Innenpolitik Interview mit Putin

circe
circe
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Re: Interview mit Putin
geschrieben von circe
als Antwort auf slash vom 07.04.2013, 11:07:20
na, sicher ist das alles nicht in Ordnung! Und zum Glück kannst du bei keinen die Gedanken lesen! Aber es stellt sich doch die Frage; wer kann es besser? Das fängt doch schon in unserem kleinen überschaulichen Deutschland an!
Re: Interview mit Putin
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 07.04.2013, 10:49:22
Fragt sich nur, ob dies eine Folge oder eine Mitursache der politischen Verhältnisse ist.

Wie wär's mit beidem?
Im Grunde relativ; wenn das seit Jahrhunderten Usus dort ist, dann wird daran niemand etwas ändern.
Man lebt dort nach der Devise: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Für mich war das immer ein peinlicher Eiertanz, wenn ich jemandem 'etwas zukommen' lassen musste. Bewusst war mir nämlich, dass dieser Backschisch auf den Preis vorher aufgeschlagen wurde. Damit zahlte der Staat (das waren/sind ja alles Staatsbetriebe) und damit das arme Volk den 'Aufschlag'.
Aber ... willst du machen Geschäft, musst du trinken. Willst du machen großes Geschäft, must du viel trinken -Vodka aus Zahnputzgläsern-.
So ging das auch mit dem Backschisch.
Das ist in jenen Ländern vollkommene Normalität.
Jeder macht es, jeder weiss es.
Wer es nicht macht, der ist dumm.
Vereinfacht dargestellt jetzt mal.
Das kriegst du NIE raus.
Damit muss das Land leben.

Hinderlich war dann, dass in unserer BRD namentlich offengelegt werden musste, wann wem wieviel gezahlt wurde. Natürlich ein Schuss in den Ofen. Denn das wurde danach halt 'anders geregelt'.
Da wurde schon mal ein Pelzmantel für die Gattin im Schrank des Hotelzimmers gefunden. Oder der Schlüssel zu einem schönen Auto zufällig auf dem Nachttischchen deponiert.

Persönlich glaube ich nicht, dass man die Größe eines Landes als Entschuldigung für undemokratische Verhältnisse ansehen sollte.

Natürlich nicht. Aber es ist einfach nicht von Moskau aus durchsetzbar, dass in Alma Ata oder Ulan Bator eine Turnhalle nach einem bestimmten Muster gebaut werden muss. Die Almas pfeifen darauf. Die haben schon ganz andere klimatische Bedingungen, die von Moskau aus nicht mal erkannt werden können (oder wollen).
Und die in Wladiwostok oder Chabarovsk die kümmern sich nen Dreck um das Zeugs aus Moskau. Das sind mal locker 8 Stunden Flugzeit.
Natürlich bauen sie dort U-boote nach Moskau- Vorgaben.
Aber das ist militärischer Bereich, den kann man nicht vergleichen mit zivilen Belangen des Volkes. Und Moskau ist sooooo weit weg...

Ich staune immer wieder wie die Chinesen es geschafft haben, über so lange Zeit eine einheitliche Sprache beizubehalten (Mandarin & Kanton).
Auch das ging nur mit Druck. Und dauerte und dauerte...
Und China ist groß. Sehr groß.

Dasselbe sollte ansonsten auch für die USA, Kanada, Brasilien oder Australien gelten. Wenn die Gesellschaft von unten bis oben demokratisch organisiert wäre, würde das auch in Russland funktionieren.

USA? einheitliche Gesetze? Nee, nich doch, schon die Steuern sind unterschiedlich von Land zu Land. Und dann gibt es noch in einigen ihrer Länder (Texas, Californien,...) die Todesstrafe.
Also 'die Amies' haben ihre Größe durchaus nicht durchgehend im einheitlichen Griff. Was ja Voraussetzung für totale Demokratie wäre.
Aber sie haben immer noch die beste?
Auch dort hat der Heilige Bürokratius das Land fest im Griff.
Dennoch sind die Freiheiten dort viel weiter gefasst, als zB hier in der BRD. Besonders angesichts dessen, daß dort viele unterschiedliche Bevölkerungsgruppen aus aller Herren Länder anzutreffen sind.

Und diese durchgehende Einheitlichkeit wird Russland allein aufgrund der Größe nie erreichen können. In 'Russland' geht die Sonne nie unter.
Da muss sich der eine oder andere schon mal ducken und sich zufrieden geben mit einer Sache, die ihm persönlich nicht gefällt. Im Sinne der Gemeinschaft. Für unser demokratisches Verständnis unvorstellbar, aber auch mir gefällt hier in der EU nicht alles. Ich 'fresse' es trotzdem, des lieben Friedens wegen.

Russland ist im Wandel. Ein solch großer Dampfer braucht offensichtlich viel Manövrierzeit. Hoffen wir, dass wenigstens der richtige Kurs eingestellt ist. Daran darf man aber auch berechtigten Zweifel hegen und äußern.

da capo!
Der nach unserem Verständnis richtige Kurs muss jedoch nicht unbedingt der für das betroffene Volk richtige sein. Und das kann man nicht ändern. Auch nicht in 2000 Jahren. In Baku herrschen nun mal andere (nicht nur klimatische) Bedingungen als in Novosibirsk. Aber man kann das beste daraus machen. Nur - mit Gewalt und Terror geht das nicht.
Jedoch hat jedes Volk das Recht -gar die Pflicht-, seine unfähige Regierung auch mit Gewalt in die Wüste zu schicken.
Und dagegen 'kämpft' Moskau wieder.
Eine Endlosschleife.

Wir sollten uns nicht vom Minenspiel russischer oder chinesischer Menschen verleiten lassen, daraus etwas für uns 'Westler' Gewohntes ableiten zu können.
Für uns sind das mehr oder weniger Pokerfaces, besonders Chinesen.
Meine Erfahrung ist, dass sie weitaus! höflicher und zuvorkommender sind als 'Westler'. Sie versuchen, ihr Gesicht zu wahren. Es ist das Schlimmste, wenn einem aus den Kulturkreisen das Gesicht genommen wird, sprich er öffentlich blamiert wird. Das geht schon mal gar nicht.
Dieses Thema ist in Westen nicht so gravierend; hier blamiert man sich schon mal. Na und? Morgen steht ein anderer Dämel auf.
Das geht in jenen Ländern NICHT; das ist dort tödlich.
Also nicht verleiten lassen von einem unbekannten Minenspiel oder gar von der Körpersprache.

Und es haben durchaus nicht alle Chinesen das selbe Gesicht. Das haben sie nur in den ersten Tagen nach der Einreise in China. Dann erkennt man sie auch individuell schon an ihrer (Aus-)Sprache.

Im übrigen bin ich der Meinung, dass eine Demokratie wie wir sie uns vorstellen, nicht funktionieren kann. Es gibt zu viele individuelle Interessen, die nie unter einen Hut zu bringen sind.
Man beachte die hitzigen Diskussionen im ST über eine Knopf, der zum Bilderladen umgebettet wurde. Motto: Viele Köche verderben den Brei.

Deshalb bin ich meinungsmäßig durchaus für eine 'gemäßigte Diktatur' (nach dem Beispiel Englands?). Einer Diktatur schlauer -wirklich schlauer, fähiger- Köpfe.
Aber haben wir das nicht schon mit unseren gewählten schlauen Köpfen in Berlin & Co? Oder sitzen da nur Pfeifen, die Donnerstag mittags auf Heimreise gieren?
silhouette
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Mitglied

Re: Interview mit Putin
geschrieben von silhouette
als Antwort auf Karl vom 07.04.2013, 10:49:22


Persönlich glaube ich nicht, dass man die Größe eines Landes als Entschuldigung für undemokratische Verhältnisse ansehen sollte. Dasselbe sollte ansonsten auch für die USA, Kanada, Brasilien oder Australien gelten. Wenn die Gesellschaft von unten bis oben demokratisch organisiert wäre, würde das auch in Russland funktionieren.

Karl
geschrieben von karl


Da bin ich derselben Meinung. Länder, die flächenmäßig auch nicht gerade klein sind, darüber hinaus aber die höchsten Bevölkerungsdichten, Bevölkerungswachstumsraten und Wirtschaftswachstumsraten aufweisen, gleichzeitig aber in langen, festen Traditionen und Kulturen verhaftet sind, sind viel schwerer zu regieren: China und Indien, und in Indien geht es ja noch recht demokratisch zu. Die Entfernungen sind im Zeitalter der Internetkommunikation total nebensächlich.

Sogar vor dem Internet, als es nur Fernsehen gab, konnten Kinder in den einsamsten Regionen von Kanada, Australien, Skandinavien....... eine normale Schulausbildung zuhause am Fernseher bekommen.

Zurück zum Interview, wenn wieder ein Sachbeitrag möglich ist? Es war wieder eine der finsteren Stunden des "neuen deutschen Tschornalismus". Es erinnerte mich an das Interview von Schausten-Deppendorf bei Wulff, wo Schausten auf die (Gegen-)Frage von Wulff nach der Bezahlung von Übernachtungen bei Freunden behauptet hat, sie würde den Freunden das bezahlen. Das war so etwas von stümperhaft. Ich habe eigentlich damit gerechnet, dass sie beim ZDF rausfliegt, zumindestens aus der Position der Chefin der Berliner Vertretung. Nix.Die gesamte geschriebene Presse hatte am nächsten Tag etwas zu feixen, das war's.

Das besondere Schmankerl des Interviews: ein Dolmetscher, der kaum verständlich spricht. Auch so etwas hätte früher bei den Sendern keinen Fuß auf die Erde bekommen. Das liegt daran, dass dort jetzt "Kollegen" beschäftigt werden, die zu Dumping-Preisen arbeiten, weil sie auf dem Freiberuflermarkt nicht beschäftigt werden, aus Qualitätsgründen. Aber den Sendern ist es wichtig, hier ein paar Hundert Euro zu sparen.
Damit sie dann für so eine Kulturschande wie Cindy im Miss-Piggy-Kostüm hohe fünfstellige Summen hinblättern können.

Merkst was? Das europäische Kultur- und Bildungsproblem muss noch viel offensichtlicher werden, aber ob dann noch etwas Grundlegendes zu revidieren ist?

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slash
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Re: Interview mit Putin
geschrieben von slash
als Antwort auf silhouette vom 07.04.2013, 12:14:05
@digizar,
erlaube mir nachzufragen:
Meinst du das Minenspiel oder das Mienenspiel in deinem vorstehenden Beitrag? Letzteres wäre mir angenehmer...

...
slash
silhouette
silhouette
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Re: Interview mit Putin
geschrieben von silhouette
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.04.2013, 11:59:50


Natürlich nicht. Aber es ist einfach nicht von Moskau aus durchsetzbar, dass in Alma Ata oder Ulan Bator eine Turnhalle nach einem bestimmten Muster gebaut werden muss. Die Almas pfeifen darauf.

Uuups, hast du da mal reingeschaut?
Die Mongolei russisch?
Kasachstan russisch? Das war mal eine Sowjetrepublik.
Die dürfen pfeifen.
Re: Interview mit Putin
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf slash vom 07.04.2013, 12:21:33
Natürlich meine ich keine Tretminen,
sondern die Miene die man macht, wenn man in vorige reingetreten hat.
Aufmerksam gelesen !

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clara
clara
Mitglied

Re: Interview mit Putin
geschrieben von clara
Gegen Ende des Interviews verhaspelte sich Putin bei seiner Stellungnahme zur Aussage von Medwedew, die sinngemäß lautet: "Über die Entwicklung der Demokratie in Russland wird man erst in 100 Jahren wirklich urteilen können." Er schien diese Aussage gar nicht zu kennen, was sein nicht ganz ungestörtes Verhältnis zu Medwedew zeigt.

Sehr wichtig scheinen Putin auch die vom Ausland an die Opposition zur Verfügung gestellten Gelder zu sein. Er ritt lange auf diesem Thema herum, ließ sogar Unterlagen in den Raum bringen. Opposition passt ihm überhaupt nicht, allenfalls die von ihm zugelassene Opposition und genehme Themen bei Demonstrationen toleriert er. Man weiß, mit welchen Methoden Opposition in Russland immer noch unterdrückt wird. Sein wortreiches Statement, dass Opposition zur Demokratie gehört, nehme ich ihm so nicht ab.

Sicher gibt es in den abgelegenen Provinzen der russ. Föderation noch alte Parteigenossen mit den alten Vorstellungen, noch kennt das russische Volk keine wirkliche Demokratie, so dass "Zar" Putins Politik von Vielen akzeptiert wird. Immerhin haut Putin nicht wie Chruschtschow mit dem Schuh auf den Tisch! Sehr selbstbewusst wirkt er auch.

Clara
dunkelgraf
dunkelgraf
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Re: Interview mit Putin
geschrieben von dunkelgraf
als Antwort auf clara vom 07.04.2013, 13:09:58
Man könnte auch den Satz formulieren "Über die Entwicklung der Demokratie in Deutschland wird man erst in 100 Jahren wirklich urteilen können."

Es ist sehr belustigend und auch traurig die Kommentare zu dem Interview hier zu lesen. Ich nahm an, daß die Arroganz und Dummheit dieses Journalisten für jeden offenbar wird. Aber die Beiträge lassen erkennen, daß unsere Bürger sehr voreingenommen sind und sich einbilden, nur unser Staat ist demokratisch, und die anderen müssen von uns lernen. Und solch eine Haltung verabscheue ich. Immerhin sagte Altkanzler Schröder noch, Putin wäre ein lupenreiner Demokrat. Vielleicht hat er übertrieben, aber er ist auf alle Fälle nicht weniger Demokrat als unsere unselige Kanzlerin. Nein, wir haben die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen, aber 80% der Deutschen tun so. Es gibt verschiedene Formen der Demokratie. Demokratie heißt Herrschaft des Volkes. Und da sind die westlichen Länder meilenweit von entfernt. Wer sagt denn eigentlich, daß man unbedingt solche albernen Wahlformen wie beispielsweise in der BRD und in den USA haben muß? Wer bestimmt denn eigentlich, daß zur Demokratie unbedingt eine Opposition gehören muß?
circe
circe
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Re: Interview mit Putin
geschrieben von circe
als Antwort auf dunkelgraf vom 07.04.2013, 14:53:56
selten, wirklich selten sind wir einer Meinung, aber dieses Mal passt es! Gruß circe
slash
slash
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Re: Interview mit Putin
geschrieben von slash
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.04.2013, 11:59:50
Denke ich an Putin, fällt mir Gerhard Schröder ein, seines Zeichens Ex- Kanzler der BRD.
Bei Schröder fällt mir dann Gasprom ein.
GAsprom zählt zur Wirtschaft Rußlands, zu den Netzwerken mit Korruption, organisierter Kriminalität und Geheindiensten, mit Verbindung zur profitorientierten deutschen Konzernen und Banken.
Schröder selbst glaubte einst an eine rechtsstaatliche Entwicklung Rußlands, an Menschenrechte, die bis dato mit Füßen getreten werden. Noch immer gibt es Entführung, Folter und Mord, alles im Namen Väterchen Rußlands, zum Wohle gleichnamigen Väterchens.
Rußland ist nicht so groß, dass man nicht für Rechtstaatlichkeit sorgen könnte, in einem gewissen Maße; mir fehlt der Glaube daran.

...
slash

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