Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Wahlsonntag 26 September 2021

Innenpolitik Wahlsonntag 26 September 2021

MarkusXP
MarkusXP
Mitglied

RE: Wahlsonntag 26 September 2021
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf aixois vom 30.09.2021, 01:17:27
Die "wir sind das Volk" Demonstranten wollten Freiheit, Demokratie, die Mehrheit der Nicht-Demonstranten wollte aber die DM (kommt die D-Mark bleiben wir ...). DM ohne kapitalistische Wirtschaftsordnung gab es nicht.

Sie kam die DM und mit ihr statt einer gleichberechtigten Vereinigung zweier deutschen Staaten kam der 'Beitritt', der Anschluss an den Westen mit all dem was dazugehört.
....

Aber da war der Zug schon abgefahren, wahrscheinlich gabs ohnehin nur den einen auf dem Fahrplan, in dem Platz für alle war.
...
aixois
Als die Tür in Richtung Wiedervereinigung aufgestoßen war, haben die Dinge ihren Lauf genommen. Der Druck kam von den Ostdeutschen und von den Westdeutschen "Patrioten"! Niemand wusste ja wie lange die Möglichkeit bestehen blieb, diese Revolution war ja gewaltfrei! Nach der Auflösung des "Warschauer Pakts ( 1991 ) hat sich ja gezeigt, wie schnell sich ( ein großer Teil ) der Mitgliedsstaaten anders orientiert hat.

Ein Bündnis zwischen DDR und Bundesrepublik kann ich mir kaum vorstellen! Es hätte sich wahrscheinlich eine ähnliche Situation ergeben wie vor dem Mauerbau ... die DDR wäre noch mehr ausgeblutet, es wäre in kurzer Zeit zu einer halben Völkerwanderung gekommen, mit riesigen Problemen für Ost und West.

Allerdings gab es ja vor 1989 schon die EWG, später dann die EG. Die Mitgliedsländer waren schon eng zusammen gerückt, waren auf dem Weg zu annähernd gleichen wirtschaftlichen Lebensverhältnissen.

Mit der Osterweiterung fing dann das Chaos an, so wie wir es heute haben! Wie da jemals eine gemeinsame politische Sprache kommen soll ist mir ein Rätsel!

Die Krönung war dann der Euro, wo ohne eine Wirtschaftsunion Staaten unter einer Währung zusammengespannt wurden, die kaum kompatibel sind! 

Es ist historisch eindeutig: ohne eine Deutsche Wiedervereinigung wäre die Europäische Geschichte vollkommen anders verlaufen! Wir haben wir seit 75 Jahren einen sicheren Frieden in Europa ... allein das ist schon ein Erfolg der Politik!
MarkusXP
olga64
olga64
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RE: Wahlsonntag 26 September 2021
geschrieben von olga64
als Antwort auf MarkusXP vom 30.09.2021, 00:38:32
 

Es ist ein Missverständnis, wer meint "der ganze Osten Opfer und der ganze
Westen Täter" . So ist es nicht.


 
Für mich (  Bj. 1953 ) war die DDR Ausland, zweifellos hatte man die selbe Sprache, so auch wie in Österreich, in Teilen der Schweiz oder in Luxemburg. Es hätte aus meiner Sicht auch zwingend keine Wiedervereinigung geben müssen ... zwei Staaten haben da über Jahrzehnte ihren Weg gemacht ... ich wäre da nicht in vorderster Front marschiert, kann es ja nur vom Westen her beurteilen!

Jetzt haben wir den Salat! Wir sind wieder-vereinigt, eine historische Wahrheit stellt ihre Aufgaben an die Politik! .... ich war nicht scharf darauf!
MarkusXP
So war die Einstellung vieler Westdeutscher, praktisch von Gleichgültigkeit geprägt und grosser Skepsis, was da alles nachkommen wird.
Ausnahmen bildeten die Westdeutschen, die persönliche Beziehungen in dieses Land DDR hatten und diese lange Jahre auf Päckchenbasis pflegen mussten, bzw. durch Besuche,die sie auch mit den grossen Schikanen an den Grenzen überwinden mussten.
Bei mir persönlich und studentischen Freunden war es in den 60er Jahren noch ein wenig anders. Wir waren alle politisch sehr links geprägt und "mussten" alles gut finden, was sich auf dieser Ebene abspielte. Ich erinnere mich gut an meinen ersten Besuch in Ostberlin, ebenfalls zuerst mit ziemlichen Schikanen S-Bahn-Station Friedrichstrasse und einem permanenten Gruselgefühl.
DAnn sahen wir diese "graue Stimmung" und da Winter war, rochen wir die schlechte Luft von den Heizungen und wenigen Autos, die da mit viel Dampf rumfuhren.
Da wir für diese Besuche Eintritt zahlen mussten (also Zwangsumtausch) mussten wir auch versuchen,das Geld wieder los zu werden, was nicht so einfach war.
Buchhandlungen boten sich an; auch Theaterbesuche, die wir vom Preis her unheimlich billig fanden.
Tja und dann die Restaurantbesuche: lange Schlangen an der Türe, aber irgendwie sah man uns wohl an, woher wir kamen. Ohne Wartezeit wurden wir ins Restaurant geleitet, bekamen einen Tisch und sehr, sehr grosse Portionen an Essen.
Dann mussten wir schnell wieder raus, da ja viele auf den Tisch warteten.
Wir waren noch so links eingestellt ,dass wir vorgaben, dies alles erstrebenswert zu finden, obwohl so eine sichtbare Bevorzugung von Westdeutschen im Restaurant natürlich zum Nachdenken anregte.
Bei vielen weiteren BEsuchen ergänzte sich das Bild, da wir damals auch mit jungen DDR-Leuten insGEspräch kamen und natürlich so einiges erfuhren, was sich hinter der "antifaschistischen Mauer" so abspielte.
Das war dann die Phase, wo wir froh waren, wieder rauszukommen und die Grenzen in die BRD, bzw. Westberlin unbeschadet überwunden zu haben.
In meiner ERinnerung waren es immer sächsisch sprechende Leute, die uns beim "Übertritt" besonders schikanierten - seitdem erweckt dies meine Erinnerungen an diese Zeit, wenn ich auf jemanden treffe, der oder die so sprechen.
Ist aber alles vorbei und auch nicht mehr änderbar und meine Hoffnung ist sehr grosse, dass weitere, nachfolgende Generationen wirklich was Gutes daraus machen. Unbelastet von eigenen Erinnerungen, die vermutlich bei Ostdeutschen irgendwann in blühende Nostalgie umschlagen muss, um seine eigene Identität zu bewahren - aber davon sind ja heute schon jüngere Leute nicht mehr betroffen. Olga
wandersmann
wandersmann
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RE: Wahlsonntag 26 September 2021
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf MarkusXP vom 30.09.2021, 00:38:32

 
Für mich (  Bj. 1953 ) war die DDR Ausland, zweifellos hatte man die selbe Sprache, so auch wie in Österreich, in Teilen der Schweiz oder in Luxemburg. Es hätte aus meiner Sicht auch zwingend keine Wiedervereinigung geben müssen ... zwei Staaten haben da über Jahrzehnte ihren Weg gemacht ... ich wäre da nicht in vorderster Front marschiert, kann es ja nur vom Westen her beurteilen!

Jetzt haben wir den Salat! Wir sind wieder-vereinigt, eine historische Wahrheit stellt ihre Aufgaben an die Politik! .... ich war nicht scharf darauf!
MarkusXP
Respekt MarkusXP!
Solch offen ausgesprochene Ansichten zum Thema begegnen mir sehr selten.
Vermutlich würde ich ähnlich denken, wäre ich drüben im Westen aufgewachsen.
Dass ich aber im Osten sozialisiert wurde, dafür konnte ich nichts. Ich hatte einfach nur Glück.

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olga64
olga64
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RE: Wahlsonntag 26 September 2021
geschrieben von olga64
als Antwort auf wandersmann vom 30.09.2021, 17:41:45

Tja, Wandersmann  - diesen "persönlichen Glücksfaktor" haben Sie schon öfters erwähnt. Vermutlich sind Sie sehr stolz darauf, dass Ihnen diese Formulierung eingefallen ist.
Nur für mich stellt sich dann die Frage, warum Sie ihre glückliche und vielleicht auch noch zufriedene Mentalität zu geschickt zu verbergen wissen. Oder ist das Glück seit mehr als 30 Jahren auf Nimmerwiedersehen verschwunden und Sie zehren immer noch an diesem längst vergangenen Zustand,d en Sie dann durch Häme und oft unvollständige, historische Tatsachen zu kompensieren versuchen? Olga

lupus
lupus
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RE: Wahlsonntag 26 September 2021
geschrieben von lupus
als Antwort auf Der-Waldler vom 30.09.2021, 09:09:59

Hallo Waldler
Selbst, wenn du große Zustimmung bekommst, erlaube ich mir wenige Einwände.

Der DDR-Bürger war in der Regel besser informiert über die Bundesrepublik als umgekehrt.
Beispielhaft meine Kontakt mit einer als Dozentin angereisten Fachkollegin aus Freiburg mit erstaunlicher Unkenntnis über DDR-Verhältnisse.

Hier wurde geschrieben „für mich war die DDR Ausland“ und für mich war die Bundesrepublik unerreichbares Deutschland. Diese Aussagen könnten schon etwas allgemeingültig sein.

Der als Vergleich gedachte Bericht von deinem Opa Iwan mit stark russischem Akzent sicher zu dem wie es einen eingereisten Arbeiter aus der DDR hätte ergehen können halte ich für etwas weit hergeholt, wobei ein nach Bayern eingereister Sachse beispielsweise sicher nicht empfindlich im Alltag und Beruf sein durfte.

lupus
 

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Wahlsonntag 26 September 2021
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf lupus vom 30.09.2021, 19:01:18

Hallo, Lupus,

ich sehe in Deinen Ausführungen keine Einwände, nur wichtige Ergänzungen, denen ich zustimme.

LG & schönen Abend

DW


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olga64
olga64
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RE: Wahlsonntag 26 September 2021
geschrieben von olga64
als Antwort auf lupus vom 30.09.2021, 19:01:18
 
 
Der DDR-Bürger war in der Regel besser informiert über die Bundesrepublik als umgekehrt.



lupus
 
Das ist sicher richtig, ist aber,bzw. war auch früher, immer eine Sache, woran jemand interessiert war.
DDR-Menschen haben m.E. sehr viel Westfernsehen goutiert (je nachdem, wo ihnen dies empfangstechnisch möglich war) - umgekehrt kannte ich nie jemanden im Westen,der Ostfernsehen angesehen hatte.
Und bei Reisen von Westdeutschen in die DDR wurden jeweils so starke Hürden aufgebaut (die nur während Messezeiten in Leipzig etwas gemildert waren),dass man daran schnell die Lust verlor.
Es war für uns einfacher, z.B. nach Westberlin zu fliegen, damit man diesen Transit- und Grenzschikanen aus dem Wege gehen konnte. Und von dort mit der S-Bahn nach Ostberlin. Dort gelang es dann auch oft (unter uns jungen Leuten) dass man KOntakte zu ebensolchen DDR-Menschen aufnehmen konnte auf eine irgendwie konspirative Art und Weise in einer Wohnung oder einem Keller, wo man aber schon vorher instruiert wurde, nicht mit einem Auto mit West-Kennzeichen vor dem Haus zu parken.
Und dann wurden wir schon informiert - teilweise stehe ich noch heute mit diesen Menschen im Kontakt, was ja seit mehr als 30 Jahren eine einfache Sache ist. Olga

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