfolgerung kommen ….“

„aber gerade les ich die Protokolle der Befragungen deutscher Kriegsgefangener in den USA 1944/45.“ Hugo



Ein guter Text, hugo. Es ist kein Vernehmungsprotokoll, sondern eine Mit- bzw. Nachschrift/Zusammenfassung einer heimlich abgehörten Unterhaltung (room conversation) in einem dt. Gefangenenlager in den USA. Ein Stabsgefreiter und ein Unteroffizier (beide namentlich mit Dienstgrad genannt) äußern sich Ende Januar 1945 über einen möglichen Verlust des Krieges und dessen gravierende Folgen für sie. Das von zwei Amerikanern in sehr gutem Deutsch protokollierte Gespräch (Weiss und Hess, vermutlich deutsch-jüdische Emigranten, die von der Armee dafür oft eingesetzt wurden), zeigt, dass bei Wehrmachtssoldaten, die einen Treueid auf die Person des Führers geleistet haben bei der Durchführung von Befehlen und bei der Beobachtung von grausamen Vorgängen (Morden an Zivilisten) sehr wohl ein Unrechtbewusstsein vorausgesetzt werden kann. Hier drückt es sich in der Furcht vor Vergeltung aus.

Dies gilt selbstredend auch für Scheußlichkeiten auf der anderen Seite, auch für Polen, Tschechen und Russen. In einem Beitrag von arno wurde festgestellt, dass ein „schlechtes Gewissen“ auch bei Polen .... gedacht werden kann. Es wäre besser ein anderes Wort zu verwenden: vielleicht Unrechtbewusstsein.

Lew Kopelew, 1945 russischer Major in Ostpreußen, Jude, äußerte tiefe Besorgnis über die Schlächtereien, die von Rotarmisten an deutschen Zivilisten verübt wurden. Wie würden diese Soldaten später im Zivilleben diese Erlebnisse bewältigen? Eine solche Verrohung des Gefühlslebens lässt sich nicht aus den Köpfen eliminieren, so seine Sorge. Er wird wegen seiner Bedenken, die er an höherer Stelle anbringt in ein Arbeitslager verbracht. Jeder Krieg verroht die Gemüter, je länger er dauert, umso mehr.

Den Verdacht bernhards, eine Erwähnung von Massakern gegenüber Sudentendeutschen sei im ST nicht ratsam zu erwähnen, ist m. E. unangebracht. Diese Ereignisberichte von Untaten ragen wie Fossilien aus vergangener Zeit in unsere hinüber. Zwei Generationen leigen dazwischen. Es ist gut mit einer Erwähnung der Berichte die Änderungen deutlich werden zu lassen. Nur können wir nicht erwarten, dass etwa die Tschechen sofort und begeistert von den Untaten abrücken, die von einem tschechischen Mob und Milizen gegenüber wehrlosen deutschen Zivilisten verübt wurden. Die Benesch-Dekrete sind dafür der Ausdruck.

Die Wahrheit sieht bedrückend aus. Etwa 2 Mio Deutsche, meist Frauen und Kinder, Alte gingen bei Flucht und Vertreibung zugrunde. Wohlgemerkt nicht nur Opfer der ehemaligen „Feinde“, sondern auch der Nazi-Unvernunft (keine rechtzeitige Evakuierung, Kampf bis zur letzten Patrone) und Nazi-Maßlosigkeit (Ausrottungskrieg, Lebensraumgedanke).


Um es zu wiederholen. Eine Aufrechnung in reiner Arithmetik kommt nicht in Frage. Die Vorgänge nach Kriegsende, in der Deutsche die Opfer waren, kann nicht isoliert von dem Vorausgegangenen gesehen werden. Die Zeit war aus den Fugen, zivilisierte Maßstäbe galten nicht mehr. Hitlers Krieg und die vorausgegangene Hasspropaganda und Erziehung (Rassenhass, Ausrottung parasitärer Rassen, Dezimierung und Versklavung der Minderwertigen, Eroberung von Lebensraum) hatten ihre Wirkung gezeigt, vor allem auch bei der Jugend.

Nach dem Krieg ist der Gedanke der Föderation, einer lockeren Staatenverbindung, im Westen Europas bestimmend geworden. Wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit sollte heute unser Denken, Partnerschaft nicht Feindseligkeit bestimmen. Ein neuer Anfang bedingt neue Maßstäbe.


„ich möchte mich der argumentation von klaus anschliessen und dich (gemeint ist hugo) zu folgendem beispiel befragen: gesetz den fall, ein täter massakriert deine ganze familie, würdest du dann im gegenzug die familie des täters umbringen? - wohlgemerkt: nicht ihn selbst, was ich ja legitim fände, - nein, seine unschuldige, wehrlose familie.“ Bernhard


Denken in den Kategorien der Blutrache ist kein neuer Maßstab.

Eine „sinnlose Diskussion“ (Klaus) ist es aber deshalb nicht, weil wir der Geschichte nicht davon laufen können. Wir müssen uns über unseren politischen Kurs im Klaren sein. Wer nicht wissen will und verdrängt, macht folgenschwere Fehler.


Bernhard bemüht den weisen Sokrates. (Auch Jesus oder Gandhi hätten angeführt werden können).

"10. Unrecht ist weder zu tun noch zu vergelten.“ Sokrates


Eine solche Haltung, wie sie Sokrates an den Tag legt, ist dem heutigen Menschen schwer zu vermitteln. Sokrates trank bekanntlich den Giftbecher, obwohl er unschuldig war. Er lehnte es ab mit Hilfe seiner Freunde zu fliehen, weil er die Gesetze geachtet wissen wollte. Wenn alle Menschen danach streben würden gut zu sein, dann wäre die Welt besser. Leicht gesagt.

c.
hugo
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von hugo
als Antwort auf carlos1 vom 09.01.2010, 21:55:00
hm:"Eine Aufrechnung in reiner Arithmetik kommt nicht in Frage. Die Vorgänge nach Kriegsende, in der Deutsche die Opfer waren, kann nicht isoliert von dem Vorausgegangenen gesehen werden. Die Zeit war aus den Fugen, zivilisierte Maßstäbe galten nicht mehr. Hitlers Krieg und die vorausgegangene Hasspropaganda und Erziehung (Rassenhass, Ausrottung parasitärer Rassen, Dezimierung und Versklavung der Minderwertigen, Eroberung von Lebensraum) hatten ihre Wirkung gezeigt, vor allem auch bei der Jugend. (carlos)

das würd ich gerne abschließend so stehen lassen, besonders das mit der gezeigten Wirkung,,,,da muss ich immerzu daran denken wie es die faschistische Propaganda geschafft hat viele Menschen so sehr zu verunsichern, zu verängstigen, blind zu machen, das eben solche Dinge passieren wie z.b in meiner Nachbarstadt, als dutzende Menschen völlig unnötigerweise in den Freitot gingen, weil sie dachten die Russen würden ihre Männer umbringen.

Beispiel: Am 29. April 1945 hatten die sowjetischen Truppen im Wald vor Alt Teterin Quartier bezogen. Rotarmisten trieben die Männer aus den Häusern und führten sie in das Nachbardorf Stretense. Als von Stretense der Lärm eines Generators herüber drang, machte ein fruchtbares Gerücht die Runde. Verängstigt, gedemütigt und unter dem Eindruck monatelanger NS-Propaganda über angebliche abartige Gräueltaten der Roten Armee, erzählten die Frauen von einer Höllenmaschine, einem gigantischen Fleischwolf, durch die ihre Männer gedreht würden.
Das war der für viele Frauen Anlass genug, um in den Freitod zu gehen.
Am nächsten Morgen kehrten die Männer unversehrt und mit Fleischpäckchen bepackt zurück,,,,sie hatten für die Rote Armee konfizierte Schweine schlachten müssen.


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bernhard
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von bernhard
Hallo Karl,

ich habe eine konkrete Frage an Dich: Besteht in ST die Möglichkeit authentische Augenzeugenberichte aus Tschechien und Polen über die Ereignisse nach dem Kriegsende zu veröffentlichen? Und, falls ja, in welchem Rahmen?

Liebe Grüsse
bernhard
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von bernhard

Ich finde es echt schade, dass diese Diskussion eingeschlafen zu sein scheint. Der Fall Erika Steinbach ist doch aktueller denn je. Hat keiner was dazu zu sagen? Auch meine Frage, die ich an Karl richtete, wurde leider bisher nicht beantwortet.

LG bernhard
EehemaligesMitglied58
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf bernhard vom 12.01.2010, 13:37:04
Ja Bernhard, solche und andere Diskussionen mit brisanten inhalten laufen hier nur in eine richtung und wenn sies doch nicht tun und man an tatsachen nicht vorbeikommt, werden sie einfach eingeschlafen.
Mach Dir nichts draus und bleib trotzdem am ball.
hugo
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von hugo
als Antwort auf bernhard vom 12.01.2010, 13:37:04
hallo bernhard: "Ich finde es echt schade, dass diese Diskussion eingeschlafen zu sein scheint." (bernhard)

ich hab das Gefühl das du da nicht ganz unschuldig daran bist *g*.
Deine Eröffnung des Themas vom zweiten Leben hat die Massen scheinbar etwas abgelenkt oder ??

immerhin wird uns diese Steinbachdebatte noch nicht gänzlich verloren gehen, die Diskussionen gehen -bezüglich der Postenrangelei bei dieser komischen Stiftung- ja ständig weiter und sind in vielen Medien präsent.

siehe aktuelle Leserbriefe im Hamburger Abendblatt von heute

hugo

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